Bruch: Auch orthodoxe Kirchen in Österreich betroffen

In Österreich leben zwischen 400.000 und 450.000 orthodoxe Christen. Sieben orthodoxe Kirchen haben hier Strukturen und sind in der Orthodoxen Bischofskonferenz vertreten.

Das sind das Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox), das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe Kirche, die Serbisch-orthodoxe Kirche, die Rumänisch-orthodoxe Kirche, die Bulgarisch-orthodoxe Kirche und die Georgisch-orthodoxe Kirche. Manche Kirchen sind mit zahlreichen Gläubigen in ganz Österreich vertreten und beheimatet, andere bestehen nur aus einer kleinen Zahl von Gläubigen mit nur wenigen bis einer Kirchengemeinde. Alle gehören sie aber zur einen Orthodoxen Kirche. Zumindest galt das bis zum Montag dieser Woche.

Orthodoxer Metropolit Arsenios Kardamakis

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Metropolit Arsenios (Kardamakis)

Am Montag hatte das Moskauer Patriarchat aufgrund des Streits um die Eigenständigkeit der orthodoxen Kirche in der Ukraine, vorläufig die Kirchengemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel aufgehoben. Demnach ist es nun nach russischer Diktion für alle Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche unmöglich, mit Klerikern der Kirche von Konstantinopel zu konzelebrieren, und für die Laien unmöglich, die von dieser Kirche gespendeten Sakramente zu empfangen. Das betrifft auch russisch-orthodoxe Geistliche und Gläubige in Österreich.

Bruch mit Auswirkungen auf Österreich

Schon zuvor hat das Moskauer Patriarchat seine Teilnahme in allen orthodoxen bzw. ökumenischen Gremien beendet, in denen Vertreter des Patriarchats von Konstantinopel den Vorsitz oder Ko-Vorsitz führen. Auch das hatte bereits Auswirkungen auf Österreich, wo bei der jüngsten Herbstvollversammlung der orthodoxen Bischofskonferenz Anfang Oktober in Wien der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche fehlte.

Die Metropolis von Austria (griechisch-orthodoxe-Diözese) wurde kirchlich 1963 errichtet und von der Republik Österreich 1967 als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt. Die Geschichte der Griechisch-Orthodoxen in Österreich weist allerdings schon viele hundert Jahre mehr zurück. Derzeit gibt es in Österreich rund 35.000 griechisch-orthodoxe Gläubige. Neben zwei griechischen Kirchengemeinden in Wien gibt es weitere auch noch in Linz, Salzburg, Innsbruck, Kufstein, Bregenz und Graz.

Die griechisch-orthodoxe Diözese von Österreich (Metropolis von Austria) gehört zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Zuständiger Bischof mit Sitz in Wien ist Metropolit Arsenios (Kardamakis). Zur Metropolis von Austria gehört auch das Exarchat von Ungarn. Metropolit Arsenios ist deshalb auch für die griechisch-orthodoxen Gläubigen in Ungarn zuständig.

Griechisch-orthodoxer Metropolit Repräsentant

Da der Patriarch des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel (derzeit Bartholomaios I.) das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirche ist, ist auch der jeweilige griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria (derzeit Arsenios) oberster Repräsentant der Orthodoxen Kirche in Österreich. Er steht auch der Orthodoxen Bischofskonferenz von Österreich vor.

Die Gottesdienste in der griechisch-orthodoxen Kirche in Wien werden auf Griechisch, Deutsch und seit geraumer Zeit auch auf Ukrainisch gefeiert. Letzteres nicht zuletzt deshalb, weil viele aus der Ukraine stammende orthodoxe Gläubige eine neue „geistliche Heimat“ suchten.

Der serbisch-orthodoxe Bischof von Österreich, Andrej Cilerdzic

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der serbisch-orthodoxe Bischof in Österreich, Andrej Cilerdzic

Die zahlenmäßig bei weitem größte orthodoxe Kirche in Österreich ist jene der Serben. Insgesamt werden die Serbisch-Orthodoxen, deren Zahl auf bis zu 300.000 in ganz Österreich geschätzt wird, von 21 Priestern pastoral betreut. Zuständiger Bischof ist Andrej (Cilerdzic). Er leitet die serbisch-orthodoxe Diözese Österreich-Schweiz, zu der auch Italien und Malta gehören.

Serben stellen in Österreich Mehrheit

Die serbisch-orthodoxe Diözese in Österreich-Schweiz hat auf dem Gebiet von Österreich rund 20 Kirchen, von denen drei in Wien sind. In diesen Kirchen werden regelmäßig an Sonn- und Feiertagen Gottesdienste zelebriert. Serbische Kirchengemeinden gibt es in Österreich auch noch in Bregenz, Wiener Neustadt, Gmunden, Graz, Enns, Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg, Saalfelden, St. Pölten, Tulln und Feldkirch.

Die russisch-orthodoxe Diözese von Wien wurde 1962 gegründet und im Jahr 2013 staatlich anerkannt. Sitz des Bischofs ist die St.-Nikolaus-Kathedrale im dritten Bezirk in Wien. Weitere gesetzlich anerkannte russisch-orthodoxe Gemeinden befinden sich in Graz und Linz. Die Diözese untersteht dem Patriarchat von Moskau unter Patriarch Kyrill I. Seit knapp einem Jahr ist Bischof Antonij (Sevrjuk) für Österreich zuständig. Er hat seinen ständigen Sitz aber nicht in Wien, sondern hält sich anlassbezogen in Österreich auf.

Russisch-Orthodoxe in Wien und Salzburg

Insgesamt wird die Zahl der russisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich auf rund 40.000 geschätzt. Die Gemeinde besteht aus Gläubigen verschiedener Nationalitäten, die vorwiegend in Wien ansässig sind. Eine weitere russisch-orthodoxe Kirchengemeinde gibt es in Salzburg. Diese untersteht administrativ aber nicht der Diözese Wien und Österreich des Moskauer Patriarchats sondern der Diözese von Berlin und Deutschland der Russisch-orthodoxen Kirche im Ausland (ROKA).

Die rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinden in Österreich gehören zur Diözese Zentral- und Mitteleuropa. Zuständiger Bischof ist Serafim Romul Joanta mit Sitz in Regensburg. In Österreich steht Bischofsvikar Nicolae Dura der rumänischen Gemeinde vor. Die Zahl der Gläubigen in ganz Österreich wird auf etwa 40.000 bis 50.000 geschätzt. Durch das Orthodoxengesetz aus dem Jahr 1967 wurde die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Wien als Körperschaft öffentlichen Rechts bestätigt.

Zwei rumänisch-orthodoxe Kirchen in Wien

Die Rumänisch-orthodoxe Kirche besitzt in Wien bereits zwei Kirchen: die 2009 fertiggestellte Andreas-Kirche im 11. Bezirk (Simmering) und die 2014 von der Erzdiözese Wien übergebene Antonskirche im 15. Bezirk (Rudolfsheim-Fünfhaus). Neben Wien gibt es in Österreich weitere rumänisch-orthodoxe Gemeinden bzw. Gottesdienststätten in Salzburg, Graz, Linz, Klagenfurt, Knittelfeld, Feldkirch, St. Pölten, Wiener Neustadt, Innsbruck, Krems, Amstetten und Oberpullendorf.

Die starke Zunahme der rumänischen Gemeinde seit der Liberalisierung des Arbeitsmarktes der Europäischen Union hat nun den Bau einer weiteren rumänischen Kirche notwendig gemacht, die in Wien-Leopoldstadt entsteht.

Bulgaren: Bischof mit Sitz in Berlin

Die Bulgarisch-Orthodoxe Kirchengemeinde „Heiliger Iwan Rilski“ in Österreich mit Sitz in Wien steht unter der Jurisdiktion des bulgarischen Patriarchats (derzeit Patriarch Neophyt) in Sofia und ist Teil der mittel- und westeuropäischen Diözese. Zuständiger Bischof ist Antonij (Mihalev), der derzeit seinen Sitz in Berlin hat. Die bulgarisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Österreich wurde 1967 gegründet und 1969 von der Republik staatlich anerkannt. Seit 1990 wird die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche in Österreich von Bischofsvikar Ivan Petkin vertreten, der auch die Pfarre in Wien leitet.

Seit 1994 besaß die Kirchengemeinde eine eigene Kirche im vierten Wiener Gemeindebezirk. 2013 wurde im zwölften Bezirk mit der Errichtung einer neuen Kirche begonnen, die 2017 fertiggestellt und dem Heiligen Ivan Rilski (Johannes von Rila) geweiht ist. Die Kirche in der Dunklergasse ist in einen Wohnblock integriert und liturgisches Zentrum für die bulgarischen Gläubigen aus ganz Österreich.

Georgisch-orthodoxe Kirche ohne Bischof

Die Georgisch-orthodoxe Kirche in Österreich umfasst geschätzt einige tausend Mitglieder. Derzeit gibt es aber keinen für Österreich zuständigen georgischen Bischof.

Seit vielen Jahren leben vor allem in Wien auch einige tausend Gläubige, die dem Patriarchat von Antiochia zuzurechnen sind. In Wien gibt es eine Gemeinde des Patriarchats, die kirchenrechtlich zur Erzdiözese von Deutschland und Mitteleuropa gehört. Zuständiger Bischof ist Metropolit Isaak (Barakat). Er hat seinen Sitz in Berlin.

religion.ORF.at/KAP

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