Orthodoxer Kirchenstreit: Patriarch will vermitteln

Patriarch Theodoros II. von Alexandrien hat ein Treffen des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und seines Moskauer Amtsbruders Kyrill I. zur Lösung der Krise um die ukrainische Autokephalie vorgeschlagen.

In einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Athener Tageszeitung „Ethnos“ brach der Patriarch von Alexandrien erstmals das von ihm - und auch seinem Synod - seit Beginn der Auseinandersetzung um die Ukraine gewahrte Schweigen, wie der Fachdienst „Ökumenische Information“ (ÖKI) der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in seiner dieswöchigen Ausgabe berichtet.

Seinem Vorschlag kommt auch insofern besonderes Gewicht, dass die Patriarchen von Alexandria in der orthodoxen Kirchenfamilie nicht nur den Ehrentitel „Papst“ tragen und nach Konstantinopel den zweiten Rang einnehmen, sondern als „Ökumenische Richter“ auch eine besondere Vermittlermission ausüben.

Unzufriedenheit mit „Patriarchen von Kiew“

Theodoros II. vertrat die Ansicht, die breite interorthodoxe Ablehnung oder zumindest Zurückhaltung zur Autokephalie der Metropolis von Kiew sei auf „die Personen zurückzuführen, denen sie gewährt wurde“. Er meinte damit in erster Linie den schon 1992 im Alleingang ausgerufenen „Patriarchen von Kiew“, Filaret Denisenko, der sich vom Moskauer Patriarchat getrennt hatte. Dieser wurde von Bartholomaios vor der Autokephalie-Erklärung rehabilitiert.

Er behielt den Titel eines „Ehrenpatriarchen“ und die Administration der Diözese Kiew. Inzwischen zeigt er sich aber zunehmend unzufrieden mit der von Konstantinopel getroffenen Lösung und hat für den 20. Juni eine Synode zur Kundgabe seiner Beschwerden einberufen.

Der orthodoxe Patriarch Theodors II. von Alexandrien

Reuters/Murad Sezer

Patriarch Theodoros II.

Hoffnung auf Aussprache

Theodoros II. äußerte die Hoffnung, dass ihre Meinungsverschiedenheiten in Sachen Ukraine die „tiefe Freundschaft“ zwischen den Patriarchen Bartholomaios und Kyrill nicht zerstört habe und sich eine persönliche Aussprache zwischen beiden vermitteln lasse. Anschließend könnte eine Versammlung (Synaxis) aller orthodoxen Kirchenoberhäupter folgen, die aber inoffiziellen Charakter haben solle. Erst nach dem Vorliegen von allen Seiten akzeptierter Beschlüsse zur ukrainischen Autokephalie sollte die Synaxis kirchenrechtlich verbindlichen Status erhalten.

Erzbischof Chrysostomos II. von Zypern werde in einem nächsten Schritt in diesem Versöhnungsprozess bei Bartholomaios im Phanar vorsprechen, hieß es. Danach werde er in Nikosia einer „Größeren Synode“ mit den Patriarchen von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem - wie sie schon am 18. April stattgefunden hatte - Bericht erstatten. Der heutige Patriarch von Alexandrien war von 1985 bis 1990 Vertreter seiner Kirche bei der Russischen Orthodoxen Kirche mit Sitz in Odessa. Wie er nun in dem Interview ausführte, hat er dort die ukrainische Kirchenproblematik an Ort und Stelle kennen gelernt. Doch fühle er sich auch der russischen Orthodoxie „zutiefst verbunden“.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu:

Link: