Papst Franziskus bewegt von Besuch auf Lesbos

Papst Franziskus hat beim sonntäglichen Angelus-Gebet bewegt von seinen Erlebnissen im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos berichtet. Er sei in dem Registrierungslager auf „viel Leid“ getroffen.

„Wir haben rund 300 von ihnen jeweils einzeln gegrüßt“, sagte der Papst. „Es gab so viele Kinder, manche von ihnen haben zugesehen, wie ihre Eltern und Freunde gestorben, wie sie ertrunken sind“, sagte der Papst den Gläubigen auf dem Petersplatz im Vatikan.

Einen Fall griff der Papst besonders heraus. Er sei auf einen muslimischen Flüchtling aus Syrien mit seinen zwei Söhnen getroffen. Er habe ihr von seiner Frau, einer Christin, erzählt, der „Terroristen die Kehle durchschnitten, weil sie nicht vom Glauben abfallen wollte“. Der Papst nannte die Frau eine „Märtyrerin“. Ihr Mann habe bei der Begegnung am Samstag bitterlich geweint.

Papst Franziskus schütteltt Flüchtlingen die Hand  auf der Insel Lesbos

Reuters/Handout

Papst Franziskus und Erzbischof Hieronimus im Flüchtlingslager Moria

Gemeinsame Erklärung von drei Kirchenoberhäuptern

Der Papst besuchte auf Lesbos gemeinsam mit dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I., und dem griechisch-orthodoxen Erzbischof Hieronymus das Registrierungslager Moria, in dem derzeit rund 3000 Menschen untergebracht sind. Die drei Kirchenoberhäupter unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Staatengemeinschaft auffordern, der „gewaltigen humanitären Krise“ mit Mut zu begegnen.

Der Papst nahm drei syrische Familien mit in den Vatikan, insgesamt zwölf Personen, darunter sechs Kinder. Sie werden vorerst von der Gemeinde Sant’Egidio in Rom betreut. Die britische Zeitung „The Guardian“ kommentierte am Montag diese Geste folgendermaßen:

„Drei muslimische Familien im Vatikan aufzunehmen stellt radikal die Politik infrage, mit der fast alle europäischen Länder der Flüchtlingskrise begegnen. In Franziskus Augen ist das Problem das Leid der Menschen und die Pflicht eines Christen ist es, dieses Leid zu lindern. Das ist etwas, woran die meisten europäischen Länder nicht mehr glauben.“ Die mehrheitlich katholischen Länder Osteuropas seien der päpstlichen Botschaft gegenüber allerdings nicht empfänglich, so „The Guardian“.

Flüchtlinge nicht als „Nummern“ betrachten

„Wir sind alle Migranten“, hatte Franziskus, der selbst ein Enkel nach Argentinien ausgewanderter Italiener ist, am Samstag auf Lesbos gesagt. Flüchtlinge dürften nicht als Nummern, sondern müssten als Menschen mit Gesichtern, Namen und jeweils eigenen Geschichten wahrgenommen werden, sagte er und verurteilte die Errichtung von Mauern, die nur zu Spaltung und Streit führe.

Im Lager Moria befinden sich derzeit rund 3.000 Flüchtlinge. Mehr als eine halbe Million Flüchtlinge reiste vergangenes Jahr über Lesbos nach Griechenland ein. Seit Beginn dieses Jahres trafen nach UNO-Angaben bereits knapp 90.000 Menschen auf der Ägäis-Insel ein, ein Drittel davon Kinder.

religion.ORF.at/AFP

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