Kommunionsstreit: Kardinal Marx ortet schlechten Stil

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat Kritik am Stil der Debatte über die Kommunion für nicht-katholische Ehepartner geübt.

„Manches in den vergangenen Wochen war da für mich grenzwertig“, sagte Marx am Donnerstag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA in München. Er wolle keine Schuldzuweisungen machen. Allerdings bleibe die Frage, „wie wir solche Debatten in der Kirche künftig führen“. Am Mittwoch hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) den Wortlaut der umstrittenen Handreichung für den Kommunionempfang evangelischer Ehepartner von Katholiken in Form einer „Orientierungshilfe“ erstmals veröffentlicht.

Im Februar hatten sich die Bischöfe intern mehrheitlich auf den Text „Konfessionsverbindende Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ geeinigt. Sieben Bischöfe um den Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki baten daraufhin den Vatikan um Klarstellung, ob eine solche Regelung von einer einzelnen Bischofskonferenz beschlossen werden kann.

„Vieles durcheinandergeworfen“

Kardinal Marx sagte in dem KNA-Interview, es werde keine verbindliche Regel aufgestellt. Auch gehe es nicht um eine generelle Einladung zur Kommunion. Da sei „vieles durcheinandergeworfen“ worden. Es gehe vielmehr um eine Hilfestellung für Betroffene; diese sollten eine Entscheidung verantworten können, „die nicht die Bischöfe oder Priester zu treffen haben, sondern die Eheleute in ihrem Gewissen in begründeten Einzelfällen“.

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Erzbischof von München und Freising

APA/dpa/Andreas Gebert

Kardinal Reinhard Marx

Der Vorsitzende erklärte, das am Mittwoch veröffentlichte Papier sei „kein Text der Bischofskonferenz“. Mit dieser Klarstellung werde ein Wunsch von Papst Franziskus erfüllt, der unter dieser Bedingung einer Veröffentlichung zugestimmt habe. Auch der Ständige Rat der DBK habe zu Wochenbeginn in Berlin dieses Vorgehen „einmütig beschlossen“.

„Keine Rede von Alleingang“

Marx wies die Sichtweise zurück, die Bischofskonferenz sei in dieser Frage gespalten. Angesichts einer Dreiviertel-Mehrheit, die der Text bei der Abstimmung im Februar erhalten habe, sei es „schon etwas stark, von einer Spaltung zu reden“. Bei wichtigen Entscheidungen in der Kirche wie einer Papstwahl sei eine Zweidrittel-Mehrheit nötig. „Natürlich sucht man nach Einmütigkeit. Aber Einstimmigkeit hat es selten gegeben, selbst bei Konzilien“, fügte der Kardinal hinzu.

Manche hätten den Streit personalisiert und als Ringen von Personen dargestellt - „hier Kardinal Marx, da Kardinal Woelki, das fand ich nicht richtig“, so der Münchner Erzbischof. Auch könne in diesem Zusammenhang „von einem Alleingang meinerseits keine Rede sein“. Vielmehr müsse er als Vorsitzender einen Beschluss der Bischofskonferenz vertreten, „öffentlich und auch in Rom“.

Gesprächsnotiz mit Papstvermerk

In einem ungewöhnlichen Schritt hatte die DBK am Mittwoch neben der „Orientierungshilfe“ u.a. auch eine Gesprächsnotiz von Kardinal Marx veröffentlicht, die Papst Franziskus handschriftlich abgezeichnet hat. In dem Schriftstück hält Marx vier Punkte fest, die den deutschen Bischöfen Handlungsspielräume in der strittigen Frage um die Kommunionzulassung evangelischer Ehepartner in Einzelfällen offenhalten.

So heißt es in der Notiz, dass die Glaubenskongregation mit ihrem Schreiben vom 25. Mai „einige Hinweise und einen Interpretationsrahmen, aber keine Anweisungen für das Handeln der Bischofskonferenz“ gegeben habe. Weiter hält die Notiz mit Blick auf die Handreichung vom Februar fest: „Der Heilige Vater möchte nicht, dass der Text als Text der Bischofskonferenz erscheint, weil es hier auch um eine weltkirchliche Dimension geht.“ Er solle aber „eine Orientierungshilfe“ für die Bischöfe sein. Als solche könne er „zum Gebrauch der Bischöfe bekannt gemacht werden.“

Papst Franziskus und Kardinal Marx hatten am 11. Juni in Rom offenbar am Rande eines Treffens des Kardinalsrates K9 über den anhaltenden Kommunionstreit in Deutschland und über die vatikanischen Interventionen in dieser Debatte gesprochen.

Papst-Brief „keine ökumenische Bremse“

Die Ergebnisse des Gesprächs hielt der Kardinal am 12. Juni in einer „Note für den Heiligen Vater“ fest. Die Note trägt die Unterschrift des Kardinals sowie als Parafe die päpstliche Iniziale „F“ mit dem Datum vom 12. Juni.

Zuvor hatte der Vatikan nach Gesprächen mit deutschen Bischöfen in Rom Anfang Mai den Konflikt zunächst an die DBK zurückverwiesen. Anfang Juni wurde ein Brief der vatikanischen Glaubenskongregation mit Datum vom 25. Mai bekannt, wonach das Dokument aus Sicht von Papst Franziskus „nicht zur Veröffentlichung reif ist“. Beim Rückflug von seiner jüngsten Genf-Reise am 21. Juni hatte der Papst betont, dieser Brief sei „keine ökumenische Bremse“. Der entscheidende Punkt sei die Zuständigkeit des einzelnen Ortsbischofs.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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