Vatikan-Bank will Konten aller Kunden kontrollieren

Die skandalumwitterte Vatikan-Bank IOR setzt auf Transparenz. Ab 1. Oktober werden die Bilanzen der Bank auf der Website zugänglich sein. Außerdem sollen die Konten aller 19.000 Kunden kontrolliert werden.

Der seit Februar amtierende Präsident der Vatikan-Bank IOR, Ernst von Freyberg erklärte in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitagsausgabe), er habe ein internationales Team eingesetzt, das mit der externen Unterstützung von Beratungsgesellschaften der Vatikan-Bank helfen soll, mehr Transparenz zu gewährleisten und ihr Ansehen zu erhöhen.

„Um transparent zu sein, muss man das bekanntgeben, was man tut, sodass man angesehenes Mitglied des internationalen Finanzsystems und der Kirche sein kann. Daher haben wir beschlossen, uns zu verhalten, wie man es sich von jeder anderen Finanzinstitution erwartet. Unsere Webseite wird ab dem 1. Oktober aktiv sein und wir werden regelmäßige Beziehungen zu den Medien pflegen“, erklärte der 54-jährige Deutsche.

Kontrolle aller Konten

Die IOR werde sich an die Transparenzkriterien anpassen, die der Europaratsausschusses "Moneyval“ verlangt. Daher sollen die Bankkonten kontrolliert werden. Bis Ende 2012 meldete die IOR 18.900 Bankkonten. Auf vielen davon seien jedoch minimale Beträge deponiert, sagte Von Freyberg, der auch die Gewinne der Vatikan-Bank in den vergangenen Jahren bekanntgab. 2012 betrug der Gewinn 86,6 Millionen Euro, in den Jahren von 2009 bis 2011 lag er bei 69 Millionen Euro.

Bereits vergangene Woche hatte die vatikanische Finanz-Aufsichtsbehörde (AIF) erstmals einen Jahresbericht für das Jahr 2012 vorgelegt. AIF-Direktor Rene Brülhart berichtete darin über seine Aktivitäten bei der Finanzinformation und im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusbekämpfung - mehr dazu in Vatikan: Finanzaufsicht legt ersten Jahresbericht vor. Brülhart amtiert sei Ende 2012 als Direktor der Behörde.

Die Finanzaufsichtsbehörde AIF war Ende 2010 von Benedikt XVI. geschaffen worden, um eine größere Transparenz der vatikanischen Finanzgeschäfte zu gewährleisten und Mängel im Kampf gegen Geldwäsche zu beheben. Die „Autorità di Informazione Finanziaria“ kontrolliert alle Geldflüsse im Vatikan.

Ein Bericht des Europaratsausschusses „Moneyval“ vom vergangenen Juli hatte ergeben, dass der Vatikan neun von 16 Transparenz-Kriterien weitgehend oder vollständig erfüllt, siebeb Kriterien nur unzureichend. Moneyval hatte unter anderem eine mangelnde Unabhängigkeit sowie unzureichende Kompetenzen der Finanzaufsichtsbehörde kritisiert.

APA