Islamkonferenz in D: Muslime gehören zu Deutschland

Zum Auftakt der vierten Phase der Islamkonferenz hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bekräftigt, dass Muslime zu Deutschland gehören.

Muslime hätten „selbstverständlich die gleichen Rechte und Pflichten wie alle Bürger dieses Landes“, sagte Seehofer am Mittwoch in Berlin. Schon im Vorfeld wurde über die Ausbildung von Imamen und ausländische Einflussnahme diskutiert. Der Grüne Cem Özdemir kritisierte die bisherige Haltung gegenüber den islamischen Dachverbänden.

Irritationen zum Amtsantritt

Seehofer wiederholte vor den rund 240 Teilnehmern seine Aussage nicht explizit, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre. Damit hatte der Minister unmittelbar nach seinem Amtsantritt für nachhaltige Irritationen nicht nur bei Muslimen gesorgt. Gleichwohl verwies er auf die geschichtliche und kulturelle Prägung Deutschlands.

Die Deutsche Islam Konferenz (DIK), die mit der zweitägigen Auftaktkonferenz in die vierte Phase geht, solle ein „Forum für kritischen Dialog“ zwischen Staat und Muslimen, aber auch für den Dialog von Muslimen untereinander sein, sagte Seehofer. Diskussion bringe „Kenntnis und Informationen“, die wiederum Grundlage für Vertrauen und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit seien.

Eine zentrale Frage sei für ihn, wie ein Islam in Deutschland gefördert werden könne, der die Werte der hiesigen Gesellschaft teile und ihre tradierten Lebensweisen achte - „einen Islam in, aus und für Deutschland“.

Organisation von Religionsgemeinschaften notwendig

Seehofer, der die ausländische Einflussnahme auf Muslime in Deutschland möglichst beenden will, betonte, die praktische Schulung von Geistlichen sei Angelegenheit der islamischen Gemeinschaften. Deutschland habe ein „großes Interesse“ daran.

Es müsse geklärt werden, wie sich muslimische Religionsgemeinschaften organisieren könnten, um den Anforderungen des Religionsverfassungsrechts zu genügen.

Versuch der Imam-Ausbildung in Deutschland

In der anschließenden Podiumsdiskussion versuchte der Minister, den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, darauf zu verpflichten, dass im Jahr 2019 „zwei Dutzend“ Imame in Deutschland ausgebildet würden.

Mazyek spricht allerdings nur für einen kleinen Teil der Muslime in Deutschland. Der ZMD-Vorsitzende forderte mehr Unterstützung für eine Ausbildung von Imamen in Deutschland. Es sei bequem, etwas einzufordern und sich dann „in die Büsche zu verabschieden“, sagte Mazyek am Morgen im Südwestrundfunk.

Reformbereitschaft „völlig überschätzt“

Der frühere Grünen-Chef Özdemir sagte der „Welt“, alle Parteien im Bund und in den Ländern hätten die Reformbereitschaft der Islamverbände „völlig überschätzt“. Das gelte insbesondere für den türkischen Moscheeverband DITIB. Dieser und die anderen Verbände müssten sich „von Organisationen ausländischer Mächte zu deutschen Vertretungen inländischer Muslime transformieren“. Bislang sei ihm Deutschland „in dieser Frage zu nachgiebig“.

Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU) erklärte, „wer als Moscheeverband Teil von Deutschland sein will, kann nicht Teil von Ankara bleiben“. Deshalb sei auch eine Neustrukturierung der Vertretung von Muslimen in Deutschland nötig.

Kritik an Auslandsfinanzierung und „Reaktionären“

Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, kritisierte die Kooperation der Bundesregierung mit „reaktionären Verbänden wie DITIB oder dem Zentralrat der Muslime“ scharf.

Die AfD-Fraktionschefin Alice Weidel forderte eine „konsequente Unterbindung jeglicher Auslandsfinanzierung von Moscheevereinen und Islamverbänden aus dem Ausland“ auf dem Gesetzesweg. Für die FDP begrüßte der religionspolitische Sprecher Stefan Ruppert die breitere Aufstellung der Islamkonferenz, dies bringe „neue Ideen und mehr Pluralität“.

religion.ORF.at/AFP

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