Priester im „Vatileaks-Prozess“: „Fühlte mich bedroht“

Der in der „Vatileaks 2“- Affäre angeklagte Geistliche, Lucio Angel Vallejo Balda, sagte am Mittwoch im Prozess aus, er habe sich von den italienischen Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi „bedroht gefühlt“.

Im vatikanischen Prozess um die illegale Weitergabe vertraulicher Dokumente an zwei Journalisten hat der angeklagte Vallejo Balda nach seinem Geständnis am Dienstag die Beweggründe für den Geheimnisverrat geschildert. „Direkte und konkrete Drohungen“ von Seiten der beiden Journalisten habe es allerdings nicht gegeben, so der spanische Priester vor dem vatikanischen Gericht.

In einem „Angstzustand“ habe er jedoch einige Äußerungen so gedeutet, als wüssten beide etwas über seine Person, das ihn erpressbar mache, antwortete er auf Fragen der Anwälte der beiden ebenfalls angeklagten Journalisten. Direkt bedroht wurde Vallejo Balda nach seiner Darstellung hingegen von der mitangeklagten italienischen PR-Fachfrau Francesca Chaouqui.

(V. li. n. re.:) Gianluigi Nuzzi, Emiliano Fittipaldi, Francesca Chaouqui und Prälat Angelo Lucio Vallejo Balda zum Prozessauftakt im Vatikan

L'Osservatore Romano/Pool Photo via AP

(V. li. n. re.:) Gianluigi Nuzzi, Emiliano Fittipaldi, Francesca Chaouqui und Prälat Angelo Lucio Vallejo Balda zum Prozessauftakt im Vatikan

Die Hochschwangere kündigte in der rund siebenstündigen Sitzung an, dass sie eine Aussetzung des Prozesses beantragen werde. Sie müsse sich am Donnerstag einer Operation unterziehen, um eine Frühgeburt zu verhindern. Im Laufe der Sitzung verließ die offensichtlich geschwächte Angeklagte vorübergehend den Gerichtssaal.

Liebesnacht und Datentransfer gestanden

Am Montag hatte der spanische Priester gestanden, Fittipaldi und Nuzzi 87 Passwörter für den Zugang zu vertraulichen Unterlagen einer päpstlichen Untersuchungskommission zu wirtschaftlichen Missständen (COSEA) im Vatikan zugespielt zu haben - mehr dazu in Priester gestand Weitergabe geheimer Dokumente. Zugleich hatte er von einer Liebesnacht in Florenz mit der mitangeklagten italienischen PR-Beraterin Francesca Chaouqui berichtet.

Der sogenannte Vatileaks-2-Prozess war vergangenen Samstag nach dreimonatiger Unterbrechung wiederaufgenommen worden. Die nächste Sitzung ist für Freitag vorgesehen.

Vallejo Balda droht Haftstrafe

Vallejo Balda war Sekretär und damit zweiter Mann der COSEA-Kommission, Chaouqi war ebenfalls Mitglied des Gremiums. Fittipaldi und Nuzzi veröffentlichten Anfang November Enthüllungsbücher über Missmanagement und angebliche Geldverschwendung im Vatikan, die sich auf vertrauliche Unterlagen dieser Kommission stützten.

Vallejo Balda, der hauptberuflich Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls war, wurde Anfang November von der vatikanischen Gendarmerie festgenommen. Nach mehrwöchiger Haft im Vatikan steht er dort seit Weihnachten unter Hausarrest. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe. Die beiden Journalisten müssen als italienische Staatsangehörige kein vatikanisches Strafurteil fürchten.

religion.ORF.at/KAP

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