IGGiÖ-Wahlen: Sanac soll abgelöst werden

An der Spitze der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) steht möglicherweise ein Wechsel bevor. Ibrahim Olgun, Mitglied des türkischen Verbandes ATIB, soll laut APA-Informationen den amtierenden Präsidenten Fuat Sanac ablösen.

Olgun ist ATIB-Sprecher für den interreligiösen Dialog. Der junge Theologe vertritt zudem Sanac als Leiter des Schulamtes der IGGiÖ. Im neu zusammengesetzten Schurarat, dem Parlament der Muslime, darf Olgun auf eine Mehrheit durch die Mitglieder von ATIB und der Islamischen Föderation hoffen.

Sanac Wiederantritt offen

Sanac lässt die Entscheidung über seinen Wiederantritt weiter offen. „Ich werde bis zum letzten Tag warten“, sagte er am Donnerstag zur APA. Der amtierende Präsident - er ist ebenfalls Türke - musste aufgrund seiner Performance bei der Erstellung des neuen Islamgesetzes viel Kritik von den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft einstecken. Zuletzt hatte er offen gelassen, ob er noch einmal antreten wird.

Ursprünglich hätte sich bereits am kommenden Sonntag (19. Juni) der neue Schurarat der IGGiÖ konstituieren und am selben Tag über die obersten Organe sowie den Präsidenten entscheiden sollen. Dieser Termin sei nun endgültig vom Tisch, so Sanac. Wahrscheinlich ist nun der 26. Juni, der laut der von der Regierung vorgegebenen Frist als letzter Tag infrage kommt. Vor kurzem hieß es noch, die Wahl könnte am Sonntag erfolgen - vorausgesetzt, die Muslime einigen sich auf ein Prozedere. Möglich ist, dass Sanac eine Kampfkandidatur riskiert.

Wahltermin unklar

Wann genau die Wahl des neuen Präsidenten stattfindet, ist nicht geklärt. Laut Gesetz müsste bis spätestens 26. Juni die Konstituierung des neuen Schurarates erfolgen, der dann den Präsidenten bestimmt. Die Frist ist eine Folge des Islamgesetzes. In der Glaubensgemeinschaft hofft man allerdings auf eine Erstreckung, da noch einiges ungeklärt ist. Für Samstag soll die Vertretung der Muslime zu einer Sondersitzung zusammenkommen und könnte dann den Wahltermin festlegen. Möglich ist, dass bereits am darauffolgenden Sonntag, den 19. Juni, ein neuer Präsident feststeht.

Das neue Islamgesetz soll auch der Grund für derzeit heftige Debatten in der IGGiÖ sein. Denn die Auflösung der ursprünglichen Religionsgemeinden und die vom Gesetz vorgeschriebene Bildung von Kultusgemeinden habe zur Folge, dass die Muslime wieder vermehrt in Ethnien und nicht mehr regional organisiert seien, sagte ein prominentes IGGiÖ-Mitglied zur APA. Nationale und ideologische Lager hätten sich gebildet, von einem „Islam österreichischer Prägung“, wie ihn Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) durch das Gesetz erhofft hatte, sei keine Spur.

Negative Auswirkung des Islamgesetzes

Die türkische Dominanz im neuen, noch nicht konstituierten Schurarat, hat laut Mitgliedern zu einer weiteren Auseinandersetzung geführt. Hatte die alte Verfassung der IGGiÖ noch verhindert, dass eine ethnische Gruppe mehr als 50 Prozent der Mitglieder in den diversen Gremien stellen darf, sei dies nun nicht mehr der Fall.

Allerdings habe es von den türkischen Verbänden die Zusage gegeben, freiwillig auf eine solche absolute Mehrheit zu verzichten. Eingehalten sei dieses Versprechen aber nicht worden, wird kritisiert. Auch dies solle die Sondersitzung des - noch alten - Schurarates klären. Nächste Befürchtung in der Glaubensgemeinschaft: Sollte man sich bei der Sondersitzung am Samstag nicht einigen, könnte der IGGiÖ von der Regierung ein laut Islamgesetz vorgesehener Kurator zur Seite gestellt werden.

religion.ORF.at/APA

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