Bischofssynode: Zsifkovics zieht Zwischenbilanz

Der „Impuls der Selbstevangelisierung“ wird ein zentrales Ergebnis der laufenden Bischofssynode in Rom sein, so der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics in einer Zwischenbilanz.

Zsifkovics ist einer der rund 400 Teilnehmer und Leiter der deutschen Sprachgruppe bei der Synode. Die Synodenteilnehmer seien sich in einem Punkt einig, nämlich: „Die Neuevangelisierung muss bei den Evangelisierern selbst, also bei den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien, beginnen“, sagte Zsifkovics. Schluss sein müsse dagegen mit „internem Hickhack und strukturellen Streitereien“, fasste Zsifkovics die Haltung der Synodenteilnehmer in einem Interview für die westösterreichischen Kirchenzeitungen zusammen.

Während in manchen Ländern dieser Welt Christen für ihren Glauben zu sterben bereit seien, werde in Mitteleuropa „auf hohem Niveau gejammert“. Zsifkovics wörtlich: „Das Evangelium ist aber keine Sitzordnung, sondern Wegweisung!“ Priester und Laien müssten zusammenrücken und wieder sehen lernen, worauf es wirklich ankommt, so der Appell des Bischofs.

Bei sich selbst anfangen

Jeder Einzelne müsse - so Zsifkovics - bei sich selbst anfangen und die Frage stellen: „Wie steht es um meine Beziehung zu Jesus Christus? Lebe ich so, wie er es gelehrt hat? Bin ich gut? Gehe ich gut mit meinem Nächsten um?“ Er garantiere, so der Eisenstädter Bischof weiter: „Wenn nur jeder zehnte Katholik sich diese Fragen stellt und zur Verhaltensänderung bereit ist, haben wir morgen eine andere Kirche. Und eine andere Welt.“ Zsifkovics erinnerte an die viel zitierte Antwort Mutter Teresas auf die Frage von einem Journalisten, was sich in der Kirche ändern müsse: „Sie und ich“.

Bischof von Eisenstadt Ägidius Zsifkovics

APA/Robert Jäger

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics nimmt zum erstem Mal an einer Bischofssynode teil

Geistlichkeit und Glaubwürdigkeit wiederfinden

Ihn habe die Wortmeldung eines Bischofskollegen beeindruckt, der seine Amtsbrüder und die Priester zur Überprüfung ihres eigenen Lebens aufgefordert habe - hinsichtlich einfacher Lebensstil, Demut und Hingabe. Es gehe um das Wiederfinden der „Geistlichkeit und der Glaubwürdigkeit priesterlicher Existenz“. Als „Zentrum der Neuevangelisierung“ würden von den Synodenbischöfen immer wieder die Familie und die Pfarre angesprochen, berichtete Zsifkovics weiter. Hier geschehe ja die erste Einführung im Glauben.

„Besonders bedeutend“ sei für ihn auch gewesen, dass ein Bischofskollege „geformte Laien als einen großen Schatz der Kirche“ in der Weitergabe und Bezeugung des Glaubens nannte. Das wird der Kirche nach Zsifkovics’ Überzeugung helfen, „alte Dünkel zu überwinden und die Würde und unverzichtbare Verantwortung der Laien in der Kirche zu erkennen und auch praktisch umzusetzen“.

Einfachheit des Glaubens statt „Masterpläne“

Tenor der Synode sei, dass für Neuevangelisierung keine „Strategie“, kein „Programm“ und kein „Masterplan“ maßgeblich sei. „Wer auf so etwas wartet, wird enttäuscht werden“, sagte der Eisenstädter Bischof. Es gehe darum, „in der heutigen Zeit die Einfachheit des Glaubens neu auszusagen und in der Christusbegegnung neu zu verwurzeln“. Im 21. Jahrhundert brauche es - wie er auch in seiner Wortmeldung auf der Synode betont habe - einen neuen, vertieften Blick auf Jesus Christus.

Zsifkovics rief hier das Vermächtnis Teilhards de Chardin in Erinnerung: „Erst, wenn eine menschliche Kirche in der Nachfolge Christi die Menschen wieder im Kontext ihrer unmittelbaren Lebenswirklichkeiten persönlich und emotional erreicht, wird die heutige Unfruchtbarkeit der Evangelisierung beendet sein.“

Glaube ohne Inhalt „schwammig und schwabbelig“

Die Kirche müsse mit ihrem Tun und Sagen alle Themen und Wirklichkeiten des Menschen, auch die Wissenschaft, „umarmen“, um wieder anziehend zu sein, plädierte Zsifkovics. Die Gegenwart berge die Chance, „das unermessliche Potenzial suchender, ringender und hoffender Menschen im christlichen Glauben zu aktivieren“. Dazu müsse auch die interreligiöse und ökumenische Dimension voll entfaltet werden. Die Bischöfe seien sich einig, dass dieser Prozess begleitet sein muss von intensiveren Einführungen in den Glauben. „Denn ein Glaube ohne Inhalt ist wie ein Organismus ohne stützendes Skelett: schwammig und schwabbelig“, so Zsifkovics.

Seine erste Teilnahme an einer Bischofssynode lasse ihn die Internationalität der Weltkirche hautnah erleben: „Man erlebt atmosphärisch die Kirche in all ihrer gedanklichen und sprachlichen Vielfalt - in der Synodenaula bei den Wortmeldungen der Bischöfe, in den Sprachzirkeln, wo intensiv zu speziellen Fragen gearbeitet wird, aber auch in der persönlichen Begegnung mit den anderen Bischöfen in den Pausen.“ Der Geist des Konzils sei dabei 50 Jahre nach dessen Eröffnung „überall spürbar“, ergänzte Zsifkovics, „er ist gewissermaßen der Geist, der über den Wassern dieser Synode schwebt“.

KAP

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