Kopten-Papst kommt zu Besuch nach Österreich

Der koptische Papst-Patriarch Tawadros II. kommt am Donnerstag zu einem offiziellen Besuch nach Österreich. Während seines zwölftägigen Aufenthalts absolviert das Oberhaupt der orthodoxen koptischen Christen ein intensives Programm.

Es umfasst die Weihe von fünf neuen koptischen Kirchen, Gespräche mit Bundespräsident Heinz Fischer und Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP), Vorlesungen sowie Gottesdienste in der koptischen Kathedrale in Wien-Donaustadt. Kardinal Christoph Schönborn wird den hohen Würdenträger aus Ägypten in einem ökumenischen Festakt ehren.

Besuch beim Erzbischof Höhepunkt

Der gemeinsame Festakt der Ökumenischen Stiftung Pro Oriente und der orientalisch-orthodoxen Kirchen in Österreich im Erzbischöflichen Palais am kommenden Montagabend (18.30 Uhr) ist ein Höhepunkt der Visite. Er gilt der Zehn-Jahres-Feier der Verabschiedung des Gesetzes über die orientalisch-orthodoxen Kirchen durch den Nationalrat.

Zugleich erhält Tawadros II., der auch der Patriarch von Alexandrien ist, nach Angaben von Pro Oriente den Protektortitel der Stiftung. Im Anschluss findet im Arkadenhof des Erzbischöflichen Palais ein „orientalisches Kirchenfest“ statt, mit Darbietungen koptisch-orthodoxer, syrisch-orthodoxer und armenisch-apostolischer Musiker.

Treffen mit Bundespräsident Fischer

Pro-Oriente-Präsident Johann Marte wird Tawadros II. am Donnerstagnachmittag auf dem Flughafen Schwechat empfangen. Am Samstag trifft der Kopten-Papst mit Staatssekretär Kurz zusammen. Für kommenden Dienstag (28. Mai, 15.00 Uhr) ist eine Begegnung des Papst-Patriarchen mit Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg vorgesehen. Geplant sind in Wien auch Zusammenkünfte mit der koptischen Jugend und Vorlesungen des Patriarchen am neuen Pope Shenouda-College, das nach seinem im März des Vorjahres verstorbenen Vorgänger Shenouda III. benannt ist.

Kopten-Papst Tawadros II. zu Besuch bei Papst Franziskus

APA/EPA/Andreas Solaro

Kopten-Papst Tawadros II. zu Besuch bei Papst Franziskus

Bei den neuen koptischen Kirchen, die Tawadros II. weihen wird, handelt es sich laut Kathpress um die St. Menas-Kirche im koptischen Kloster in Obersiebenbrunn, die St. Menas-Kirche in Wien-Favoriten, die St. Markus-Kirche am Fuß der Wiener UNO-City (früher als „Russenkirche“ bekannt, weil sie im Ersten Weltkrieg von russischen Kriegsgefangenen erbaut wurde), die Kirche der Heiligen Drei Jünglinge in Wien-Währing und die St. Marina-Kirche in Bruck an der Mur.

Zusammenkunft mit Kopten in Graz

Zwei dieser Kirchen - die St. Markus-Kirche und jene in Währung (Martinstraße) - wurden von der Erzdiözese an die koptisch-orthodoxe Kirche übergeben. Nach der Kirchenweihe in Bruck ist eine Zusammenkunft mit Kopten in Graz geplant.

Am Freitag, dem zweiten Tag seiner Visite, trifft Tawadros in der koptischen Marienkathedrale in Wien-Donaustadt mit Gläubigen zusammen. Am Samstag wird er dort predigen. Eine Woche später, am 1. Juni, zelebriert der Papst-Patriarch anlässlich des großen koptischen Festes „Einzug der Heiligen Familie in Ägypten“ in der Kathedrale die Liturgie. Ein Besuch in der syrisch-orthodoxen Kirche St. Efrem im 13. Wiener Bezirk wird der letzte offizielle Programmpunkt sein, bevor der Kopten-Papst am 3. Juni nach Ägypten zurückkehrt.

Hoffnung auf gegenseitige Anerkennung

Der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak hatte kürzlich nach einem Treffen zwischen Papst Franziskus und dem koptisch-orthodoxen Papst Tawadros II. in Rom die Hoffnung auf gegenseitige Anerkennung der Taufe zwischen Katholiken und orthodoxen Kopten ausgedrückt, wie Kathpress berichtete.

Die einfachen Gläubigen der Kirchen Ägyptens erwarteten konkrete Schritte auf dem Weg zur Einheit der beiden getrennten christlichen Kirchen, sagte Sidrak gegenüber dem vatikanischen Pressedienst Fides. Nach Ansicht des Oberhauptes der mit Rom unierten koptischen Christen ist der Weg zur vollen Gemeinschaft allerdings noch lang.

Nachfolger des Heiligen Markus

Tawadros (Theodor) II. ist als Nachfolger des Heiligen Markus das 118. Oberhaupt der koptischen Kirche. Am 4. November 2012 wurde er per Losentscheid zum Nachfolger des am 17. März 2012 verstorbenen Schenuda III. gewählt.

Seine erste Auslandsreise als Papst-Patriarch führte Tawadros II. Mitte Mai zu Papst Franziskus in den Vatikan. Diese Reise erfolgte genau 40 Jahre, nachdem sein Vorgänger Schenuda mit Paul VI. im Mai 1973 im Vatikan eine christologische Konsens-Erklärung unterzeichnet hatte, die den Weg für den offiziellen ökumenischen Dialog zwischen römisch-katholischer und koptisch-orthodoxer Kirche freimachte.

Papst Franziskus: „Die eine Taufe“

Grundlage dieser Erklärung war die „Wiener Christologische Formel“, die 1971 bei der ersten von der Stiftung Pro Oriente veranstalteten inoffiziellen Konsultation zwischen römisch-katholischen und koptisch-orthodoxen Theologen entwickelt worden war. Tawadros besuchte auch Mailand, wo er mit Kardinal Angelo Scola zusammentraf, der durch seine Stiftung Oasis mit Ägypten - und dem ganzen Nahen Osten - eng verbunden ist.

Papst Franziskus hatte bei dem Treffen mit Tawadros betont, dass „die eine“ Taufe die Gläubigen beider Kirchen verbinde. Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche wohnte während seines Vatikan-Besuchs Mitte Mai ebenso wie das katholische Kirchenoberhaupt im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Tawadros konferierte auch mit Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Die Visite in Wien ist nach jener in Italien (Rom-Mailand) und dem Vatikan der zweite Auslandsbesuch des Kopten-Papstes.

religion.ORF.at/APA

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