Evangelische Kirche: Asylnotstand „völlig übertrieben“

Der Superintendent der evangelischen Diözese Salzburg/Tirol, Olivier Dantine, hat bei einer Kirchenversammlung am Samstag Kritik an der Flüchtlingspolitik der Regierung geübt. Die Alarmstimmung sei „völlig übertrieben und unangebracht“.

Bei der Superintendentialversammlung in Salzburg, bei der Delegierte aller evangelischen Pfarrgemeinden der Diözese Salzburg/Tirol zusammenkommen, sagte Dantine, dass "der Blick in unsere Gemeinden aber vor allem darüber hinaus zeigt, wie groß noch immer die Hilfsbereitschaft in weiten Teilen der Bevölkerung ist.“ Es gebe zudem nach wie vor viele politische Gemeinden, in denen keine Flüchtlinge untergekommen sind. ´

„Regierung fällt Helfern in den Rücken“

Dantine: „Die Rede von der notwendigen Abschreckung von Flüchtlingen und dem drohenden Notstand bewirkt eine noch stärkere Abkehr von einer akzeptierenden und hilfsbereiten Stimmung. Die Politik fällt damit allen Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfern in den Rücken. Wo mehr Vertrauen notwendig wäre, werden durch Aussagen und Maßnahmen der verantwortlichen Politiker Ängste geschürt“, heißt es in einer Aussendung der evangelischen Kirche.

Olivier Dantine - evangelisch-lutherischer Superintendent der Diözese Salzburg-Tirol

APA/Robert Parigger

Superintendent der evangelischen Diözese Salzburg/Tirol, Olivier Dantine

Der Superintendent bezeichnete die geplanten Verschärfungen des Asylgesetzes als „menschenrechtlich äußerst bedenklich“. Dantine erinnerte vor den Delegierten an das umfangreiche Engagement in evangelischen Pfarrgemeinden und Einrichtungen für Flüchtlinge. So ist etwa der Diakonie Flüchtlingsdienst in Tirol und Salzburg tätig, bietet Rechtsberatung, Integrationsprojekte sowie Psychotherapie.

Diakonie beherbergt Flüchtlinge

Im Integrationshaus in Salzburg Lehen beherbergt der Diakonie Flüchtlingsdienst etwa 70 Flüchtlinge. Neu eingestiegen ist das Diakoniewerk, das vergangenes Jahr in Liefering eine Flüchtlingsunterkunft für etwa 60 Asylwerber in der Grundversorgung eröffnet hat. Mehrere ehrenamtliche Helfer und Helferinnen aus Pfarrgemeinden begleiten und betreuen die Flüchtlinge.

Auch das Diakoniewerk in Salzburg-Kasern beherbergt 250 geflüchtete Menschen. Die Schule für Sozialbetreuungsberufe des Diakoniewerkes in Salzburg reagierte ihrerseits auf die neue Situation und will mit dem Fachmodul „Flucht und Integration“ dem Bedarf nach qualifizierten Personal in diesem Bereich entgegenkommen.

Begegnungen ermöglichen

Eine besonders wichtige Aufgabe der Pfarrgemeinden sei es, sagte der Superintendent, Begegnungsräume für Flüchtlinge und die hiesige Bevölkerung zu schaffen.

Gute Beispiele dafür seien etwa Begegnungscafés oder eine Kochaktion von Flüchtlingen für Einheimische. Dantine: „Wichtig ist, dass Angst abgebaut und Vertrauen aufgebaut wird.“ Gerade hier könne die relativ kleine evangelische Kirche einen wichtigen Beitrag leisten.

religion.ORF.at

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