„Modern und stylish“: Mode für Pfarrerinnen
Während eines Besuchs in Wien bat Sjödin, die ein Atelier in Stockholm betreibt, die Baptistenpfarrerin Mira Ungewitter und die evangelisch-lutherische Vikarin Anna Vinatzer zu einem Fotoshooting für ihre Kollektion „Casual Priest“. „Modern, selbstbewusst und stylish“ soll die modebewusste Pfarrerin von heute auftreten, wie auch Sjödins Website vermittelt. Das Ziel sei, die unterrepräsentierte Gruppe von Frauen in kirchlichen Ämtern sichtbarer zu machen und dabei auch weibliche Akzente zu setzen.
Neben schlichten schwarzen und grauen Shirts mit Kollar, dem weißen Priesterkragen, schneidert sie auch Kollarkleider in verschiedenen Rock- und Ärmellängen und Mustern. Das Kollarhemd gibt es auch in Kurzarm- und ärmelloser Ausführung.
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Bestseller Kollarhemd „Eva“
Die Idee, Kleidung für Frauen in klerikalen Berufen zu entwerfen, sei ihr durch eine Kindergartenbekanntschaft gekommen, erzählte Sjödin - die Mutter einer Freundin ihrer kleinen Tochter war frisch ordinierte Pfarrerin. „Sie fragte mich, ob ich ein Priesterinnenhemd für sie designen könne, das für sie als Frau gemacht wäre und kein typisches Männerhemd, wie es sie auf dem Markt gab.“ So habe sie zunächst ein Jersey-Oberteil mit Dreiviertelärmeln entworfen.
Mode für Pfarrerinnen
Dürfen Pfarrerinnen ähnliche Kleidung tragen wie römisch-katholische Priester? Ja, meint die schwedische Modedesignerin Maria Sjödin.
Das war 2001. „Dann trug sie das Hemd, und die Leute fragten sie danach“, die Kollektion folgte, erzählte Sjödin. Das Kollarhemd, das nach der Kindergartenbekannten benannt ist und den Namen „Eva“ trägt, ist „noch immer unser Bestseller“.
Leute schauen zweimal hin
Pastorin Ungewitter sagte bei dem Termin in den Räumen der projekt.gemeinde-Baptistengemeinde gegenüber religion.ORF.at über ihren Umgang mit den Kleidungsstücken: „Ich trage das als Freikirchenpastorin nicht so oft“, aber es habe schon ein, zwei Gelegenheiten gegeben, etwa in der Straßenbahn. Man merke dabei, dass man sich selbst anders wahrnehme, „und das kriegt man sofort auch auf der Straße gespiegelt - gerade wenn man im katholischen Österreich unterwegs ist“: Die Leute würden zweimal hinschauen.
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„Etwas sichtbar machen“
Es sei „definitiv ein Unterschied, wie man wahrgenommen wird“, so Ungewitter. „Es geht darum, Frauen auch in klerikalen Berufen sichtbar zu machen.“ Man werde auf einmal wahrgenommen, nehme sich vielleicht auch stärker in der Rolle wahr. „Sichtbarkeit schafft auch Akzeptanz“, so Ungewitter, und die brauche es noch. Nicht nur in der katholischen Kirche, wo Frauen nach wie vor nicht zum Priesteramt zugelassen seien, sondern auch im protestantischen Bereich: „Auch im Freikirchentum ist es immer noch so, dass Frauen auf Kanzeln oder in pastoralen Berufen nicht überall akzeptiert sind oder sogar verboten werden.“
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Frauen in klerikalen Berufen seien noch immer nicht selbstverständlich, bestätigte Vinatzer. „Auch in den evangelisch-lutherischen Kirchen in Deutschland gibt es konservativere Kirchen, wo das immer wieder Thema ist.“ Vinatzer verwies auch auf Lettland, wo es in der evangelisch-lutherischen Kirche seit 2016 keine Pastorinnen mehr geben darf: „Es ist ein Weg und es ist ein Kampf.“
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Die figurbetonte, modische Kleidung sieht sie freilich nicht als Ersatz für „das liturgische Gewand, das man im Gottesdienst trägt“. Sie könne sich aber vorstellen, so etwas „zu gewissen Anlässen, wo ich als Pfarrerin erkannt werden möchte“, anzuziehen. Im Gottesdienst trage sie den Talar, aber bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, „wo ganz viel persönliche Arbeit stattfindet“, sei der Talar manchmal viel zu formal, „sodass er eine Distanz zwischen mir und den Leuten herstellt“.
„Talar muss nicht körperbetont sein“
Ähnlich sieht das Pfarrerin Ungewitter: „Das Kollarhemd als solches ist im katholischen Kontext die Freizeitbekleidung katholischer Priester, keine Amtskleidung.“ In der Kollektion der schwedischen Designerin gebe es auch ärmellose Kleidung - das sei „durchaus praktikabel und machbar, aber bei wirklich offizieller Amtskleidung kann ich verstehen, wenn man sagt: Ein Talar muss nicht körperbetont oder besonders kurz sein.“
TV-Hinweis
„Orientierung“ berichtete über „Casual Priest“ und Mode für Pfarrerinnen.
Dass die Mode aus der „Casual Priest“-Kollektion feminin sei, finde sie gut, sagte Vikarin Vinatzer, sie sehe das als „Frage der Emanzipation“ - das heiße für sie nicht, „dass ich Mann bin und die Arbeit gleich mache wie ein Mann. Ich mache den Job anders, ich bin eine Frau, ich habe Kinder, ich denke, dass die Kleidung das irgendwo auch ausdrückt. Und warum es nicht ein bisschen schöner machen, ansprechender?“
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Sie wolle mit ihrer „Casual Priest“-Kollektion, die übrigens auch eine kleine Auswahl für Herren bietet, „Empowerment“, Ermächtigung, erreichen, so Designerin Sjödin: „Wenn man sich in seiner Kleidung wohlfühlt, erhöht das das Selbstwertgefühl, man fühlt sich sicher.“ Es gebe nicht viel an Priesterkleidung für Frauen, doch sie halte es für wichtig, die eigene Identität auch mit Gewand zum Ausdruck bringen zu können, „du selbst zu sein“.
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Die Kleidung müsse „zeitlos sein, natürlich mit Respekt für die Kirche“. Daher verböten sich etwa zu kurze Röcke. Aber wenn die Frauen in ihren Kleidern „ein bisschen sexy“ aussähen, sehe sie darin kein Problem: „Wer sich wohlfühlt, sieht auch attraktiv aus.“
Johanna Grillmayer, religion.ORF.at