Patriarch: Hagia Sophia ist das „Heiligste“

Die Hagia Sophia „ist das Heiligste, das wir als Griechisch-Orthodoxe besitzen“. Das betonte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in einem aktuellen Interview für das Magazin „Kirche In“ (September-Ausgabe).

Dabei kritisierte der Patriarch die Ende Juli vollzogene Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee heftig. „Wenn die Hagia Sophia wieder einen Ort des Gebetes abgibt, müsste sie als christliche Kirche dienen. Sie wurde als Kirche errichtet und nicht als Moschee gebaut“, sagte Bartholomaios I. laut römisch-katholischer Nachrichtenagentur Kathpress.

Das Patriarchat von Konstantinopel hätte der Beibehaltung des bisherigen Status der Hagia Sophia als Museum den Vorzug gegeben. So habe er sich auch bis zuletzt dafür eingesetzt und nicht geglaubt, dass sie tatsächlich in eine Moschee umgewandelt würde.

„Gesamte Christenheit wird reagieren“

Aber: „Jetzt werden wir uns den vollendeten Tatsachen widersetzen, nicht nur wir Orthodoxe. Die gesamte Christenheit wird reagieren, unabhängig von den Konfessionen. Ob Katholiken, Protestanten oder Orthodoxe, alle werden wie ein Leib Widerstand leisten“, zitiert „Kirche In“ den Patriarchen.

Derr Innenraum der Hagia Sophia

Reuters/Murad Sezer

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. sagte, für die griechisch-orthodoxen Christen sei die Hagia Sophia das „Heiligste, das wir haben“

Bartholomaios bekräftigte den Anspruch des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel auf die Hagia Sophia: „Sie gehört uns, ist unsere ‚Große Kirche‘. In Fortführung der Hagia Sophia wird unser Patriarchat ‚Große Kirche Christi‘ genannt.“

Zur Frage, ob er noch Hoffnung habe, dass er selbst einmal in der Hagia Sophia einen Gottesdienst wird feiern können, meinte der Patriarch: „Wer ist imstande zu wissen, ob die Hagia Sophia irgendwann einmal wieder Kirche sein darf? Es ist nicht unwahrscheinlich, aber ich meine nicht, dass das bald sein wird. Es hängt von der Entwicklung der Türkei und ihrem Verhältnis zur europäischen Einigung ab.“

Sorge um türkische Religionspolitik

Auch abseits der Umwandlung der Hagia Sophia zeigte sich der Patriarch über die türkische Religionspolitik besorgt. Schon 2016 habe er in einer Eingabe an die türkische Religionsbehörde darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahren die Umwandlung von Kirchenmuseen zu beobachten war, die alle den Namen Hagia Sophia trugen.

Das könne kein Zufall sein, meinte der Patriarch. Als Beispiele nannte er die historischen Kirchen im thrakischen Bizye (Vize), in Nicäa (Iznik) und Trapezunt (Trabzon). Diese Kirchen, die als Museen kulturellen Zielen und dem Fremdenverkehr dienten, seien der Hagia Sophia von Istanbul vorausgegangen.

religion.ORF.at/APA/KAP

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