Pfarrerinitiativen vor nächstem Erweiterungsschritt

Besorgt über die angedrohte Exkommunikation des irischen Priesters, der ein Mitbegründer der irischen Pfarrerinitiative ist, haben die nunmehr vernetzten Initiativen ihre weiteren Schritte bekanntgegeben.

„Wir sind gegen die derzeitigen absolutistischen Strukturen in unserer Kirche und setzen uns für Bürgerrechte und Transparenz in der Kirche ein“, heißt es in einer Presseaussendung des „Münchner Kreises“ - dem Gastgeber des Vernetzungstreffens deutschsprachiger Pfarrerinitiativen. Man stehe „für ein ehrliches Wahrnehmen der Lebenssituationen der Menschen und für Glaubwürdigkeit kirchlicher Praxis“, lautet ein Punkt der Abschlusserklärung.

Heftige Kritik

Oberstes Ziel der etwa 1.000 Pfarrer, die sich für einen Reformkurs der Kirche einsetzen, sei eine menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu. Denn: „Unsere Kirche ist eine, die an den Fragen der Zeit vorbeigeht“, mahnte Helmut Schüller im Bayerischen Rundfunk. Angesichts der Vorgangsweisen etwa im Fall Tony Flannery "empfinden wir die sich ständig wiederholenden Aussagen unserer Bischöfe zur „Dialogbereitschaft auf Augenhöhe" nur noch als zynische Augenwischerei und Beschwichtigungstaktik“. Der Effekt sei klar: Das Vertrauen des niederen Klerus in die Bischöfe sinke gegen null, so die Aussendung des Münchner Kreises.

Der Sprecher der Pfarrerinitiative Helmut Schüller

APA/Herbert Pfarrhofer

Helmut Schüller, Initiator der österreichischen Pfarrerinitiative

Gruppen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben sich in den vergangenen Tagen bei einem großen Kongress in München zusammengefunden, um ein gemeinsames Netzwerk aufzubauen. „Das ist eine Chance für viele Pfarrer, leichter bei uns anzudocken“, so Schüller, dessen Pfarrerinitiative weltweite Vorbildwirkung für Geistliche mit den selben Anliegen hat. Künftig sollen die Aktivitäten der „ungehorsamen“ Geistlichen über eine gemeinsame Plattform koordiniert werden.

Nächste Schritte

Nach dem Treffen der Priesterinitiativen des deutschsprachigen Raums in München steht bereits der nächste Schritt fest: Voraussichtlich im Herbst werde man die Gemeinschaft um Gruppierungen im angelsächsischen Raum erweitern, so Helmut Schüller, Sprecher der österreichischen Pfarrerinitiative, gegenüber der APA.

Noch vor dem Sommer wollen sich die deutschsprachigen Priesterinitiativen abermals treffen, im Herbst gilt es, die bereits aktiven Gruppen aus Irland, Australien und den USA mit ins Boot zu holen. Und auch ost- und südeuropäische Mitbrüder sollen in weiterer Folge Teil des internationalen Netzwerks unzufriedener Pfarrer werden, die unter anderem die Priesterweihe für Frauen sowie die Aufhebung des Zwangszölibats fordern.

Solidarität mit Tony Flannery

Zu radikalen Konsequenzen scheint indes das Engagement des irischen Redemptoristenpaters Tony Flannery zu führen: Dem Sprecher und Gründer der Association of Catholic Priests (ACP) droht die Exkommunikation - mehr dazu in Irischem Priester Exkommunikation angedroht. Schüller, der den Geistlichen bereits bei einer Pressekonferenz unterstützte, kann sich nun aber vorstellen, dass aufgrund der Publikmachung des Falles nun gar nichts geschehen wird. Vermutet wird, dass Rom mit einer solchen Androhung der österreichischen Pfarrerinitiative einen „Schreckschuss“ verpassen wollte.

Die reformfreudigen Priester zeigen sich solidarisch mit Flannery. Dem Pater wurde vom Vatikan die Exkommunikation angedroht, sollte er sich nicht öffentlich hinter die Lehre der Kirche stellen. „Der engagierte niedere Klerus läßt sich solche absolutistisch-inquisitorischen Vorgehensweisen der Kirchenleitung nicht mehr gefallen. Die Zeit des stillen Duldens und Erleidens obrigkeitlicher Vernichtungsdekretierungen ist mit dem Vernetzungstreffen definitiv zu Ende“, heißt es in der Aussendung.

religion.ORF.at/APA

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