Pariser Kirche gedachte Opfern mit „Requiem der Einheit“
Vor dem Beginn der Messe läutete in Notre-Dame und vielen Kirchen landesweit die Totenglocke für die mittlerweile 132 Menschen, die durch die Attentate ums Leben kamen. Land und Stadt befänden sich seit mehr als 48 Stunden in einer Ausnahmesituation, sagte der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois im Beisein zahlreicher hoher Politiker. Jetzt gehe es auch darum, für die Verletzten zu beten und das Leid der Angehörigen zu teilen. „Für unsere Stadt, für unser Land ist es bei so einer schweren Tat wichtig, Solidarität zu entwickeln“, so Vingt-Trois. Diese können auf dem Weg des Leidens helfen.
APA/AP/Daniel Ochoa de Olza
Kardinal: „Unsere Werte angegriffen“
Der Kardinal sagte, die tragischen Ereignisse an dem „schwarzen Freitag“ hätten das Land erschüttert. „Unsere Werte, die wir verteidigen, sind angegriffen“, so Vingt-Trois. Man müsse sich die Frage stellen, wie sich junge Menschen in der Gesellschaft so entwickeln können, dass sie sich für Fanatismus interessierten. Soziale Exklusion und Schwierigkeiten bei der Integration spielten dabei eine Rolle.
Debatte: Was tun im Kampf gegen Terror?
Es gebe keine Antwort auf die barbarischen Taten. „Für den Hass und die Morde gibt es keine rationalen Erklärungen“, so der Kardinal. Wichtig sei es nun, Vertrauen in die Zukunft zu schaffen, Vertrauen für den Weg des Lebens und für die Geschichte der Welt. Der Messe wohnten Vertreter der Regierung teil, so etwa der Präsident der Nationalversammlung Claude Bartolone (PS), aber auch die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo (PS). Während des Gottesdienstes ließ eine Orgelimprovisation die Nationalhymne anklingen, die Marseillaise. Einzelne Kirchenbesucher trugen kleine Nationalflaggen.
APA/EPA/Yoan Valat
Der Vatikanbotschafter in Frankreich, Erzbischof Luigi Ventura, übermittelte die Anteilnahme von Papst Franziskus. Der Papst bete für die betroffenen Familien. Er sei in Gedanken bei dem französischen Volk und rief sie zu Frieden und Solidarität auf.
Moscheen schließen, die „Hass verbreiten“
Die französische Regierung plant nach der Anschlagsserie in Paris ein härteres Vorgehen gegen radikale Imame. Im Kabinett solle über die Schließung von Moscheen beraten werden, „in denen Hass verbreitet wird“, kündigte Innenminister Bernard Cazeneuve am Sonntag im TV-Sender France 2 an. Der Ausnahmezustand erlaube es, mit Entschlossenheit die Ausweisung von denjenigen voranzutreiben, „die in Frankreich Hass predigen, die unter Terrorverdacht stehen oder an Terrorakten beteiligt waren“, fügte er hinzu.
Bei der Anschlagsserie am Freitagabend in Paris sind mindestens 130 Menschen getötet worden. Zu den Attentaten bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). In diesem Jahr haben mehrere Islamisten, die den Sicherheitsbehörden wegen einer Hinwendung zum radikalen Islam bekannt waren, Anschläge in Frankreich ausgeführt oder geplant. Auch einer der Attentäter vom Freitagabend, der 29-jährige Franzose Omar Ismail Mostefai, war wegen seiner Radikalisierung aktenkundig.
religion.ORF.at/KAP/KNA/AFP
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