„Gebet der Solidarität“: Keine Politik auf Flüchtlings-Kosten

Bei einem Gebet der Solidarität in der Wiener Ruprechtskirche appellierte die KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer an die Politik und an die Flüchtlinge in der Votivkirche eine konstruktive Lösung zu finden.

Zu einem menschenwürdigen Umgang mit Asylsuchenden und Flüchtlingen hat die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, aufgerufen. In ihren einleitenden Worten beim „Gebet der Solidarität“ am Montagabend in der Wiener Ruprechtskirche appellierte die KAÖ-Präsidentin zugleich an die politisch Verantwortlichen wie auch an die Flüchtlinge in der Votivkirche, zu einer konstruktiven Lösung beizutragen. Jeder Art von Politik auf Kosten der Flüchtlinge erteilte Schaffelhofer eine deutliche Absage.

Politisches Kalkül fehl am Platz

Diese politischen Ambitionen seien menschenverachtend und gefährlich, so Schaffelhofer. „Wer die Unterstützung von Flüchtlingen als Asylmissbrauch verurteilt, wer Helfer als Beitragstäter abstempelt, will aus der Notsituation von Menschen politisches Kapital schlagen. Das dürfen wir in Österreich nicht zulassen“, sagte die KAÖ-Präsidentin wörtlich.

Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer

APA/Peter Hautzinger

Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) Gerda Schaffelhofer

In Österreich gebe es eine Tradition der Gastfreundschaft, diese müsse auch im dritten Jahrtausend gepflegt und fortgeführt werden. Schaffelhofer: „Wer sich dieser Tradition der Gastfreundschaft verschließt, ist der eigentlich Fremde in unserem Land, denn er hat nichts von uns begriffen.“ Die Anmerkungen richten sich vor allem gegen FPÖ-Chef Heinz Christian Strache, der unter anderem in der „Pressestunde“ vom Sonntag wiederholt nicht nur den Flüchtlingen in der Votivkirche Asylmissbrauch unterstellte.

Zeit für einen nächsten Schritt

In Richtung der Flüchtlinge in der Votivkirche sagte die KAÖ-Präsidentin: „Euer Hilferuf wurde gehört. Eure Protestaktion hat Wirkung gezeigt.“ Ein fortdauernder Protest in der Votivkirche würde aber jenen politischen Kräften in die Hände spielen, „die sich euren Anliegen zur Gänze verschließen und gegen euch mobil machen“. Schaffelhofer: „Protest schafft Aufmerksamkeit, und das ist gut so. Am Anfang. Fortdauernder Protest ist aber auch permanente Provokation. Provokation kann aber zur Eskalation führen, und das wäre nicht mehr gut. Am Ende würden wir alle nur verlieren.“

Im Namen des „Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich“ (ÖRKÖ) begrüßte auch Bischofsvikar Nicolae Dura in einer Grußbotschaft die Initiative zum „Gebet der Solidarität“. Es entspreche der orthodoxen Tradition, für die Leidenden und ihre Errettung zu beten erklärt Dura, der auch fordert, dass dem Problem „nicht nur mit Vernunft, sondern auch mit dem Herzen“ begegnet werden solle. Deshalb wünscht sich Dura, dass die Menschen „voller Mitgefühl“, dem Gebet der Solidarität auch "Taten der Solidarität folgen lassen.

„Aufschrei nach Gerechtigkeit und Solidarität“

In einem vom Kärntner Bischof Alois Schwarz verfassten geistlichen Impuls bezeichnete dieser das Gebet als „Ausdruck des Respekts der Würde jedes Menschen“ und als „Aufschrei nach Gerechtigkeit und Solidarität“. Das Gebet, vor allem das Klagegebet, sei eine Form der Anteilnahme am Leid der Menschen, „es ist ein Zeichen des Mittragens an ihren Bedrängnissen und ein Wahrnehmen all der Unterdrückung, die ihnen zuteil wird“. Das Gebet miteinander und füreinander schenke „eine große innere Kraft für neue überzeugende Taten der Liebe“.

Er sei dankbar für die vielen Zeichen der Humanität und der Sorge um die Begegnung mit Menschen, die auf der Flucht und auf der Suche nach einer neuen Heimat sind, so der für die Laienorganisationen zuständige Bischof. Alle Obdachlosen, Ausgegrenzten, Verfolgten, Flüchtlinge und Asylwerber seien nicht Gegenstand herablassender Wohltätigkeit, „sondern unsere Brüder und Schwestern, in denen unser Richter und Herr erscheint“.

Asyl kein „Gnadenakt“

Der Generalsekretär von Amnesty Österreich, Heinz Patzelt, unterstrich bei dem „Gebet der Solidarität“ in Wien, dass Menschenrechte und Menschenwürde unteilbar und überall gültig seien. Asyl dürfe in diesem Sinne nicht als „Gnadenakt“ verstanden werden, sondern als ein „Recht“. Als Vertreter einer „zutiefst laizistischen Organisation“ sei er dankbar für Organisationen wie Caritas und Diakonie, welche ihre religiösen Überzeugungen nur dafür nutzen würden, „das Gute und Richtige zu tun“, und auch für Religionsgemeinschaften, die „nicht nach dem religiösen Bekenntnis fragen, wenn Hilfe nottut“.

Zum „Gebet der Solidarität“ hatte die Katholische Aktion gemeinsam mit der Caritas, der evangelischen Diakonie, den Ordensgemeinschaften Österreich, der Katholischen Jugend, der „youngCaritas“, der Wochenzeitung „Die Furche“ sowie etlichen weiteren Organisationen und Gruppen eingeladen. Gebetsaktionen wie in der Wiener Ruprechtskirche fanden u.a. auch in der Ursulinenkirche in Linz, der Herz-Jesu Kirche in Graz und im Haus der Begegnung in Innsbruck statt.

religion.ORF.at/KAP

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