Syrien: Papst-Aufruf zu weltweitem Fast- und Gebetstag

Papst Franziskus hat für den 7. September zu einem weltweiten Tag des Gebets und des Fastens für den Frieden in Syrien und in den anderen Konfliktherden der Welt aufgerufen.

Er selbst werde am kommenden Samstagabend auf dem Petersplatz eine Gebetwache leiten, sagte der Papst bei seinem Angelusgebet am Sonntag. Zugleich rief Franziskus die anderen christlichen Kirchen auf, sich dieser Initiative anzuschließen.

Es sei ein „Ruf für den Frieden“, der mit aller Kraft besage: „Wir wollen eine Welt in Frieden, wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein“, unterstrich der Papst. „Wir wollen, dass in dieser unserer von Spaltungen und Konflikten zerrissenen Welt Frieden entsteht“. „Nie mehr Krieg!“, rief der Papst den Menschen zu.

Papst Franziskus am Balkon des Petersdoms, im Vordergrund eine Statue

Reuters/Alessandro Bianchi

Papst Franziskus richtete einen eindringlichen Friedensappell an die internationale Gemeinschaft

Eindringlich forderte Franziskus die Konfliktparteien sowie die internationale Gemeinschaft auf, sich nicht in ihren eigenen Interessen zu verschließen, sondern mit Mut und Entschlossenheit Verhandlungen zu führen und „blinde Gegensätze“ zu überwinden. Es gebe ein „Urteil Gottes, das auch ein Urteil der Geschichte über unsere Taten ist“, und dem könne man nicht entfliehen.

Gegen „Kultur der Gewalt“

„Mit besonderer Entschiedenheit verurteile ich den Einsatz von chemischen Waffen“, führte der Papst vor seinem Mittagsgebet aus. „Wie viele Leiden und Zerstörungen hat der Einsatz dieser Waffen in dem gemarterten Land gebracht, vor allem für die wehrlose Zivilbevölkerung!“. Ausdrücklich verwies Franziskus dabei auf die vielen getöteten Kinder, die nicht mehr das Licht der Zukunft sehen könnten. Er sei entsetzt und traurig über die schrecklichen Bilder der vergangenen Tage, so der Papst.

„Krieg führt nur zu Krieg, Gewalt führt nur zu Gewalt“, rief er unter dem Applaus vor mehreren Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz. Nicht mit einer „Kultur der Gewalt“ sondern nur mit einer Kultur der Begegnung komme man zu einem friedlichen Einvernehmen unter den Völkern.

Botschaft via Twitter wiederholt

Am Montag wiederholte Franziskus seine Friedensbotschaft noch einmal via Twitter. „Nie wieder Krieg! Nie wieder Krieg!“, so seine kurz vor Mittag versendete Nachricht an die derzeit 8,93 Millionen Follower auf dem Kurznachrichtendienst.

Mit den Worten „Nie wieder Krieg“ nimmt Franziskus eine Anleihe bei Paul VI. (1963-1978). Er hatte am 5. Oktober 1965 am Sitz der Vereinten Nationen in New York ausdrücklich Frieden für Vietnam gefordert und ein leidenschaftliches „Nie wieder Krieg“ formuliert.

Syrischer Großmufti will nach Rom

Ebenfalls am Montag wurde bekannt, dass der syrische Großmufti Ahmed Badreddin Hassu am Friedensgebet des Papstes teilnehmen möchte. Wie der vatikanische Missionspressedienst Fides am Montag meldet, habe der islamische Würdenträger sich an den Vatikan-Botschafter in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, mit der Bitte gewandt, diese Möglichkeit zu überprüfen.

Hassu habe sich sehr bewegt über den Friedensappell des Papstes für sein Land geäußert, heißt es weiter. Auch wenn sich die Rom-Reise aus logistischen oder sonstigen Gründen nicht verwirklichen lassen sollte, habe der Mufti seine Gemeinschaft in Damaskus aufgerufen, den Appell des Papstes aufzugreifen und ihrerseits für den Frieden in Syrien zu beten, so Fides.

Dieses Gebet solle gleichzeitig mit der Initiative des Papstes in den Moscheen von Damaskus und auf dem ganzen nationalen Territorium stattfinden. Die syrischen Muslime sähen Papst Franziskus als einen „wirklichen geistlichen Führer, der ohne politische, individuelle oder gemeinschaftliche Interessen für das Wohl des syrischen Volkes spricht“, so der Mufti.

Ostkirchen schließen sich an

Die Oberhäupter der christlichen Ostkirchen haben sich dem Gebetsaufruf des Papstes ebenfalls angeschlossen. Bischöfe und einfache Gläubige seien „vom Appell des Papstes bewegt“ und sähen darin „großen Trost“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des maronitischen Patriarchen, Kardinal Bechera Rai, und des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X. Jasidschi, berichtete Fides am Montag.

Ebenso wie Papst Franziskus am Sonntag zum Gebet und Fasten am 7. September aufgerufen hatte, wolle man die jeweiligen Glaubensgemeinschaften zum gemeinsamen Gebet einladen. In der in Beirut unterzeichneten gemeinsamen Erklärung appellierten die beiden Religionsvertreter an alle Länder, „sich für eine Lösung des Konflikts mit politischen, diplomatischen und friedlichen Mitteln einzusetzen“.

Ein „ausländisches militärisches Eingreifen“ in Syrien lehnten die Kirchenoberhäupter ab, zumal der Krieg „nur Verwüstung und Ruin“ mit sich bringe. „Wir möchten, dass die Sprache des Dialogs und des Friedens gesprochen wird“, heißt es weiter. Christen würden nie „Instrumente des Krieges und des Waffenhandels“ sein, sondern sich „für den Aufbau einer Gesellschaft einsetzen, die auf gegenseitiger Achtung, Nächstenliebe und Zusammenarbeit basiert“.

KAP, APA, religion.ORF.at

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