40 Millionen Hindus in den Ganges eingetaucht

Kumbh Mela, das größte religiöse Fest der Welt, fand am Sonntag im nordindischen Allahabad seinen Höhepunkt: Alle zwölf Jahre versammeln sich hier Hindus , um das „Fest des Kruges“ zu begehen.

Die Beteiligung an dem Fest überstieg die Erwartungen der lokalen Behörden. Aus Luftaufnahmen schlossen die Organisatoren, dass sich fast 40 Millionen Menschen zum Höhepunkt des Festes in Allahabad aufhielten, einer Stadt mit etwa 1,2 Millionen Einwohnern. 25.000 Polizisten, 17.000 Paramilitärs und 10.000 Freiwillige sind im Einsatz, um die Menschenmassen zu koordinieren.

Kumbh Mela

REUTERS/Jitendra Prakash

Über 19 Quadratkilometer erstreckt sich das Festgelände in Allahabad, auf dem über 40 Millionen Menschen verweilen.

Bedeutendster Tag in 55-tägigem Fest

Der Neumondtag ist für Hindus besonders glückverheißend und deswegen der wichtigste Badetag des 55-tägigen Festes. Die Gläubigen wollen sich von Sünden reinigen und aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten befreien. Die Mela in Allahabad findet gemäß dem insgesamt 144-jährigen Festtagsrhythmus nur alle zwölf Jahre am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem nur in der Mythologie existierenden Strom Saraswati statt.

Der Ursprung der „Kumbh Mela“ ist unbekannt. Die älteste Beschreibung stammt von einem chinesischen Reisenden, der schon im siebenten Jahrhundert berichtete, dass eine halbe Million Menschen an der Mela teilgenommen habe. Man kann aber davon ausgehen, dass sie noch weit älter ist. Die mythische Erklärung für die Heiligkeit dieser Orte beruht auf einer Erzählung. Danach tropften an diesen vier Orten einst aus einem Krug („Kumbh“) der Götter kostbare Tropfen des Unsterblichkeitstrankes Amrita auf die Erde.

Kumbh Mela

REUTERS/Jitendra Prakash

Am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna tauchten am Sonntag 40 Millionen Hindus in das für sie heilige Wasser.

„Die Kraft, das ganze Leben zu ändern“

„Ein kurzes Eintauchen in den Fluss hat die Kraft, das ganze Leben zu ändern“, sagte ein Teilnehmer der Zeremonie. Die meisten wollten lediglich in das Wasser eintauchen, einige Gläubige aber trinken von dem Wasser und füllten es in Flaschen ab, obwohl Ganges und Yamuna stark verschmutzt sind. Gläubige dürfen nur wenige Minuten verweilen, ehe sie das Ufer wieder verlassen müssen. Viele überqueren den Fluss auch auf einer der 18 Pontonbrücken oder fahren mit einem Holzboot in die Flussmitte, wo sich die Flüsse vereinigen. Angeführt werden die badenden Menschenmassen von Tausenden geheiligten Männern - Sadhus mit nichts als verriebener Asche auf der Haut sowie Swamis und Gurus in wallenden farbigen Gewändern.

Tote bei Massenpanik auf Bahnhof

Am Rande des Festes kam es am Sonntag allerdings zu einer Massenpanik, bei der 36 Menschen getötet wurden. Mehr als vierzig Menschen seien verletzt worden, sagte Eisenbahnminister Pawan Kumar Bansal am Sonntag. Das Unglück soll sich auf einer Fußgängerbrücke auf dem Bahnhof in Allahabad ereignet haben.

Nach Medienberichten wollten Hunderttausende Pilger nach einem Bad im Ganges nach Hause fahren und verursachten ein großes Gedränge. Dabei sei das Geländer der Brücke gebrochen, und die Menschen auf die Gleise und Bahnsteige gestürzt, berichtete die Nachrichtenagentur IANS.

76-fache Bevölkerungsdichte von Manhattan

Für das Fest wurde eine 19 Quadratkilometer große Zelt- und Barackenstadt aus dem Boden gestampft, Spitäler und sogar Vergnügungspark inklusive. Mit 19 Quadratkilometer ist die improvisierte Stadt zwar nur etwa halb so groß wie Bludenz, hat aber die 76-fache Bevölkerungsdichte von Manhattan. Die Organisation des Festes wird durch Hightech gewährleistet: Neben Helikoptern und Überwachungskameras werden auch Satellitenbilder genützt.

religion.ORF.at/AFP/APA/dpa/KAP

Link:

Offizielle Kumbh Mela 2013-Seite

Mehr dazu:

Kumbh Mela: Größtes religiöses Fest der Welt hat begonnen
(religion.ORF.at, 14.01.2013)