Nach Brandanschlag Friedensgebet in Altenfelden

Nach dem Brandanschlag auf ein neu erbautes Flüchtlingsheim in Altenfelden (OÖ) war es der dortigen Pfarre wichtig, ein deutliches Signal gegen Fremdenhass zu setzen. Donnerstagabend wurde ein multireligiöses Friedensgebet im Pfarrsaal abgehalten.

Diözesanbischof Manfred Scheuer übermittelte zu diesem Friedensgebet ein Grußwort, welches am Abend verlesen wurde. Aus terminlichen Gründen war es Bischof Scheuer nicht möglich gewesen, persönlich am Friedensgebet teilzunehmen.

Ein Schild "Brandstiftung ist ein Verbrechen" steht vor den Trümmern der niedergebrannten Asylunterkunft in Altenfelden (OÖ)

APA/Forokerschi.at

Die niedergebrannten Asylunterkunft in Altenfelden (OÖ) soll wieder aufgebaut werden

Bisher unbekannte Täter hatten in der Nacht auf 1. Juni die gerade fertiggestellte, aber noch nicht bewohnte Flüchtlingsunterkunft des Roten Kreuzes in der Mühlviertler Gemeinde angezündet. Das Haus, in das kurz darauf 48 Asylwerber hätten einziehen sollen, wurde dabei völlig zerstört. Das Gebäude werde in den kommenden Wochen neu errichtet und soll bis August wieder bezugsfertig sein, hieß es.

„Der Krieg und das Elend scheinen so fern für uns. Doch dann werden wir konfrontiert mit denen, die deswegen bei uns Zuflucht suchen. Auf einmal sind sie uns nahe. Sie fordern uns selbst und unsere Gesellschaft heraus, sie fordern Mitmenschlichkeit und Hilfe ein“, schreibt Bischof Scheuer in dem Grußwort.

Das Unmögliche „auf einmal ganz nahe“

"Wir hören von großer Hilfsbereitschaft – so viele tun alles Menschenmögliche, um dieser herangetragenen Hoffnung auf ein besseres Leben gerecht zu werden. Wir hören die Geschichten der Menschen und erfahren von zerbrochenen Lebensträumen, von zurückgelassenen Gewissheiten, von den Motiven für die Flucht.

Bischof Manfred Scheuer

APA/Diözese Innsbruck/Aichner

Der Linzer Bischof Manfred Scheuer

Wir hören aber auch von den Hunderten, die auf dieser Flucht ihr Leben lassen mussten, auf dem Meer, in der Wüste. Wir hören von Verunsicherung zahlreicher Menschen in Österreich, von Grenzzäunen, von Abwehrmaßnahmen. Wir hören davon, dass hier in Altenfelden eine Flüchtlingsunterkunft angezündet wurde. Das, was wir nicht für möglich hielten, ist auf einmal ganz nahe", so Bischof Scheuer.

„Hass und Zerstörung sind Gift“

Das multireligiöse Friedensgebet in Altenfelden sieht er als „Ausdruck dessen, dass wir als Menschen guten Willens richtige Antworten darauf finden können und werden. Hass und Zerstörung sind Gift für jede Gesellschaft. Dialog und Begegnung auf Augenhöhe fördern den Frieden, bauen Gesellschaft auf, bewirken Integration. Integration ist der Versuch eines gelingenden Zusammenlebens unter Beibehaltung von Identität. Sowohl Migrantinnen und Migranten als auch die aufnehmende Gesellschaft behalten ihre Identität bei und dürfen bzw. sollen sie entwickeln.“

„Aufnehmen“ braucht ein „Annehmen“

Das Aufnehmen von Fremden und Obdachlosen sei „Auftrag Jesu, der uns sagt: ‚Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen‘. Er ist es, der uns in jedem dieser notleidenden Menschen begegnet. Das ‚Aufnehmen‘ braucht aber auch ein ‚Annehmen‘. Das bedeutet ein Sich-Zuwenden in Freundschaft und gegenseitiger Achtung. Der tiefste Grund dafür ist, dass Gott auch uns angenommen hat, dass er sich uns in Liebe zugewandt hat“, heißt es im Grußwort des Bischofs.

„Dabei geht es nicht um Gleichmacherei. Wir sollen unsere Geschichte, unsere Kulturen, unsere Eigenarten und Werte pflegen. Einheimische und Eingewanderte verbindet auch die Spannung zwischen Heimat und Fremde, zwischen Ziel und Unterwegssein. Integration bestimmt das Leben konkreter Menschen. Integration ist ein Prozess des wechselseitigen Sich-Einlassens und der Veränderung zwischen einer aufnehmenden und einer aufzunehmenden Gruppe“, so Scheuer.

Papst auf Lesbos: Gleichgültigkeit überwinden

Er erinnert an die Worte von Papst Franziskus im April dieses Jahres bei seinem Besuch des Flüchtlingslagers auf Lesbos: „Nur wer in Liebe dient, baut den Frieden auf. Der Dienst lässt aus sich herausgehen und nimmt sich der anderen an, er lässt nicht zu, dass die Menschen und die Dinge zugrunde gehen, sondern weiß sie zu behüten, indem er die dichte Decke der Gleichgültigkeit überwindet, die Herz und Geist umnebelt.“

„Die Überwindung der Gleichgültigkeit, das Lichten der Nebel ist bleibende Grundaufgabe von uns Christinnen und Christen, aber auch von allen, die an ein gelingendes und friedvolles Miteinander in unserer Gesellschaft glauben“, so Scheuer.

religion.ORF.at

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