Kardinal Marx: Mit Synodalversammlung zufrieden

Nach der ersten Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland sieht Kardinal Reinhard Marx den gestarteten Reformprozess „einen guten Schritt vorangekommen“.

„Die Erwartungen - und vielleicht auch die Befürchtungen - waren riesig“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag zum Abschluss der Plenarversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. „Das Anliegen aller, die Kirche voranzubringen, war spürbar.“

Reformprozess nach Missbrauchsskandal

Die katholische Kirche in Deutschland hat als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal einen Reformprozess gestartet, den Synodalen Weg. Oberstes Organ dabei ist die Synodalversammlung aus 230 Bischöfen, Gläubigen und Vertretern verschiedener Berufe in der Kirche.

Kardinal Reinhard Marx

APA/AFP/Daniel Roland

Nach der ersten Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland sieht Kardinal Reinhard Marx den gestarteten Reformprozess „einen guten Schritt vorangekommen“

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode nannte den am Donnerstagabend eröffneten Gesprächsprozess eine „großartige Zukunftswerkstatt unserer Kirche“. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sprach von einem zeitgerechteren Bild der Kirche.

Wenn in den folgenden Versammlungen erst in die thematische Arbeit über die Themen Macht in der Kirche, Ämter von Frauen oder Sexualität eingestiegen werde, werde es allerdings wohl schwieriger werden, Mehrheiten zu finden.

Informationen an Papst Franziskus

Marx sagte, mit dem Synodalen Weg sei ein geistliches Experiment in Gang gebracht worden, mit einer sehr freimütigen und offenen Interpretation der kirchlichen Ordnung und Gesprächen auf Augenhöhe zwischen Bischöfen und Laien. Er will in der kommenden Woche Papst Franziskus über den bisherigen Verlauf informieren.

Diese positive Einschätzung wurde allerdings nicht von den konservativen Vertretern unter den Bischöfen geteilt. Alle seine Befürchtungen seien eingetreten, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dem Domradio - etwa dass gewissermaßen ein protestantisches Kirchenparlament geschaffen werde.

„Protestantisch“ sei kein Schimpfwort, sagte Marx zu dieser Äußerung, und Sternberg wandte sich gegen „Hierarchievorstellungen aus dem 19. Jahrhundert“. Er nehme aus den bisherigen Abstimmungen den Eindruck mit: „Es gibt eine überwältigende Mehrheit, die wirklich Veränderungen will.“

Kontroverse Diskussionen in Synodalversammlung

Zuvor hatten am Samstag durchaus kontroverse Diskussionen den letzten Tag der Synodalversammlung geprägt. Die 230 Teilnehmer des Reformprozesses Synodaler Weg sprachen in Frankfurt über Sexualität, Zölibat und die Position von Frauen in der Kirche. Dabei gab es auch bei Vertretern der Bischöfe unterschiedliche Positionen.

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat die erste Vollversammlung des Synodalen Weges als hoffnungsvollen Beginn bezeichnet. Gleichzeitig habe das am Samstag beendete erste Treffen aber auch die Klippen dieses Reformkurses ahnen lassen, sagte ein Sprecher am Sonntag. Endlich lägen die Reformthemen offen auf dem Tisch: Macht, Pflichtzölibat, Sexualmoral und vor allem die Frauenfrage. Nun komme es darauf an, im Lauf der nächsten zwei Jahre zu tragfähigen und theologisch fundierten Lösungen zu kommen, die dann auch der Vatikan nicht ignorieren könne.

Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer sprach sich unterdessen erneut für eine Aufhebung des Zölibats aus. „Ich wünsche mir viel mehr Frauen in der Kirche und als ersten Schritt die Zulassung von Frauen als Diakonin“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ein Ende des Zölibats könnte die katholische Kirche attraktiver machen, so die CDU-Chefin.

religion.ORF.at/dpa

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