Papst: Litauen als Brücke zwischen Ost- und Westeuropa
In seiner ersten Rede im Präsidentenpalast mahnte er, Toleranz, Gastfreundschaft, Respekt und Solidarität lebendig zu halten. Diese Werte hätten Litauen erlaubt, als Nation zu wachsen und nicht unterzugehen.
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Anlass der Visite, die auch Lettland und Estland umfasst, ist die Unabhängigkeitserklärung der drei baltischen Staaten vor 100 Jahren. In einer vorab verbreiteten Videobotschaft stellte der Papst das Thema Freiheit in den Mittelpunkt.
Sein Besuch solle „alle ehren, deren Opfer in der Vergangenheit die Freiheiten von heute ermöglichten“. Auch mahnte er zur Bewahrung der Freiheit für kommende Generationen.
Papst warnt vor Auslöschung anderer Kulturen
Bei seinem Besuch in Litauen hat der Papst vor totalitären Systemen und dem Auslöschen anderer Kulturen gewarnt. „Schauen wir auf die Welt, in der wir leben, in der die Stimmen, die Spaltung und Konfrontation säen, immer lauter werden“, sagte der Papst bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Vilnius.
Dabei wandte er sich gegen all jene, die glauben, man müsse andere Kulturen beseitigen, auslöschen oder wegdrängen, um „die Sicherheit und den Fortbestand einer Kultur zu gewährleisten“.
„Prüfungen und Leiden“ im 20. Jahrhundert
Der Papst erinnerte vor Vertretern aus Politik und Gesellschaft an die „Prüfungen und Leiden“ im vergangenen Jahrhundert. Um Schmerz und Ungerechtigkeit in eine Chance zu verwandeln, müsse Litauen seine Seele bewahren, die es als Nation geformt habe.
Franziskus verwies auf das Zusammenleben verschiedener Ethnien wie Litauern, Tartaren, Polen, Russen, Ukrainer und Deutschen sowie unterschiedlicher Glaubensrichtungen.
Erst totalitäre Ideologien hätten die Fähigkeit zur Gastfreundschaft durch Gewalt und Misstrauen zerstört. Besondere Aufmerksamkeit verlangte der Papst für die Jugend. Aufgabe der Politik sei es, eine aktive Teilhabe der jungen Generation am Gesellschaftsleben zu fördern.
Staatspräsidentin erinnert an starken Glauben
Auch Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite erinnerte in ihrer Begrüßung an die Vergangenheit von Krieg und Besetzung und mahnte zu einer menschlichen Gesellschaft. Ein „starker Glaube“ habe die Menschen in Litauen befähigt, Exil, Haft und das Leben in Partisanenbunkern über lange Jahre der Not zu bestehen.
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Ausdrücklich verwies Grybauskaite auf den Gedenktag für die Ermordung der litauischen Juden, der am Sonntag begangen wird. Unter dem nationalsozialistischen und stalinistischen Regime seien „viele aufgestanden, um Juden zu retten, weil sie Menschlichkeit als das höchste Gut ansahen“. Ziel sei auch heute eine Welt, in der „das Tor der Barmherzigkeit immer offen steht“, so die Präsidentin.
Besuch des jüdischen Ghettos
Papst Franziskus besucht am Sonntag die Gedenkstätte des jüdischen Ghettos in Vilnius sowie das Museum der Besatzungen und des Freiheitskampfs. Zuvor feiert er in der westlich gelegenen Stadt Kaunas eine Messe unter freiem Himmel.
Bei der Ankunft am Samstag bereitete die Bevölkerung dem Papst einen verhaltenen Empfang. Nur wenige Menschen säumten die Fahrtstrecke vom Flughafen. Vor dem Präsidentenpalast blieben viele Plätze leer. In Litauen gehören mehr als drei Viertel der Bevölkerung der katholischen Kirche an.
religion.ORF.at/KAP/APA
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