Papst ruft Armenier in TV-Botschaft zu Versöhnung auf

Kurz vor seiner Kaukasusreise hat Papst Franziskus die Armenier zum Blick nach vorn ermutigt. In einer Videobotschaft, die am Mittwochabend (Ortszeit) im armenischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, rief er zu Versöhnung auf.

„Wir wollen nicht zulassen, dass die schmerzlichen Erinnerungen sich unseres Herzens bemächtigen“, sagte Franziskus laut dem vom Vatikan verbreiteten Skript. Er komme als „Bote des Friedens“, um „alle Bemühungen auf dem Weg des Friedens zu unterstützen“ und „Schritte auf dem Pfad der Versöhnung zu begleiten“, sagte der Papst.

Papst Franziskus

APA/AFP/Tiziana Fabi

Reist am Freitag in den Kaukasus: Papst Franziskus

Ohne Ereignisse wie die Massaker von 1915 oder die Pogrome und Vertreibungen des 19. Jahrhunderts beim Namen zu nennen, sprach Franziskus von „Leiden, die zu den schrecklichsten zählen, an die sich die Menschheit erinnert“. Er empfinde „Schmerz wegen der Tragödien, die eure Väter an ihrem Leib erlebt haben“.

Gedenken an Völkermord

Franziskus bricht am Freitag zu einer dreitägigen Reise nach Armenien auf. Die Reise wird mit Spannung erwartet. Nachdem die deutsche Bundesregierung vor kurzem das Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren als Völkermord eingestuft hat, sind nun viele gespannt, ob auch der Papst das Wort „Genozid“ in den Mund nehmen wird. Das könnte zu diplomatischen Spannungen mit der Türkei führen. Am Montag hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi vor Medienvertretern eine „Obsession, das Wort ‚Genozid‘ zu verwenden“, kritisiert.

Im April 2015 hatte Franziskus bei einem Gedenkgottesdienst im Petersdom mit Blick auf die Armenien-Massaker von „Völkermord“ gesprochen und damit heftige Reaktionen seitens der türkischen Regierung ausgelöst. Nach der Armenien-Reise plant der Papst im September einen Besuch im verfeindeten Nachbarstaat Aserbaidschan. Einer der Höhepunkte des Besuchs in Armenien wird das Gedenken am Völkermord-Mahnmal am Samstag und die Begegnung mit Nachkommen der von Papst Benedikt XV. im Jahr 1915 geretteten Verfolgten sein.

Katholikos-Patriarch aller Armenier Karekin II.

Reuters/Tony Gentile

Besuch beim armenisch-apostolischen Katholikos Karekin II.

Franziskus erinnerte in seiner Botschaft an den Besuch des armenisch-apostolischen Katholikos Karekin II. vergangenes Jahr in Rom anlässlich des Gedenkens an die Massaker vor einhundert Jahren. Jetzt komme er nach Armenien, um „unsere Kirchengemeinschaft zu kräftigen, auf dem Weg der Versöhnung voranzuschreiten und uns von der Hoffnung beseelen zu lassen“.

Friedenstauben auf Berg Ararat

Der Papst verwies auch auf die alttestamentliche Sintflut-Erzählung, nach der eine von Noah ausgesandte Taube mit einem Ölzweig zur Arche zurückkehrte. Das sei „ein Zeichen, dass das Leben neu beginnen und die Hoffnung wieder aufblühen sollte“, so Franziskus. Der armenische Volksglaube sieht im Berg Ararat, einem Wahrzeichen Armeniens, den Landeplatz der Arche Noah. Franziskus und der armenisch-apostolische Katholikos Karekin II. wollen am Sonntag am Fuß des Ararat Friedenstauben aufsteigen lassen.

religion.ORF.at/KAP

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