Landau fordert EU-Afrika-Kommissar

Caritas-Präsident Michael Landau hat sich für einen „Marshall-Plan“ für Afrika zur Förderung der lokalen Wirtschaft ausgesprochen. „Eine Partnerschaft von Afrika und Europa könnte eine Win-Win-Situation für alle sein“, so Landau.

In diesem Sinne wäre auch die Schaffung eines EU-Afrikakommissars eine sinnvolle Sache. „Nur durch Stabilität in Afrika wird eine langfristige Lösung der Migrationsfrage möglich sein“, sagte Landau im Interview mit dem „Kurier“ (Donnerstag-Ausgabe). „Eine Partnerschaft von Afrika und Europa könnte eine Win-win-Situation für alle sein.“ Die Bundesregierung sollte sich im Rahmen des derzeitigen EU-Ratsvorsitzes dafür einsetzen, forderte der Caritas-Präsident.

Plan mit vier Säulen

Aus Sicht der Caritas sollte ein solcher Marshall-Plan aus vier Säulen bestehen. „Erstens geht es um Frieden und Rechtsstaatlichkeit, in einzelnen Ländern um Korruptionsbekämpfung. Die zweite Säule betrifft Investitionen in Bildung und kleinbäuerliche Landwirtschaft“, führte Landau aus. „Drittens geht es um Partnerschaften in Wirtschaft und Handel - auch, um viertens ein Sozialsystem aufbauen und die schlimmste Armut abfedern zu können.“

Caritas-Präsident Michael Landau bei einer Pressereise nach Burundi und Ruanda in Gitega, Burundi am 23. Juni 2018

APA/Helmut Fohringer

Caritas-Präsident Michael Landau bei einer Pressereise in Gitega, Burundi: „Afrika könnte sich selbst ernähren.“

Als Marshall-Plan wird die Wirtschaftshilfe der USA für die Volkswirtschaften in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Namensgeber ist der ehemalige US-Außenminister George C. Marshall, in dessen Amtszeit und unter dessen Federführung das Programm entstand.

Handelspolitik als Ursache für Armut

Eine der wichtigsten Ursachen für die in vielen Ländern massive Armut sei die Handelspolitik der Industrienationen. „Afrika könnte sich selbst ernähren. Stattdessen gibt der Kontinent jährlich 36 Milliarden US-Dollar für den Import von Lebensmitteln aus, weil die Märkte in Afrika von ausländischen, billigen Waren überschwemmt werden. Zudem pachten große Konzerne Land zur Agrartreibstoffgewinnung statt für Nahrungsmittel“, sagte Landau.

Die österreichische Bundesregierung forderte Landau auf, im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft als Brückenbauer zu agieren. „Gerade ein kleines Land, dem man keine Machtambitionen nachsagen kann, das keine koloniale Vergangenheit hat, kann sich für und in Afrika engagieren“, meinte er. „Kanzler Kurz hätte, da bin ich mir sicher, bei einem etwaigen EU-Afrika-Gipfel in Wien starke Verbündete an seiner Seite. Es geht darum, die Hilfe für Afrika auf die Agenda zu bringen.“

„Hilfe wurde gekürzt statt verstärkt“

In finanzieller Hinsicht tut Österreich nach der Meinung Landaus zu wenig. „Es ist seitens der Regierung immer wieder unter dem Stichwort ‚Hilfe vor Ort‘ angekündigt worden, die Mittel zu erhöhen, aber es ist nichts geschehen. Die Hilfe wurde gekürzt statt verstärkt“, betonte er. Daher gelte es „in einem ersten Schritt, die Mittel für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit und jene für den Auslandskatastrophenfonds substanziell aufzustocken“: „Im Vergleich zu ebenfalls kleinen Ländern wie Schweden, Luxemburg, Norwegen oder der Schweiz sind wir betreffend Auslandshilfe noch nicht in der richtigen Liga.“

Er wolle die Bundesregierung zudem sehr dringlich erinnern: „Wer eine Route schließt, der hat noch keine Fluchtursache bekämpft. Die Probleme Afrikas sind unsere.“ Landau zitierte Hugo Portisch: „Um Europa zu retten, müssen wir Afrika retten.“ Nur durch Stabilität in Afrika werde eine langfristige Lösung der Migrationsfrage möglich sein. Die Zeit dränge, so Landau, denn: „Solange Krieg herrscht, der Klimawandel voranschreitet, Hunger besteht und mit Waffenhandel viel Geld verdient wird, wird es Migration geben.“

religion.ORF.at/APA/KAP

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