Abu Dhabi: Drei Gebetshäuser unter einem Dach

In Abu Dhabi soll ein interreligiöses Dialogzentrum errichtet werden, das eine Moschee, eine Synagoge und eine Kirche unter einem Dach vereint.

Die Mitglieder des von den Vereinigten Arabischen Emiraten initiierten „Hohen Komitees der menschlichen Brüderlichkeit“, das sich vor zwei Wochen im Vatikan konstituiert hatte, stellten das Projekt dieser Tage in New York vor. Das vom britischen Stararchitekt David Adjaye entworfene „Abrahamic Family House“ in der Hauptstadt der Emirate soll 2021 eröffnet werden. Der geplante Gebäudekomplex auf der Insel Saadiyat umfasst vier Großräume: eine Kirche, eine Synagoge und eine Moschee sowie einen vierten Raum als gemeinsames Dialogzentrum für Veranstaltungen und Bildungsprogramme.

Das Zentrum der drei abrahamitischen Religionen solle „der ganzen Welt offenstehen“, sagte Architekt Adjaye bei der Präsentation des Projekts: „Unsere Hoffnung ist, dass durch dieses Gebäude Menschen jeder Glaubensrichtung und aus der gesamten Gesellschaft lernen können und sich in einer Mission der friedliche Koexistenz für die kommenden Generationen engagieren können.“ Das Brüderlichkeits-Komitee („Higher Committee of Human Fraternity“) begleitet das Projekt, das ein „Ort des Lernens, des Dialogs und der Anbetung“ sein soll, so die Verantwortlichen.

Dokument über Brüderlichkeit umsetzen

Das interreligiös besetzte Komitee kümmert sich um die Umsetzung des Dokuments über die Brüderlichkeit unter den Menschen, das der Papst im vergangenen Februar in Abu Dhabi mit dem Großimam von Al-Azhar, Al-Tayyeb, unterzeichnet hat. In den kommenden Jahren plant das Brüderlichkeits-Komitee weitere Initiativen, vor allem Dialogveranstaltungen bis hinauf auf Regierungsebene. Den Vereinten Nationen will es einen „Tag der menschlichen Brüderlichkeit“ vorschlagen und womöglich Vertreter weiterer Religionen aufnehmen.

Dem achtköpfigen Komitee gehören katholischerseits der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog, der designierte Kardinal Miguel Angel Ayuso, und Yoannis Lahzi Gaid, persönlicher Sekretär des Papstes, an. Die Al-Azhar-Universität in Kairo wird durch ihren Präsidenten Mohamed Husin Abdelaziz Hassan sowie Mohamed Mahmoud Abdel Salam, Richter und ehemaliger Berater des Großimams Al-Tayyeb, vertreten. Auch der US-amerikanische Rabbiner M. Bruce Lustig, Senior Rabbi der Washington Hebrew Congregation, ist Mitglied.

„Verborgenes Meer der Güte“

Für die Vereinigten Arabischen Emirate, wo das Dokument zur Brüderlichkeit unterzeichnet wurde, gehören Kulturminister Mohamed Khalifa Al Mubarak, der Schriftsteller und Journaliste Yasser Said Abdulla Hareb Almuhairi sowie Sultan Faisal Al Khalifa Alremeithi, Generalsekretär des muslimischen Ältestenrates, dem Gremium an.

Ayuso, den Papst Franziskus am 5. Oktober zum Kardinal erheben wird, bezeichnete die historische Initiative als „zutiefst bewegenden Moment für die Menschheit“. Traurigerweise bestimmten Böses, Hass und Spaltung oft die Nachrichten, so der Präsident des Päpstlichen Dialograts. Es gebe aber „ein verborgenes Meer der Güte, das wächst und uns hoffen lässt auf Dialog, gegenseitiges Wissen und die Möglichkeit, eine Welt der Brüderlichkeit und des Friedens zu bauen - zusammen mit den Anhängern von anderen Religionen und allen Männern und Frauen guten Willens.“

religion.ORF.at/KAP

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