Ökumenischer Schulterschluss für Frauendiakonat

Bei einem Podiumsgespräch am Mittwoch in Wien sprachen sich der katholische Theologe Rudolf Prokschi und der rumänisch-orthodoxe Theologe Ioan Moga einhellig für die Öffnung des Diakonats für Frauen aus.

Dies sei ein wichtiger erster Schritt in der Debatte um die Zukunft des Priesteramtes. An der Diskussion, die auch Fragen des Frauenpriestertums und des Zölibats umfasste, nahm weiters die evangelische Pfarrerin Dorothea Haspelmatt-Finatti teil. Die Diskussion fand im Rahmen der von Wiener evangelischen und katholischen Theologiestudierenden organisierten „Woche der Ökumene“ statt.

Gefahr für Einheit der Kirche

So sehr sich der emeritierte Wiener Ostkirchenexperte und Priester Rudolf Prokschi für die Öffnung des Diakonats für Frauen aussprach, so zurückhaltend war er allerdings bei der Frage des Frauenpriestertums: Eine Öffnung in diese Richtung würde voraussichtlich eine Zunahme der innerkatholischen Spannungen bedeuten und die Einheit stärker gefährden als ihr dienen.

Das Wesen des Priestertums liege nicht im „Herrschen“, sondern im „Dienen“, führte Prokschi weiters aus: „Es geht sicherlich nicht ums ‚Vorne stehen‘. Das ist schon auch eine Versuchung, wenn im Stephansdom 800 bis 900 Menschen einem zuhören und nichts dagegen reden können“. Mit Verweis auf Selbstdarsteller bei der Predigt sagte er, dass der Priester wissen müsse: „Es geht nicht um mich“ - trotzdem dürfe beispielsweise die Predigt nicht langweilig sein.

Kritik an orthodoxer Tradition

Kritik an der eigenen orthodoxen Tradition äußerte der rumänisch-orthodoxe Priester und Theologe Ioan Moga: So spreche gegen das Frauenpriestertum in seiner Kirche kein dogmatischer Grund, sondern allein die Tradition. Die aktuell aufkeimende Diskussion über die Einführung des Frauendiakonats im Anschluss an die Tradition des 10. und 11. Jahrhunderts sehe er daher auch als einen Hoffnungsschimmer: „Hier könnten Tatsachen geschaffen werden, die auch eine Traditionsreform mit Blick auf die Priesterweihe möglich machen“.

Die „Woche der Ökumene“ wird jedes Sommersemester von den Fakultätsvertretungen der Evangelisch und der Katholisch Theologischen Fakultäten initiiert und organisiert. Zwischen 3. und 6. Juni waren Studierende aller Konfessionen zu verschiedenen Aktivitäten eingeladen, darunter ein Gottesdienst in der evangelischen Pauluskirche zum Thema „Aufeinander zugehen“, ein Workshop zu verschiedenen Bibelübersetzungen mit Pub-Quiz im Bibelzentrum am Museumsquartier und ein Besuch bei der altkatholischen Heilandskirche.

religion.ORF.at/KAP

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