Chile: Kirchlicher Missbrauchsbeauftragter tritt zurück

Der Missbrauchsskandal in Chiles katholischer Kirche zieht immer weitere Kreise. Am Samstag trat der Bischof von Rancagua, Alejandro Goic, mit sofortiger Wirkung von seinem Posten als Beauftragter der Bischofskonferenz für Missbrauchsfälle zurück.

Zur Begründung erklärte der 78-Jährige, er müsse sich auf den Fall von 14 Geistlichen aus seiner Diözese konzentrieren, die kürzlich wegen „unangemessenen Verhaltens“ suspendiert worden waren. Einige von ihnen werden verdächtigt, sich an Minderjährigen vergangen zu haben.

Erst Mitte Mai hatten 34 chilenische Bischöfe geschlossen ihren Rücktritt eingereicht. Die überraschende Ankündigung erfolgte nach Gesprächen der Bischöfe mit Papst Franziskus, der diese im Zuge des Skandals nach Rom zitiert hatte.

80 Priester des Missbrauchs beschuldigt

Seit dem Jahr 2000 wurden den Behörden in Chile rund 80 katholische Priester gemeldet, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Franziskus hatte vor einigen Wochen „schwere Fehler“ im Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der chilenischen katholischen Kirche eingeräumt.

Bischof Alejandro Goic Bischof Chile

Reuters/Ivan Alvarado

Bischof Goic muss sich um die Missbrauchsvorwürfe in seiner Diözese kümmern

Bei seinem Besuch in Chile im Januar hatte Franziskus zunächst den Bischof Juan Barros öffentlich in Schutz genommen, der den wegen Missbrauchs verurteilten ehemaligen Priesterausbilder Fernando Karadima gedeckt haben soll. Davon rückte Franziskus später wieder ab. Im April äußerte er „Scham“ und „Schmerz“ angesichts des Leidens der Missbrauchsopfer.

Die chilenische Bischofskonferenz hatte nach dem Karadima-Skandal im Jahr 2011 ein Gremium zur Vorbeugung von sexuellem Missbrauch in der Kirche eingerichtet, dessen Vorsitz der kroatischstämmige Bischof Goic innehatte.

religion.ORF.at/AFP

Mehr dazu: