Deutsche Muslime: Verständnis für Angst von Juden

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, hat Verständnis für die Sorgen von Juden im Land geäußert. Die Ängste seien „berechtigt“, sagte er der „Berliner Zeitung“ vom Freitag.

Mazyek reagierte damit auf Äußerungen des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Dieser hatte am Donnerstag angesichts des wachsenden Antisemitismus das Tragen der jüdischen Kopfbedeckung Kippa in manchen Vierteln in Frage gestellt - mehr dazu in Zentralrat der Juden: Keine Kippa in „Problemvierteln“. Die Kippa ist eine kleine, runde Mütze, die von männlichen Juden getragen wird.

Mazyek: Feindlichkeit gemeinsam begegnen

Die Sorge über zunehmenden Antisemitismus in Europa hatte zuletzt unter anderem durch die Anschläge in Frankreich und Dänemark neue Nahrung erhalten. Mazyek sagte der Zeitung, Angriffe auf Juden seien „ein Angriff auf unsere Gesellschaft“. Er plädierte dafür, in einer Zeit, in der auch die Islamfeindlichkeit zunehme, den antisemitischen und antimuslimischen Strömungen gemeinsam entgegenzutreten.

Die Zahl antisemitischer Straftaten hat im vergangenen Jahr in Deutschland stark zugenommen. Wurden 2013 788 Fälle registriert, im vergangenen Jahr waren es 864 - ein Anstieg von rund zehn Prozent. Das teilte die Amadeu Antonio Stiftung der Zeitung „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag) mit. Die Stiftung beruft sich auf Zahlen der deutschen Bundesregierung, die bisher noch nicht veröffentlicht wurden.

Kritik an Behörden

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe (SPD), sagte der „Rhein-Neckar-Zeitung“ vom Freitag unterdessen, wenn sich Juden in Deutschland nicht mehr mit Kippa in bestimmte Viertel trauten, sie das „ein Armutszeugnis und beschämend“. Die Behörden hätten es bisher „dem Zufall und freiwilligen Initiativen überlassen, sich um die Bekämpfung zu kümmern“.

Robbe warf Polizei und Staatsanwaltschaft beim Schutz der jüdischen Minderheit in Deutschland zum Teil Unsicherheit und Überforderung vor. „Nicht nur die Sicherheit Israels sollte deutsche Staatsraison sein, sondern auch der Schutz unserer jüdischen Mitbürger in Deutschland“, sagte er.

religion.ORF.at/APA/AFP

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