„Querida Amazonia“: Reaktionen aus Österreich

Das nachsynodale päpstliche Schreiben „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien), das die wichtigsten Punkte der Amazonien-Synode im vergangenen Oktober zum Inhalt hat, hat auch in Österreich für - recht unterschiedliche - Reaktionen gesorgt.

Als päpstlichen Aufruf für eine noch intensivere Beschäftigung mit den Fragen und Themen der Amazonien-Synode bewertet Bischof Werner Freistetter das nachsynodale päpstliche Schreiben „Querida Amazonia“. So sei „das recht ungewöhnliche Dokument“ sicher nicht als Abschluss der Synode gedacht, sondern eher als eine Art Zwischenergebnis des synodalen Prozesses.

„Man hat das Gefühl, während der Papst schreibt hört er immer noch zu“, so Freistetter am Donnerstag im Kathpress-Interview. Freistetter ist in der Bischofskonferenz für die „Koordinierungsstelle für internationale Entwicklung und Mission“ (KOO) zuständig. Dieser gehören die entwicklungspolitischen, humanitären und missionarischen Organisationen der katholischen Kirche und zahlreiche Ordensgemeinschaften an.

Das Bemühen des Papstes um die Menschen vor Ort, seine Wertschätzung und Dialogbereitschaft würden das gesamte Dokument durchziehen, würdigte der Bischof das Schreiben. Den Ansatz für die Erneuerung und Vitalisierung der Kirche in Amazonien sehe der Papst in lebendigen Gemeinden, die vor allem von Laien geprägt seien. „Es geht ihm darum, die Vielfalt der Dienste zu stärken. Nur mit mehr Priestern wäre es nicht getan“, so Freistetter. Dahinter stehe wohl aber auch, dass der Papst persönlich am Zölibat festhalten wolle.

Dialog der Kulturen

Der Papst rege mit seinem Schreiben jedenfalls auch an, „dass auch wir uns verstärkt auf den Dialog mit anderen Kulturen einlassen und diesen mit Wertschätzung, freilich auch mit Klarheit begegnen“. Genauso gehe es darum, angesichts der globalen Zusammenhänge - „und Amazonien ist nicht weit entfernt von uns“ - an den Fragen des eigenen Lebensstils und Konsumverhaltens dranzubleiben.

Die Art des Dokuments sowie der Schreibstiel, den Franziskus wählt, seien zumindest für westliche Begriffe sicher ungewöhnlich, räumte der Bischof ein und verwies etwa auf die von Franziskus zitierten Gedichte. Und dass der Papst von Träumen spreche, sei zwar vielleicht auch ungewöhnlich, aber: „Erinnern wir uns an Martin Luther King und seine Rede 1963 in Washington, die er unter das Motto ‚I have a dream‘ stellte. Das war eine der wichtigsten Ansprachen des 20. Jahrhunderts.“

Elbs: Papst spielt Ball zurück

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs sieht im ökologischen Themenfeld das Hauptanliegen des Papstschreibens. Dass die Zölibatsfrage vom Papst nicht aufgegriffen wurde, kommentierte er so: „Ich empfinde es als positiv, dass sich der Papst nicht in eine Schwarz-Weiß-Ecke treiben lässt.“

Er habe das Gefühl, dass Franziskus den Ball an die Bischöfe in Amazonien zurückspiele. Dafür habe er einen offenen Zugang gewählt. „Nicht Rom entscheidet, sondern der Papst nimmt die Regionen in die Verantwortung. Sie sollen einen Weg finden, wie der priesterliche Dienst gewährleistet werden kann.“ Gleichzeitig betont Elbs: „Eine Reform der Kirche passiert nicht über die Zulassungsbedingungen.“

OÖ: Kritik an Papst-Schreiben

Nachdem Papst Franziskus in seinem Schreiben keine Lockerung des Zölibats in Aussicht stellt und auch Frauen als Priesterinnen offenbar kein Thema sind, brodelt es in der katholischen Kirche in Oberösterreich. Viele hatten sich mehr Reformwillen erhofft.

Bei der Pressekonferenz am Donnerstagvormittag in Linz war nicht zu übersehen, wie angespannt die Lage selbst in der Führungsetage der katholischen Kirche in Oberösterreich ist. Die Pastoralamtsdirektorin der Diözese Linz, Gabriele Eder-Cakl, sprach davon, dass ihr beim päpstlichen Schreiben die Spucke wegbleibe - mehr dazu in ooe.ORF.at

Ökologische sowie synodale Umkehr, eine klare Absage an die Weihe von Frauen und eine Bestätigung des Wegs der Diözese Linz las indessen deren Bischof Manfred Scheuer aus dem Papstschreiben zur Amazonien-Synode heraus.

Scheuer: „Einiges aus Schreiben rausnehmen“

Was Seelsorge und Laien anbelangt, „kann man einiges aus dem Schreiben rausnehmen“, sagte Scheuer. „Das Dokument kann nicht gegen die Diözese Linz verwendet werden“, sprach er die Strukturreform an, deren Umsetzung 94,5 Prozent der rund 200 Delegierten des Diözesanforums wünschen. Bezüglich vorgefertigter Postkarten mit Reformvorschlägen an Papst Franziskus, deren Verteilung über das Kursangebot des diözesaneigenen Bildungshauses Schloss Puchberg gestoppt worden war, weil man auf das nachsynodale Schreiben warten wollte, meinte die Pastoralamtsdirektorin, es sei gut zu schauen „wie können wir die Themen noch mal klar machen“.

Es sei in Ordnung, wenn die Karten, auf denen dem Papst unter anderem vorgeschlagen wird, „Frauen und verheiratete Männer, die Christus ins Priesteramt beruft, auch zu Priestern zu weihen“, in den nächsten Monaten dem Kursprogramm beigelegt würden.

Stark angesprochen sah der Linzer Bischof die Verantwortung und Mitarbeit der Frauen, an ihre Weihe erteile das Schreiben aber eine klare Absage. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Argumentation etwas zurückhaltender ist bzw. nicht in Widersprüche führt.“ Er fühle sich, was den Weg der Diözese Linz anbelangt, bestätigt.

religion.ORF.at/KAP

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