ARG: Kardinal verschafft Piusbrüdern offiziellen Status

Die von Rom getrennte „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ (FSSPX; Piusbrüder) erhält in Argentinien den Status einer juristischen Person zuerkannt. Dies berichtet die katholische Presseagentur „ACI Prensa“ am Montag (Ortszeit).

Damit gaben die staatlichen Behörden einem Antrag von Kardinal Aurelio Poli statt. Der Nachfolger des heutigen Papstes Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires habe die Piusbrüder als katholischen Orden („Institut des geweihten Lebens“) angeführt und beim Sekretariat für religiöse Angelegenheiten der argentinischen Regierung eine entsprechende staatliche Registrierung beantragt, so ACI.

Offizieller Status der Piusbrüder in Argentinien

REUTERS/Enrique Marcarian

Kardinal Aurelio Poli hat beim Sekretariat für religiöse Angelegenheiten der argentinischen Regierung eine staatliche Registrierung beantragt

Keine kirchenrechtlichen Auswirkungen

Die Piusbrüder selbst erklärten über ihr Portal DICI, auch wenn der Kardinal die Maßnahme zweifellos mit dem Papst abgestimmt habe, handle es sich „ausschließlich um einen Verwaltungsakt im spezifischen Kontext der Republik Argentinien“. Er habe keine kirchenrechtlichen oder kirchendisziplinarischen Auswirkungen für die Gesamtkirche.

Die FSSPX ist seit 1988 von Rom getrennt. Sie wurde 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet und lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Streitpunkte sind vor allem Liturgie, Religionsfreiheit und Ökumene. Die Konzilslehren hätten die Tradition der Kirche zerstört, so Lefebvre, der selbst als Ordensoberer am Konzil teilnahm. Die Piusbruderschaft sieht sich als Bewahrerin der Tradition der „Heiligen Römischen Kirche“.

Entzug der kirchenrechtlichen Zulassung

Anfangs kirchlich anerkannt, zeigten sich die Piusbrüder zunehmend antikonziliar. 1975 entzog Rom ihnen die kirchenrechtliche Zulassung. Als Lefebvre 1988 ohne päpstliche Zustimmung vier Priester seiner Bruderschaft zu Bischöfen weihte, zogen sich alle fünf die Exkommunikation zu. Die Weihen Lefebvres sowie die der von ihm Geweihten sind nach dem Kirchenrecht zwar unrechtmäßig, aber gültig.

Papst Benedikt XVI. (2005-2013) nahm Gespräche über eine mögliche theologische Einigung mit der Bruderschaft auf. Dafür hob er 2009 die Exkommunikation der Bischöfe der FSSPX auf. Diese haben damit die Rechte katholischer Laien; die Ausübung kirchlicher Ämter ist ihnen aber weiter untersagt. Der Gesprächsprozess kam im Frühjahr 2012 zum Stillstand.

Rückkehr der Brasilianer

Allerdings kam es in Lateinamerika örtlich auch zu einer Rückkehrbewegung. So kehrte eine Gruppe der brasilianischen Piusbrüder zu Rom zurück. Der Vatikan gewährte ihr den Status einer Apostolischen Präfektur, die direkt dem Papst unterstellt ist.

In Argentinien unterhält die FSSPX in La Reja ein gut laufendes Priesterseminar. Es stand bis 2009 unter der Leitung des traditionalistischen Bischofs Richard Williamson (75). Als bekannt wurde, dass dieser in einem Interview den Holocaust geleugnet hatte und damit weltweite Proteste auslöste, drohten ihm die staatlichen Behörden mit Ausweisung, worauf sich der bischöfliche Regens in seine britische Heimat absetzte. Später schloss ihn die Piusbruderschaft aus ihren Reihen aus.

religion.ORF.at/KAP

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