Schönborn: „Song Contest mehr als nur Riesenshow“

Kardinal Christoph Schönborn hat das frühe Ausscheiden der „berührenden behinderten“ finnischen Musiker bedauert. Der orthodoxe Patriarch drückt dem russischen Act aus Angst vor „bärtigen Sängerinnen“ nicht die Daumen.

In seiner Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“ (Freitag-Ausgabe) verwies Schönborn auf die vereinende Kraft des „Eurovision Song Contest“ (ECS), der mehr sei als eine Riesenshow mit viel Glanz und Glamour. „Alle Völker Europas sind vertreten, mit ihrer Geschichte und ihrer Gegenwart, ihren Kriegen und Leiden, ihren Konflikten und Nöten. Aber jetzt in einer friedlichen Konkurrenz. Statt Waffenlärm ein Wettbewerb des Gesangs, der Musik“, schrieb der Kardinal.

ESC-Vergleich mit Pfingsten

Das frühe Ausscheiden der „berührenden behinderten“ finnischen Punk-Rocker „Pertti Kurikan Nimipäivät“ bedauerte der Kardinal. Es sei „leider ein Zeichen, dass ganz andere noch immer wenig Toleranz erleben“. Der Wiener Erzbischof sieht in „Heute“ eine Ähnlichkeit des ESC mit dem Pfingstfest, das am Sonntag gefeiert wird. „Auch damals“, vor 2.000 in Jerusalem, und 50 Tage nach der Auferstehung des Jesus von Nazareth, seien „Menschen aus allen Ländern - verschiedenste Sprachen“ - zur „Geburtsstunde der Kirche“, dem Empfangen des Heiligen Geistes, zusammengekommen.

Kyrill gegen „widernatürliche Werte“

Wenig positiv meldete sich hingegen der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., zu Wort. Er hoffe, dass Russland beim Eurovision Song Contest verliert - um den Anmarsch „bärtiger Sängerinnen“ in das Riesenreich im kommenden Jahr zu vermeiden, berichtete die Austria Presseagentur (APA). Die russische Vertreterin Polina Gagarina gilt jedoch als eine der Favoritinnen für die diesjährige ESC-Ausgabe, deren Finale am Samstag über die Bühne geht.

Es gelte, diese „widernatürlichen Werte im Bezug auf unsere Kultur“ zu verhindern, so Kyrill. „Wir müssen unseren eigenen Wettbewerb organisieren, der unsere Kultur befördert und der ganzen Welt zeigt“, forderte der Patriarch. Er nahm damit offenbar Bezug auf das Kreml-Projekt eines „Eurasischen Song Contest“.

Die polnische ESC-Vertreterin Monika Kuszynska, die seit 2006 nach einem Autounfall im Rollstuhl sitzt, tritt am Samstag mit ihrer Nummer „In The Name Of Love“ als erste Gehbehinderte beim Finale des ESC an. Die Katholikin vereint ein weites Spektrum von Fans hinter sich.

Polnische Sängerin hofft auf Gottes Hilfe

Ihre Conclusio lautet: „Wenn Du an Dich selbst glaubst und an die Hilfe von Gott, ist alles möglich.“ Das sei alles eine Kopfgeschichte. Dennoch sei der Körper natürlich nicht zu vernachlässigen. Sie habe nach ihrem Unfall praktisch eine gänzlich neue Gesangstechnik entwickeln müssen, seien doch viele ihrer Muskeln paralysiert worden: „Ich musste quasi alles von Null auf lernen. Alles war unterschiedlich.“

Als Zeichen ihres Aufbruchs habe sie sich dann ein Tattoo auf der linken Hand machen lassen. „Ich habe lange Zeit keine Verbindung zwischen mir und meiner Weiblichkeit gespürt und dass dann schließlich stechen lassen, um mir bewusst zu machen, dass ich immer noch eine Frau bin.“ Und nun habe sie ihren Ehemann Jakub Raczynski als Unterstützung in Wien mit dabei. Er habe auch ihr Lied geschrieben. „Der Song ist wie unser Kind - und wir sind sehr stolz auf ihn“, unterstrich Kuszynska.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: