Slowakei: Erzbischof Bezak vor Rehabilitierung?

Der slowakische Erzbischof Robert Bezak, der im Juli 2012 ohne stichhaltige Gründe vom Vatikan abberufen wurde, könnte laut Auskunft des prominenten Salesianerpaters Anton Srholec rehabilitiert werden.

Anton Srholec zeigte sich im Vorfeld der großen slowakischen Cyrill-und-Method-Feiern in knapp vier Wochen überzeugt, dass der vor einem Jahr abgesetzte Erzbischof von Trnava, Robert Bezak, rehabilitiert wird. Srholec, der auch Träger des österreichischen Kardinal-König-Preises ist, erklärte bei einem Gebetsabend in Trnava, man verzeichne „glücklicherweise“ in der Kirche „einen neuen Frühling, für den es gewisse Signale von Papst Franziskus“ gebe.

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Das ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ berichtete am 9.12.2012 über den Fall Bezak.

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Bei der Feier waren auch engste Verwandte des am 2. Juli 2012 von Papst Benedikt XVI. abberufenen Erzbischofs anwesend. Seine Mutter, Gabriela Bezakova, bestätigte, dass sie Informationen über die Causa ihres Sohnes „von ihren Kardinälen“ erhalte. „Der Heilige Vater Frantisek interessiert sich dafür“, so die Mutter des 53-jährigen Alterzbischofs gegenüber der Tageszeitung „Novy cas“, die in der Woche zuvor gemeldet hatte, dass der Papst „den Fall mit den Kardinälen gelöst“ habe.

Bruder: „Große Ungerechtigkeit“

Ebenfalls anwesend war Bezaks Bruder Jozef, der versicherte, er wisse über alle Angelegenheiten seines Bruders Bescheid, obwohl er selber mit seiner Familie in Wien lebe. Es handle sich um „eine große Ungerechtigkeit“, derzeit aber lasse sich „nichts machen“. An eine Rückkehr seines Bruders nach Trnava glaube er nicht, doch werde man „sehen“. Jedenfalls sei er „froh, dass die Leute nicht vergessen“.

Der abberufene Erzbischof selbst erklärte gegenüber „Novy cas“, er sei „dankbar für die Erinnerung an eine so wertvolle Zeit“ und werde den Gekommenen „zwar fern, doch zugleich nahe sein“.

Bezak wurde vom Papst im Juli 2012 nach nur zwei Jahren im Amt von der Leitung der Erzdiözese Trnava abgesetzt, wobei die Gründe bis heute nicht völlig aufgeklärt sind. In der Slowakei hat die rätselhafte Abberufung zu einem Aufschrei geführt, Bezak war nicht nur bei Gläubigen äußerst beliebt wegen seiner Offenheit und der Fähigkeit, die Kirche den Menschen näher zu bringen.

Tausende Gläubige protestierten öffentlich gegen seine Absetzung und unterzeichneten eine Petition für seine Rückkehr. Im Dezember vergangenen Jahres ließ Bezak in mehreren Fernsehinterviews erstmals zu, dass auch seine Bemühungen, die Finanzverstrickungen seines Vorgängers, des konservativen Erzbischofs Jan Sokol aufzudecken, mit der Entlassung zusammenhängen könnten.

Unmittelbar vor dem Rücktritt Benedikts XVI. im März wurde Bezak schließlich vom Präfekten der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, ein Medienverbot erteilt. Der abgesetzte Erzbischof solle sich jeglicher für die Medien bestimmter Äußerungen, einschließlich geistlicher Ansprachen, enthalten, hieß es damals. Nur zwei Wochen davor hatte Bezak auf einem privaten slowakischen Nachrichtensender eine eigene Sendung namens „Wort in der Zeit“ begonnen.

religion.ORF.at, KAP, APA