Zeitung: Prälat hatte Kontakt zu Chinas Geheimdienst

Im vatikanischen Prozess um die illegale Weitergabe vertraulicher Dokumente an zwei Journalisten durch Vatikan-Insider ist es laut „La Repubblica“ zu weiteren Enthüllungen gekommen.

Der angeklagte Geistliche Lucio Angel Vallejo Balda soll chinesischen Geheimdiensten falsche ärztliche Attests über den Gesundheitszustand von Papst Franziskus übergeben haben, geht aus Akten des Prozesses laut der Onlineausgabe Tageszeitung „La Repubblica“ am Freitag hervor.

Angeblich Übergabe in Dubai

Die Übergabe der Dokumente soll in Dubai erfolgt sein, wohin Balda zwischen Dezember 2014 und Jänner 2015 in Begleitung des skandalumwitterten Ex-Carabinieri-Hauptmanns Giuseppe De Donno gereist sei. Den chinesischen Geheimdienstagenten habe Balda Files mit den Ergebnissen eines Elektrokardiogramms und der Blutanalysen seiner 82-jährigen Mutter übergeben. Dabei hatte er den Namen der Mutter durch jenen von Jorge Mario Bergoglio ersetzt. Das Blatt berichtete, dass die vatikanischen Ermittler in Baldas PC Files der Flugtickets für die Reise nach Dubai und der ärztlichen Attests der Mutter entdeckt habe.

(V. li. n. re.:) Gianluigi Nuzzi, Emiliano Fittipaldi, Francesca Chaouqui und Prälat Angelo Lucio Vallejo Balda zum Prozessauftakt im Vatikan

L'Osservatore Romano/Pool Photo via AP

(V. l. n. r.:) Gianluigi Nuzzi, Emiliano Fittipaldi, Francesca Chaouqui und Prälat Angelo Lucio Vallejo Balda zum Prozessauftakt im Vatikan

De Donno bestätigte laut „La Repubblica“, dass er mit Balda nach Dubai gereist war. Der Prälat habe dort jedoch lediglich Vertreter einer karitativen Organisation treffen wollen. Es sei absurd, zu glauben, dass Balda Vertreter chinesischer Geheimdienste getroffen habe, sagte De Donno.

Passwort-Weitergabe und Liebesnacht

Am Montag hatte der spanische Priester gestanden, den italienischen Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi 87 Passwörter für den Zugang zu vertraulichen Unterlagen einer päpstlichen Untersuchungskommission zu wirtschaftlichen Missständen (COSEA) im Vatikan zugespielt zu haben. Zugleich hatte er von einer Liebesnacht in Florenz mit der mitangeklagten italienischen PR-Beraterin Francesca Chaouqui berichtet.

Der sogenannte „Vatileaks 2“-Prozess war am vergangenen Samstag nach dreimonatiger Unterbrechung wieder aufgenommen worden. Nach drei Gerichtsverhandlungen wurde der Prozess inzwischen auf den 6. April vertagt. Vallejo Balda, der hauptberuflich Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls war, wurde Anfang November von der vatikanischen Gendarmerie festgenommen. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

religion.ORF.at/APA

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