Spurensuche in dunkler Vergangenheit

Themen: Kinder von Shoah-Überlebenden besuchen Mauthausen; Psychosoziales Zentrum ESRA sammelt Zeitzeugnisse der Novemberpogrome 1938; Roman „Im Verborgenen“; Bibelessay von Jutta Henner

Spurensuche in dunkler Vergangenheit – Kinder von Shoah-Überlebenden besuchen Mauthausen

Es war ein Besuch, der für viele, die daran teilnahmen, mit Angst und auch Zorn verbunden war. Das Jewish Welcome Service Vienna hat Angehörige der sogenannten Zweiten Generation – also Kinder von Shoa-Überlebenden – nach Wien eingeladen. 40 Jüdinnen und Juden aus der ganzen Welt sind der Einladung gefolgt.

Lebenskunst
Sonntag, 4.11.2018, 7.05 Uhr, Ö1

Mindestens ein Elternteil der Gäste ist in Wien auf die Welt gekommen und wurde als Kind oder Teenager von den Nazis vertrieben. Nun machten sich also deren Kinder auf Spurensuche. Elf von ihnen sind erstmals zu einer Tour ins ehemalige KZ Mauthausen aufgebrochen und Susanne Krischke hat sie dabei begleitet.

Mahnende Stimmen – Psychosoziales Zentrum ESRA sammelt Zeitzeugnisse des 9.11.1938

Die Novemberpogrome von 1938 gegen die jüdische Bevölkerung jähren sich heuer zum 80. Mal. Sie kennzeichnen den Übergang von der Diskriminierung jüdischer Menschen zur systematischen Verfolgung bis hin zum Völkermord.

Jüdischer Tempel Wien Ruinen November Pogrom 80 Jahre

ORF/Andreas Mittendorfer

Gedenkschild, das an den 1938 zerstörten Leopoldstädter Tempel erinnert.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im gesamten deutschen Machtbereich Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte sowie Wohnungen zerstört und verwüstet. Zahlreiche Jüdinnen und Juden wurden bei den Novemberpogromen verletzt oder getötet. Allein in Wien haben die Nazis insgesamt 42 Synagogen und Bethäuser zerstört, darunter auch die damals größte Synagoge Österreichs, den Leopoldstädter Tempel im zweiten Wiener Bezirk.

Zeitzeuge Shoah November Pogrom Kurt Jakobowitz

ORF/Andreas Mittendorfer

Zeitzeuge Kurt Jakobowitz war mit seinen Großeltern im Leopoldstädter Tempel.

Dort befindet sich heute das Psychosoziale Zentrum ESRA, das Menschen mit Trauma-Erfahrungen professionelle Hilfe anbietet. Psychisch betreut werden auch nach wie vor Opfer und Nachkommen der NS-Verfolgung. Das mahnende Gedenken an die Novemberpogrome ist für ESRA ein zentrales Anliegen. Aus diesem Grund gibt es am 8. November eine große Gedenkveranstaltung, bei der auch Zeitzeug/innen und Nachfahren von Zeitzeug/innen zu Wort kommen werden. Andreas Mittendorfer hat die Einrichtung bereits im Vorfeld besucht.

Meine Großmutter, die stille Heldin – Der Roman „Im Verborgenen“ von Ljuba Arnautovic

Die Autorin Ljuba Arnautovic lebt in Wien, ist aber in Russland geboren. Ihre eigene Lebensgeschichte ist es schon wert, erzählt zu werden. Sie jedoch hat sich entschieden, das Leben ihrer Großmutter Genoveva oder Eva Baumgarten aufzuarbeiten und damit die aufwühlende Geschichte ihrer Familie zu erzählen.

Buchhinweis:
Ljuba Arnautovic, „Im Verborgenen“, Picus Verlag

„Im Verborgenen“ heißt der Roman, der eng verwoben ist mit der Geschichte, den Weltanschauungen und Religionen des 20. Jahrhunderts. So präzise wie spannend beschreibt er, wie ihre Großmutter, die zur evangelisch-lutherischen Kirche konvertiert ist und für sie gearbeitet hat, gegen Ende der Nazi-Herrschaft in ihrer winzigen Wohnung hinter einer Wand in einem fensterlosen Raum Jüdinnen und Juden versteckt hat – darunter auch den „getauften Juden“ Walter Baumgarten, den sie noch im Versteck heimlich geheiratet hat. – Gestaltung: Susanne Krischke

Bibelessay zu Römer 13, 1 - 7: Christentum und Obrigkeit

Ist es tatsächlich so, dass Christen und Christinnen stets der Obrigkeit zu gehorchen haben, so wie es im Römerbrief des Paulus steht, - in jenen Passagen, über die am 4. November in den evangelischen Gottesdiensten gepredigt wird? Die Leiterin der Bibelgesellschaft Österreich, die evangelische Theologin und Bibelwissenschaftlerin Jutta Henner, zeigt, dass es im Neuen Testament noch einige weitere Bezugspunkte gibt, die eine andere Sicht der Dinge nahelegen.

Bibelessay zu Römer 13, 1 – 7

Moderation: Martin Gross

Lebenskunst 4.11.2018 zum Nachhören:

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