Vatileaks 2: Prozess erneut vertagt

Der Prozess gegen fünf Personen wegen unerlaubter Veröffentlichung vertraulicher Dokumente über finanzielle Missstände im Vatikan ist am Montag fortgesetzt und kurz darauf vertagt worden.

Ein Datum für die Fortsetzung des neuerlich vertagten Verfahrens wurde nicht bekanntgegeben. Das Gericht will sich mehr Zeit nehmen, um die SMS zu prüfen, die die angeklagte PR-Agentin Francesca Chaouqui und der spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda ausgetauscht hatten.

Blick auf den Petersplatz

APA/EPA/Ettore Ferrari

Im Vatikan geht der Vatileaks-2 Prozess in die nächste Runde

Nächste Verhandlung hinter verschlossenen Türen

Die nächste Gerichtsverhandlung, deren Datum noch nicht feststeht, wird hinter verschlossenen Türen stattfinden. Dabei soll das Gericht den SMS-Wechsel zwischen den beiden Angeklagten prüfen.

Das Gericht beschloss, den vatikanischen Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, den Präsidenten der für die Vatikanbank IOR zuständige Kommission, Kardinal Santos Abril y Castello, sowie den päpstlichen Almosenmeister Konrad Krajewski als Zeugen zuzulassen, wie es Chaouqui gefordert hatte.

„Man stellt mich als Hexe dar, doch ich bin unschuldig“, beschwerte sich die 32-jährige Chaouqui und dementierte heftig eine sexuelle Beziehung zu dem mitangeklagten Balda, den sie wegen Verleumdung verklagt hat. Balda hatte gegenüber den vatikanischen Staatsanwälten eine Liebesbeziehung zu der PR-Beraterin gestanden.

Vatikan garantiert „ernsthaften Prozess“

Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, wies indes Vorwürfe zurück, der Vatikan garantiere weder Medienfreiheit noch einen fairen Prozess für die fünf Angeklagten. Die Justiz im Vatikan sei „seriös und kompetent“. Die Garantien für einen „ernsthaften Prozess“ seien vorhanden, versicherte Lombardi.

Chaouqui, Vallejo Balda und ein dritter Angeklagter, alle drei Ex-Mitglieder der vatikanischen Wirtschaftskommission COSEA, werden beschuldigt, den italienischen Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi vertrauliche Dokumente über Veruntreuung von Geldern im Vatikan zugespielt zu haben. Diese Informationen wurden in Sachbüchern der beiden Journalisten veröffentlicht, die vor einem Monat erschienen sind.

Italienische Journalisten als Aufdecker

Fittipaldi und sein Kollege Gianluigi Nuzzi hatten Anfang November Bücher veröffentlicht, in denen sie der Kurie eine maßlose Geldverschwendung vorwerfen. Sie stützen sich dabei auf Informationen, die ihnen zugespielt wurden.

Als mutmaßliche Informanten stehen zusammen mit ihnen der spanische Priester Lucio Vallejo Balda, dessen früherer Mitarbeiter Nicola Maio und die zeitweise für die Kurie tätige PR-Beraterin Fancesca Chaouqui vor Gericht. Wann weiterverhandelt wird, war zunächst nicht bekannt.

Vorwurf der Bildung einer „kriminellen Vereinigung“

Vor Gericht muss sich auch, Nicola Maio, verantworten, der wie Chaouqui und Balda früherer Mitarbeiter der Cosea-Kommission ist. Die drei werden von der vatikanischen Justiz beschuldigt, eine „kriminelle Vereinigung“ mit dem Ziel der Veröffentlichung von Dokumenten gebildet zu haben, die „wesentliche Interessen des Heiligen Stuhls und des Staates betreffen“. Den Prozess führt Gerichtspräsident Giuseppe Dalla Torrre zusammen mit drei weiteren Richtern.

Nuzzi wirft dem Vatikan in seinem jüngsten Buch „Alles muss ans Licht“ vor, ein System von Korruption, Günstlingswirtschaft, Privilegien und Geldwäsche zu unterhalten. Gegen ihn und Fittipaldi leitete die vatikanische Justiz ein Verfahren wegen „möglicher Beihilfe zur Verbreitung vertraulicher Informationen und Dokumente“ ein. Den Angeklagten drohen bis zu acht Jahren Haft.

Nach vatikanischem Recht bis zu acht Jahre Haft

Dutzende Kamerateams warteten auf die angeklagten Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi. Diese äußerten vor der Fortsetzung des Prozesses die Hoffnung, dass die vatikanische Justiz die Verteidigungsrechte respektieren werde. Den Angeklagten drohen bis zu acht Jahren Haft.

Chaouqui, Vallejo Balda und ein dritter Angeklagter, alle drei Ex-Mitglieder der vatikanischen Wirtschaftskommission COSEA, werden beschuldigt, den Journalisten vertrauliche Dokumente über Veruntreuung von Geldern im Vatikan zugespielt zu haben. Diese Informationen wurden in Sachbüchern der beiden Journalisten veröffentlicht, die vor einem Monat erschienen sind.

Pflichtverteidiger des Vatikans

Der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, versicherte, dass den Angeklagten Recht auf Verteidigung garantiert werde. Er reagiert somit auf Vorwürfe der angeklagten Journalisten. Diese hatten sich darüber beschwert, dass ihnen Pflichtverteidiger des Vatikans aufgezwungen worden seien, da ihre Anwälte nicht von der vatikanischen Justiz anerkannt seien.

Parolin betonte, angesichts des Vatileaks 2-Skandals sei der Wille zur Umsetzung von Reformen im Vatikan noch stärker geworden. Wichtig sei „Transparenz und Ehrlichkeit“ zu garantieren, sagte Parolin nach Angaben italienischer Medien.

religion.ORF.at/APA/dpa

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