Kirchenstreit: Scharfe Töne vor Vereinigungskonzil
„Man darf das nicht zulassen“, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag bei einem Gottesdienst in Ljublino bei Moskau nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Er warf den Anhängern der „sogenannten unabhängigen Kirche“ vor, bereit zu sein, ihre Ziele mit Gewalt zu verfolgen und „das Leben anderer Menschen zugrunde zu richten“.
Vereinigungskonzil steht bevor
Mit der Kirchengründung soll das orthodoxe Moskauer Patriarchat die kirchliche Hoheit über die Ukraine verlieren und die Teilung der orthodoxen Kirche in dem Land überwunden werden. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, hat die Bischöfe aller drei orthodoxen Kirchen der Ukraine - die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats und die kleine „Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche“ - für Samstag zu einem „Vereinigungskonzil“ in der Kiewer Sophienkathedrale eingeladen.
Das Konzil soll das Kirchenstatut beschließen und ein Kirchenoberhaupt wählen, das anschließend in Istanbul von Bartholomaios I. die Bulle (Tomos) über die Verleihung der kirchlichen Eigenständigkeit (Autokephalie) erhalten soll.
Kyrill I. ortet „kriegerische Rhetorik“
Dagegen zeigte sich der Moskauer Patriarch Kyrill I. zuversichtlich, dass „die böse und kriegerische Rhetorik“ keinen Erfolg haben werde: „Wir glauben, dass die orthodoxe Kirche bestehen bleibt“, so das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt. Keinesfalls dürften „schismatische Gruppen“ die Gläubigen von Gott trennen.
APA/AP/Alexander Zemlianichenko
Moskautreue Bischöfe nicht bei Konzil
Nur eine der drei orthodoxen Kirchen der Ukraine untersteht dem Moskauer Patriarchat. Die anderen beiden haben sich von Moskau bereits 1921 beziehungsweise 1992 abgespalten und lehnen eine Unterordnung unter Russland strickt ab. Die große Mehrheit der 90 Bischöfe der moskautreuen ukrainischen Kirche will dem Konzil fernbleiben. Sie betrachten die Bischöfe der beiden anderen Kirchen als Schismatiker und werfen Konstantinopel eine unzulässige Parteinahme für sie vor.
Aus Protest gegen die von Konstantinopel betriebene Kirchengründung in der Ukraine stellte die russische Kirche in den vergangenen Wochen ihre Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Patriarchat ein. Zudem verbot sie ihren Gläubigen die Teilnahme an Gottesdiensten in dessen Kirchen. Damit droht der orthodoxen Kirche die Spaltung. Die anderen orthodoxen Landeskirchen drängten bislang ohne Erfolg auf eine Einigung zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau.
religion.ORF.at/KAP
Mehr dazu:
- Ukraine: Patriarch schreibt an moskautreue Bischöfe
(religion.ORF.at; 08.12.2018) - Der Bruch in der orthodoxen Kirche
(religion.ORF.at; 16.10.2018)