Wie Österreichs Christen Weihnachten feiern

Christen in aller Welt feiern zu Weihnachten die Geburt Jesu. In Österreich finden die verschiedenen christlichen Kirchen unterschiedliche Zugänge zu diesem Fest. Christbaum und „Stille Nacht“ spielen dabei oft, aber nicht immer eine zentrale Rolle.

In Österreich sind derzeit 14 Kirchen und Religionsgemeinschaften gesetzlich anerkannt, elf weitere Gemeinschaften haben den Status einer staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft. Weihnachten zählt für 18 dieser Gruppierungen zu den wichtigsten Feiertagen ihres Glaubens. Religion.ORF.at gibt einen Überblick darüber, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Festen der verschiedenen Kirchen zu finden sind.

Altkatholische Kirche Österreichs

Mit einem Kindergottesdienst am Nachmittag des 24. Dezembers und einer nächtlichen Christmette begehen österreichs Altkatholiken das Fest. In der Vorbereitung auf Weihnachten finden verschiedene adventliche Feiern in den Gemeinden statt, aber auch Bußgottesdienste in denen - wie Bischof Okoro es ausdrückt - „Menschen miteinander über die Dunkelheit reden“. Zu Weihnachten selbst geht es aber darum, Freude zu vermitteln. Mit geschmückten Weihnachtsbäumen, Weihnachtsliedern und persönlichen Begegnungen.

Armenisch-apostolische Kirche in Österreich

Auf Weihnachten müssen Anhänger der armenisch-apostolischen Kirchen noch ein wenig warten. Die armenische Kirche feiert die Geburt Jesu gemeinsam mit der Erinnerung an seine Taufe im Jordan am 6. Jänner. Dafür dauern die Feierlichkeiten dann sogar bis 13. Jänner an. Mit einem Fest am Vorabend des 6. Jänner, dem Dschrakaluytz Tag, beginnt in der armenisch-apostolischen Kirche das Fest der Geburt Jesu Christi. Dann singen die Chöre in den armenischen Kirchen den fröhlichen Hymnus „Christus ist geboren und erschienen“.

Evangelische Kirche A.B.und H.B.

Wer zu Weihnachten Kerzen am Adventkranz oder am Weihnachtsbaum anzündet, weiß oft nicht, dass es sich dabei um evangelische Erfindungen handelt. (Mehr dazu in Der Adventkranz aus dem Wagenrad) Diese Bräuche sind daher auch in evangelischen Kirchen besonders wichtig. Der Weihnachtsabend wird von evangelischen Christen meist in der Familie gefeiert. In den Kirchen werden an allen Weihnachtsfeiertagen Gottesdienste abgehalten, bei denen traditionelle Weihnachtslieder gesungen werden. Zusätzlich gibt es in den Gemeinden Angebote für Menschen, die zu Weihnachten alleine sind.

Ein Weihnachtsbaum

Reuters/ Vincent Kessler

Die Erfolgsgeschichte einer evangelischen Erfindung: Christbäume findet man heute in fast allen christlichen Kirchen

Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich

Ein Krippenbild, das den Advent über stetig gewachsen ist, wird in der evangelisch-methodistischen Gemeinde Linz am Heiligen Abend vervollständigt. Für die Kinder der Gemeinde wird so die Weihnachtsgeschichte anschaulich gemacht. Die biblischen Texte um Jesus Geburt spielen aber auch in der Christvespa am Weihnachtsabend und in den Gottesdiensten der darauffolgenden Tage eine zentrale Rolle. Musikalisch werden in die Feierlichkeiten der methodistischen Kirchen neben weihnachtlichen Klassikern auch englische Lieder eingebunden, da die Kirche zahlreiche interantionale Mitglieder hat.

Griechisch-orientalische (=Orthodoxe) Kirche

Unter dem Namen der griechisch-orientalischen Kirche sind in Österreich eine Reihe von orthodoxen Kirchen anerkannt. Dazu zählen die griechisch-orientalische, die bulgarisch-orthodoxe, die rumänisch-griechisch-orientalische, die russisch-orthodoxe und die serbisch-griechisch-orientalische Kirchengemeinde. Wann in den einzelnen Kirchen Weihnachten gefeiert wird ist aber unterschiedlich.

Die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland feiern am 24. und 25. Dezember, die russisch- und die serbisch-orthodoxe Kirche feiern hingegen erst im Jänner. Dazu kommt es wegen unterschiedlichen Kalendern in den Kirchen: 1923 hat ein Teil der orthodoxen Kirchen den gregorianischen Kalender angenommen und feiert seither gleichzeitig mit evangelischen und katholischen Kirchen, andere behielten den julianischen Kalender bei, laut dem der 25. Dezember auf den 7. Jänner des gregorianischen Kalenders fällt.

Die Feierlichkeiten selbst werden in den einzelnen Kichen unterschiedlich gestaltet. Zentral ist jedenfalls eine göttliche Liturgie am 25. Dezember. Adventkranz und Christbaum sind dabei eigentlich unüblich. Trotzdem finden sich diese weihnachtlichen Traditionen auch immer öfter in orthodoxen Kirchen.

Katholische Kirche

Mit der Christmette, die traditionell um Mitternacht in der Nacht von 24. auf 25. Dezember gefeiert wird, beginnt das Fest der Geburt Jesu für Katholiken. Aus praktischen Gründen wird die Mette aber in vielen Pfarren, so auch im Petersdom im Vatikan, früher gefeiert. Der Segen des Papstes „Urbi et Orbi“ am Weihnachtstag ist eine weitere katholische Tradition, an der auch viele österreichische Katholikinnen und Katholiken über Fernsehübertragungen aus Rom teilhaben. Gerade zu Weihnachten seien Pfarren bemüht, speziell auf jene Leute einzugehen, die im Laufe des Jahres eher selten in die Kirche kommen, heißt es von der Erzdiözese Wien. Eine Möglichkeit um so zu Weihnachten ins Gespräch zu kommen, sei die Weitergabe des Friedenslichtes, eine andere der Kontakt mit den Sternsingern, die von den Weihnachtsfeiertagen an in ganz Österreich unterwegs sind.

Firedenslicht aus Betlehem

Kathibild/ Franz Josef Rupprecht

Das Friedenslicht aus Betlehem wurde bereits im November mit einer Austrian Airlines Maschine nach Österreich gebracht.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) in Österreich

Bereits eine Woche vor Weihnachten haben Österreichs Mormonen in den Gemeinden Weihnachtsfeiern abgehalten. Ein Krippenspiel, ein Weihnachtsbaum und klassische Weihnachtslieder gehören zu diesen Feiern dazu. Die Weihnachtsfeiertage selbst werden in der Familie gefeiert. Die heiligen Schriften spielen dabei eine zentrale Rolle und Kindern wird die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Hier zeigt sich die Kirche sehr modern und bietet die Geschichte von der Geburt Jesus Christus auch als Verfilmung auf DVD an.

Koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich

Kopten feiern Weihnachten am 29. Tag des koptischen Monats Khiakh, was dem 7. Jänner im gregorianischen Kalender entspricht. Die Feierlichkeiten beginnen aber bereits am Vorabend. Am 6. Jänner werden mehrere Messen gefeiert in denen durch musikalische Gestaltung und Beleuchtung eine besondere Atmosphäre entsteht. Gerade die Symbolik des Lichtes spielt zu Weihnachten für Kopten eine zentrale Rolle, da auch Jesus als Licht der Welt verstanden wird. Für Kinder und Jugendliche organisiert die Kirche in der Weihnachtszeit besondere Angebote. Ein Kinderkarneval in der Kirche und Gruppenreisen für Jugendliche gehören für die jüngeren Gemeindemitglieder zur Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu.

Neuapostolische Kirche in Österreich

Vier Adventsonntage lang bereitet man sich in Österreichs neuapostolischen Kirchen auf Weihnachten vor, mit entsprechenden Bibellesungen im Gottesdienst, aber auch musikalisch, etwa durch Darbietungen der Kinderchöre in den Gemeinden. Christbaum, Adventkranz und Weihnachtlieder dürfen dabei nicht fehlen. Meist wird bereits am dritten Adventsonntag eine Gemeindeweihnachtsfeier abgehalten und am Weihnachtstag ein Gottesdienst gefeiert. Am 24. Dezember ist kein regulärer Gottesdienst vorgesehen, allerdings gibt es Angebote für Gemeindemitglieder, die sonst alleine feiern würden.

Syrisch-orthodoxe Kirche in Österreich

Die syrisch-orthodoxe Kirche in Österreich feiert Weihnachten am 25. Dezember. Der Heilige Abend wird traditionell nicht gefeiert. Am Christtag werden die Feierlichkeiten dann aber schon um halb sieben Uhr morgens mit Choralgesängen begonnen. Darauf folgt eine mehrstündige Heilige Messe. Kinder stehen dabei mit im Mittelpunkt. Mit Lichtern und Liedern werden sie in die Feier mit eingebunden, da Weihnachten auch als Fest der Kinder verstanden wird. In der Weihnachtszeit ist auch in der syrisch-orthodoxen Kirche das Miteinander besonders wichtig. Die Gemeindemitglieder besuchen einander zu Hause und Feiern auch am 25. Dezember bis zum Abend miteinander. Dabei wird für Menschen in Not, im heurigen Jahr etwa für syrische Flüchtlinge, gebetet und gespendet.

Ein Kind steckt eine brennende Kerze in eine Schale

ANSA/ Claudio Onorati

Die meisten christlichen Kirchen binden die jüngsten Gemeindemitglieder zu Weihnachten besonders ein.

Bund der Baptistengemeinden in Österreich

Während viele Kirchen zu Weihnachten mehr Besucher sehen als im Verlauf des Jahres, stellen österreichs Babtistengemeinden eher Gegenteiliges fest: Kirchen, die an den Sonntagen des Jahres voll sind, haben zu Weihnachten eher weniger Besucher, weil viele Mitglieder Weihnachten anderswo verbringen. Auch musikalisch wird es zu Weihnachten in den Gottesdiensten etwas ruhiger. Während so genannte Worship-Bands die meisten Gottesdienste mit Schlagzeug und E-Gitarre durchaus lauter gestalten, werden zu Weihnachten mit „Oh du Fröhliche“ und anderen Klassikern leisere und traditionellere Töne angeschlagen.

Bund Evangelikaler Gemeinden Österreichs

Ein Frühstücksgottesdienst im Advent, bei dem Gemeindemitglieder Freunde einladen, ist eine der vorweihnachtlichen Aktivitäten der evangelikalen Gemeinden im Bund Evangelikaler Gemeinden Österreichs. In der Zeit vor Weihnachten werden auch Kinder speziell in die Gottesdienste eingebunden. Bereits am 23. Dezember beginnen in diesem Jahr mit einem Sonntagsgottesdienst, bei dem auch die vierte Kerze am Adventkranz entzündet wird, die Feierlichkeiten. Am 24. Dezember werden in einem Gottesdienst am Nachmittag traditionelle und moderne, aus dem englischen übersetzte Weihnachtslieder gesungen. Im Anschluss wird bei Kaffee und Kuchen auch mit jenen Menschen gefeiert, die sonst niemanden haben.

Die Christengemeinschaft – Bewegung für religiöse Erneuerung in Österreich

Der Heilige Abend wird in der Christengemeinschaft eingesungen: um 16:00 Uhr kommt die Gemeinde zusammen um vor der Krippe mit Weihnachtsliedern die Weihnachtsfeierlichkeiten zu beginnen. Nach einem gemeinsamen Essen in der Familie gibt es um Mitternacht, um 7:00 Morgens und und später bei Tageslicht am 25. Dezember Gottesdienste. Sogar zwei Weihnachtsbäume schmücken die Kirche während des Advents, am 24. Dezember werden diese allerdings durch einen Schriftzug über dem Altar ersetzt: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“.

Elaia Christengemeinden

Ein selbst komponiertes Musical in dem die Weihnachtsgeschichte modern interpretiert wird, führen Kinder in der Elaia Christengemeinde am 24. Dezember auf. Die Jugendlichen der Kirche gestalten ebenfalls künstlerische Einlagen, auf die in der anschließenden Predigt eingegangen wird. Während der darauffolgenden Weihnachtsfeiertage finden in der Kirche allerdings keine Gottesdienste mehr statt. Diese Zeit wird von den Familien der Gemeinde individuell gestaltet.

Freie Christengemeinde/Pfingstgemeinde

Wie Weihnachten im Kirchenbund Freie Christengemeinde/ Pfingstgemeinde gefeiert wird, hängt nicht zuletzt von den jeweiligen Pastoren ab, da diese in Bezug auf Liturgie und Gottesdienstplanung unabhängig sind. Die Weihnachtsgeschichte in den Evangelien steht jedenfalls im Mittelpunkt der Feierlichkeiten zu Weihnachten, aber auch an den Adventsonntagen zuvor. Weihnachten wird als besonders geeignete Zeit um das Evangelium „in einer Welt, die sich nach Transzendenz sehnt zu verkünden“ verstanden, erklärt Bundeskoordinator Daniel Fankhauser. Gefeiert wird schließlich in einem Weihnachtsgottesdienst, in den vor allem Kinder, die während des Jahres den Großteil des Gottesdienstes in der Sonntagsschule verbringen, besonders eingebunden sind.

Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Österreichs Adventisten begehen Weihnachten als ein traditionelles Fest, das im Familienkreis gefeiert wird. Die Kirche organisiert lediglich Adventfeiern in der Vorweihnachtszeit, die Feiertage selbst werden in den Familien verbracht. Weihnachtliche Bräuche, wie etwa der Christbaum und der Adventkranz werden in vielen Familen gepflegt, aber auch mit etwas Distanz betrachtet. Man möchte sich auch ins Bewusstsein rufen, dass diese kulturell bedingten Traditionen mit der Geburt Jesu wenig zu tun haben. Die Adventzeit wird dazu genutzt, um durch Spendenaktionen, etwa eine Weihnachtspaket-Aktion für Osteuropa, auch den Kindern der Gemeinde die Bedeutung des Schenkens beizubringen.

Mennonitische Freikirche Österreich

Schon in der Adventszeit gab es in der mennonitischen Freikirche Geschenke. Nämlich für Menschen, die rund um die mennonitische Kirche wohnen. Neben der Vorbereitung auf Weihnachten in Gottesdiensten an den vier Adventsonntagen wurden Kinder in die Kirche zum Basteln von Geschenken eingeladen, um so die Weihnachtszeit gemeinsam bewusst zu erleben. Am letzten Adventsonntag wird in einem Gottesdienst, der sich auch an Freunde und Bekannte der Gemeindemitglieder richtet, gemeinsam Weihnachten gefeiert.

Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich

Die Pfingstkirche Gemeinde Gottes ist ein Kirchenbund, unter dem verschiedene Gemeinden mit zumeist rumänischem Hintergrund zusammen kommen. Auch zu Weihnachten macht sich dieser Hintergrund bemerkbar, wenn etwa rumänische Weihnachtslieder gesungen werden. In der Adventzeit wählt jede Familie einen oder mehrere Tage an denen in Vorbereitung auf Weihnachten gefastet wird. Am 24. Dezember abends und am ersten Weihnachtstag morgens werden gemeinsame Gottesdienste gefeiert. Am 25. Dezember ziehen die Kinder der Gemeinde außerdem von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder.

Astrid Mattes, religion.ORF.at

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