Vatikanbank: Generaldirektor und Vize zurückgetreten

Wenige Tage nach neuen Korruptionsvorwürfen sind der Generaldirektor der skandalumwitterten Vatikanbank (IOR) und sein Vize zurückgetreten. Nun solle das Tempo bei der Bekämpfung von Geldwäsche erhöht werden, so Präsident von Freyberg.

Paolo Cipriani und Massimo Tulli hätten nach vielen Jahren Arbeit für das Geldhaus entschieden, dass ihr Rücktritt das Beste für die Interessen der Bank und des Vatikans sei, teilte der Kirchenstaat am Montagabend mit. Der Verwaltungsrat und die Kardinalskommission an der Spitze der Bank hätten die Rücktrittserklärung der beiden angenommen.

Vatikanbank-Präsident Ernst von Freyberg

APA/AP/DC Advisory

IOR-Präsident Ernst von Freyberg

Unfreiwillige Rücktritte?

Presseberichten zufolge sind die Rücktritte der beiden allerdings nicht aus eigenem Antrieb erfolgt. De facto seien Cipriani und Tulli entlassen worden, hieß es am Dienstag. Die Zeitung „Corriere delle Sera“ schrieb, ihr Rücktritt sei als „opportun“ betrachtet worden, weil gegen die beiden Männer wegen Geldwäsche ermittelt werde. Die 2010 aufgenommenen Ermittlungen der Römer Staatsanwalt würden in den kommenden Tagen abgeschlossen und dürften zu einer Überstellung von Cipriani und Tulli an die Justiz führen, hieß es in dem Zeitungsbericht.

Mehrere italienische Medien berichteten überdies, die beiden Ex-Manager hätten ein freundschaftliches Verhältnis zu dem Prälaten Nunzio Scarano unterhalten, der im Zuge von Ermittlungen zur Vatikanbank am Freitag wegen mutmaßlicher Beteiligung an Geldwäsche festgenommen worden war - mehr dazu in Festnahmen in Causa Vatikan-Bank. Der Vatikan-Experte der Zeitung „Il Sole 24 Ore“, Carlo Marroni, schrieb, der Rücktritt von Cipriani und Tulli sowie Scaranos Festnahme seien „die ersten Ergebnisse der von Papst Franziskus verordneten Kur“.

Schon früher in Skandale verwickelt

Der Präsident der Bank, Ernst von Freyberg, dankte Cipriani und Tulli für ihr „persönliches Engagement“ in den vergangenen Jahren. Cipriani hatte seit 2007 für die Bank gearbeitet, war aber bereits früher in die Skandale rund um das Institut verwickelt. 2010 wurden wegen des Verdachts auf Geldwäsche 23 Millionen Euro auf einem Konto der Bank beschlagnahmt, Cipriani und der damalige IOR-Chef Ettore Gotti Tedeschi gerieten ins Visier der Ermittler.

Ernst von Freyberg, der erst im Februar in den Vatikan berufen worden war, um die skandalbelastete Bank in neue Bahnen zu lenken, soll nun zunächst übergangsweise die Aufgaben von Cipriani mitübernehmen. Der Auswahlprozess für einen Nachfolger laufe bereits. Er werde in Kürze präsentiert, hieß es. Die Vatikanbank verwaltet mit mehr als 110 Mitarbeitern etwa 19.000 Konten und hat eine Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro. Sie wies zuletzt einen Nettogewinn von 86,6 Millionen Euro aus.

Ziel: Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Richtlinien

„Seit 2010 arbeiten das IOR und sein Management hart dafür, Strukturen und Prozesse in Einklang mit den internationalen Anti-Geldwäsche-Richtlinien zu bringen“, erklärte von Freyberg. „Während wir dankbar sind für das, was erreicht wurde, ist klar, dass wir eine neue Führung brauchen, um das Tempo dieses Prozesses zu erhöhen.“ Das Istituto per le Opere di Religione IOR (Institut für die religiösen Werke), ist in seiner Geschichte oft mit Skandalen in Verbindung gebracht worden und stand lange wegen wenig transparenter Geschäfte in der Kritik.

Erst am Freitag war im Zusammenhang mit den Ermittlungen rund um die Bank ein hochrangiger Vatikan-Geistlicher festgenommen worden. Nunzio Scarano und zwei weiteren Beschuldigten werden Korruption, Betrug und Verleumdung vorgeworfen. Scarano soll einem früheren Geheimdienstmitarbeiter 400 000 Euro gezahlt haben, damit er 20 Millionen Euro Bargeld mit einem Privatflugzeug aus der Schweiz nach Italien bringt.

APA/dpa/AFP

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