Reformen: Kircheninitiativen verlieren Geduld

Vier katholische Initiativen haben sich mit der Frage an die österreichischen Bischöfe gewandt, welche Vorschläge diese machen, um Reformen einzuleiten (Stichwort Missbrauchskrise). Mehr als zwei Monate erhielten sie keine Antwort, jetzt gehen sie damit an die Öffentlichkeit.

Die Reformbewegungen Wir sind Kirche, Priester ohne Amt, die Laieninitiative und die Pfarrerinitiative kämpfen seit Jahren für Änderungen in der Kirche, die sie für nötig halten, um eine Kirche für alle zu sein und das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit in die römisch-katholische Kirche wiederherzustellen. Ausgangspunkt ist die massive weltweite Missbrauchskrise, die auch strukturelle Ursachen hat - mehr dazu in Missbrauch: Schönborn kritisiert kirchliche Strukturen und: Missbrauchsvertuschung: „Klerikale Kultur“ schuld.

Keine Ausreden mehr

„Mit der Ausrede, es handle sich um einzelne Entgleisungen, ist die Krise nicht mehr zu bewältigen. Wir wissen längst, dass tiefgreifende Reformen notwendig sein werden, um die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche wieder zu gewinnen“, schrieben die Unterzeichnenden in einem dem ORF vorliegenden Brief am 25. März an jeden österreichischen Bischof. „Was gedenken Sie nun zu tun? ... Papst Franziskus hat schon vor langer Zeit um mutige Vorschläge der Bischöfe gebeten: Wie sehen Ihre Vorschläge aus?“, lautete die Frage.

Ein Kruzifix mit Kirchenfenster

APA/Robert Jaeger

Vier katholische Initiativen warten auf Antwort

Bis Juni sei keine einzige Antwort, nicht einmal eine Empfangsbestätigung eingegangen, schrieb Peter Pawlowsky, aktiv in der Laieninitiative, in einer Information an die Medien.

Spiritueller Missbrauch geht sexuellem voraus

Die Reformbewegungen fordern eine Erneuerung der kirchlichen Strukturen - inklusive der Möglichkeit, Frauen zumindest zu Diakoninnen zu weihen, die Leitung von Pfarren Laien zu übertragen, Pfarrzusammenlegungen zu beenden und verheiratete Priester einzusetzen. „Dem sexuellen Missbrauch geht der spirituelle voraus – die Entmündigung der späteren Opfer“, so die Initiativenvertreterinnen und -vertreter.

Die „Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger, die durch die Taufe ‚Priester, Könige und Propheten‘ wurden, die durch ihr ehrenamtliches Engagement, durch Spenden und Kirchenbeitrag die Kirche an der Basis am Leben halten“, hätten ein Recht darauf zu erfahren, wie sich die Kirche verändern wird. Denn die engagierten Menschen seien es, die gefragt würden, ob diese Kirche noch zu retten sei. Eine Kirchenleitung, die sich aufs Hinhalten verlege, könne man nicht weiter vertreten.

„Wir fordern Sie auf, sehr geehrte Herren Bischöfe, sich vom römischen Diktat dort zu lösen, wo es dringend nötig ist.“ Aus der Erzdiözese Wien heißt es am Freitag gegenüber religion.ORF.at, dass der Brief, dadurch, dass er an alle Bischöfe ging, „wohl bei der Bischofsvollversammlung in eineinhalb Wochen“ besprochen werden wird.

gold, religion.ORF.at

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