Jesuiten in Österreich feiern 450-Jahr-Jubiläum
Der 1540 vom heiligen Ignatius von Loyola gegründete Jesuitenorden ist mit rund 18.000 Mitgliedern der größte Männerorden der katholischen Kirche. Er ist auf allen Kontinenten vertreten. In Österreich leben und arbeiten derzeit etwa 90 Jesuiten in Graz, Innsbruck, Linz, St. Andrä im Lavanttal, Steyr und Wien. Drei Kollegien waren es, die Jesuitengeneral Diego Laynez im Jahr 1563 zur Österreichischen Provinz der Gesellschaft Jesu erklärt hatte: Wien (gegründet 1551), Prag (1556) und Tyrnau/Trnava (1561) in der heutigen Slowakei.
Die Grenzen der Provinz waren nach Norden und Osten offen, und der erste Provinzial, Nikolaus Lanoy, konnte innerhalb von drei Jahren drei weitere Kollegien eröffnen: Braunsberg/Braniewo (1564) an der Ostsee und Pultusk (1565), beide im heutigen Polen, sowie Olmütz/Olomouc (1566) in der heutigen Tschechischen Republik.
Aus diesen Neugründungen entwickelten sich in den folgenden Jahrzehnten höchst erfolgreiche eigene Provinzen: 1574 die polnische und 1622 die böhmische Provinz. Beide nahmen zahlreiche Neugründungen aus der österreichischen Zeit mit in ihre eigene Geschichte.
Jesuiten Österreich
Weite Ausdehnung der österreichischen Provinz
Die österreichische Provinz reichte um 1700 von Passau bis Siebenbürgen im heutigen Rumänien und von der heutigen Slowakei bis zum adriatischen Küstenland. 1705 gab es in der österreichischen Provinz 1.242 Jesuiten, ein Noviziat (Wien, St. Anna), 28 Kollegien, 23 Residenzen (Seelsorgstationen mit Kirche) und zwölf Missionsposten.
Im österreichischen Kernland sollten die Kollegien in Wien, Linz, Steyr, Krems, Wiener Neustadt, Graz, Judenburg, Leoben und Klagenfurt zum einen für den benötigten Ordensnachwuchs und zum anderen für eine Rekatholisierung sorgen. 1746 wurde das Theresianum in Wien eröffnet, ein Adeligenkolleg, das die zukünftige Elite des Landes heranbilden sollte.
Orden 1773 abgeschafft
Das Aufhebungsbreve „Dominus ac Redemptor noster“ des Jahres 1773, mit dem der Jesuitenorden abgeschafft wurde, betraf insgesamt 1.845 österreichische Jesuiten, mehr als die Hälfte davon Priester, die den zuständigen Diözesanbischöfen unterstellt wurden und weiterhin in Seelsorge, Bildung und Wissenschaft präsent blieben. Nicht-Priester (Scholastiker in Ausbildung, Brüder und Novizen) hingegen wurden ihrer Gelübde entbunden.
1814 wurde der Jesuitenorden wieder zugelassen. Zur ersten neuen Niederlassung der Jesuiten auf dem Gebiet des heutigen Österreich kam es im Mai 1829 in Gleisdorf, in der Steiermark. Hier blieb man aber nur kurze Zeit und zog dann nach Graz weiter. Weitere Niederlassungen entstanden 1837 in Linz und 1839 in Innsbruck.
Kathbild/Franz Josef Rupprecht
Im Revolutionsjahr 1848 wurden die Jesuiten erneut aus Österreich vertrieben. Sie durften aber 1852 wieder zurückkehren, und es begann ein neuer Aufschwung. Theologische Forschung, Priesterausbildung, schriftstellerische und wissenschaftliche Tätigkeit, Erziehung und Unterricht in ordenseigenen Schulen sowie verschiedenste Aufgaben in der Seelsorge wurden wichtige Tätigkeiten der österreichischen Jesuiten.
Im 20. Jahrhundert übernahmen Jesuitentheologen wie Karl Rahner (1904-1984) und Josef Andreas Jungmann (1889-1975) führende Rollen als Impulsgeber für das Zweite Vatikanische Konzil. Seit wird Juli 2008 wird der Orden in Österreich vom Oberösterreicher Gernot Wisser (55) geleitet. Mit Papst Franziskus hat im vergangenen März erstmals ein Jesuit das Papstamt übernommen.
religion.ORF.at, KAP
Mehr dazu:
- Weltkirche: Jesuitengeneral neuer Sprecher der Orden (religion.ORF.at; 21.5.2013)
- Macht und Mission: Die Jesuiten (religion.ORF.at; 15.3.2013)