Kurienerzbischof: Antwort auf „Krise des Glaubens“

Rino Fisichella ortet in der katholischen Kirche eine „Krise des Glaubens“. Diese habe sich auch in der „Vatileaks“-Affäre gezeigt. Erste Impulse gegen die Krise soll das „Jahr des Glaubens“ setzen.

Das am Donnerstag beginnende „Jahr des Glaubens“ soll nach Aussage des Kurienerzbischofs Rino Fisichella eine erste Antwort auf die „Krise des Glaubens“ sein. Diese sei „dramatisch“, sagte Fisichella am Dienstag vor Journalisten im Vatikan.

Kurienerzbischof Rino Fisichella

Alessandro Bianchi / Reuters

Kurienerzbischof Rino Fisichella ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung.

Es gehe darum, den Glauben wiederzubeleben, und den Christen bewusst zu machen, wie wichtig er sei, um dem Leben einen Sinn zu geben. Fisichella ist als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung für die Ausrichtung des Glaubensjahrs mit zuständig.

Konzentration auf das Wesentliche

Auch die „Vatileaks“-Affäre ist laut Fisichella ein Zeichen für die „Krise des Glaubens“. „Wenn der Wunsch, die Kirche zu erneuern, über die Schaffung von Skandalen erreicht werden soll, frage ich mich, wo das Glaubensleben des Einzelnen und der beteiligten Personen ist“, so der Erzbischof.

Der betrübliche Fall des Dokumentendiebstahls aus dem Vatikan sei jedoch räumlich sehr begrenzt und betreffe nicht die gesamte Kirche. Er hoffe, dass das abgeschlossene Gerichtsverfahren den Fall beendet habe und man sich im Leben der Kirche wieder auf das Wesentliche konzentriere, so der Erzbischof.

Das katholische Themenjahr beginnt am 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (11. Oktober 1962) und endet am 24. November 2013. Am Eröffnungsgottesdienst mit Papst Benedikt XVI. sollen auch 14 der 69 noch lebenden Konzilsväter teilnehmen, gab Fisichella bekannt.

Bischofssynode soll Anstösse geben

Neuevangelisierung ist auch das Thema der laufenden Bischofssynode. Insgesamt 262 Bischöfe sowie 140 Fachleute und Beobachter beraten darüber bis zum 28. Oktober im Vatikan.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erhofft sich davon Impulse für die deutsche Kirche. Er erwarte „eine Reihe von Anstößen“ für eine zeitgemäße Glaubensverkündigung. „Ich bin sicher, dass ich bereichert nach Hause gehen werde“, sagte Zollitsch am Dienstag vor Journalisten im Vatikan.

Mit einem Allheilmittel gegen den Glaubensschwund dürfe man allerdings nicht rechnen. Zugleich sei es den deutschen Bischöfen wichtig, ihre eigenen Erfahrungen in die Weltsynode einzubringen.

Gelebter Glaube

Kölns Kardinal Joachim Meisner rief Christen in Deutschland auf, der wachsenden Entchristlichung entgegenzutreten. Die Kirche leide an einer „Selbst-Säkularisierung“. Kirche und Glaube seien in der Öffentlichkeit zu wenig präsent. In Gottesdiensten müsse die Feier des Mysteriums Christi wieder stärker in den Vordergrund treten. Zentral für eine Neuevangelisierung sei auch die Praxis des Bußsakraments, betonte der Kardinal. Meisner nimmt zum zehnten Mal an einer Bischofssynode teil.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hob hervor, dass die Glaubensverkündigung nicht allein in einer Unterweisung bestehen dürfe. Sie bedürfe des gelebten Glaubenszeugnisses, so Bode. Die Kirche brauche keine Lehrer, sondern Zeugen, zitierte er Papst Paul VI. (1963-1978).

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sprach sich bei der Pressekonferenz für eine verstärkte Begleitung von Erwachsenen in Glaubensfragen aus. Eine Taufpatenschaft müsse wieder wie in der frühen Kirche als lebenslange geistliche Begleitung verstanden werden und dürfe sich nicht darauf beschränken, dem Patenkind eine goldene Uhr zu schenken, so der Bischof.

KAP

Link:

  • Vatikan (www.vatican.va)

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