Europas Bischöfe: Mit moderner Welt befassen

„Gott und Staat - Europa zwischen Laizität und Laizismus“, lautet das Leitthema einer viertägigen Versammlung der katholischen Bischöfe aus 38 Ländern Europas in Bratislava.

Europas Bischofkonferenz-Vorsitzende versuchen - nicht zuletzt unter dem starken Eindruck der vielen von Papst Franziskus angestoßenen Selbstkritik und Reformanliegen - sich stärker mit der Moderne und der Postmoderne zu befassen und nicht nur generell den Werteverfall zu beklagen. Das war der Tenor des ersten Tages der Vollversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in Bratislava/Pressburg.

Beratungen über „Gott und Staat“

Das Plenum war am Donnerstag mit einer Papstbotschaft eröffnet worden, die Nuntius Erzbischof Mario Giordano verlesen hatte. Sechs Kardinäle - darunter Christoph Schönborn - und knapp 30 Bischöfe nehmen an der Kirchenversammlung in der Slowakei teil. Das Land feiert heuer „20 Jahre Unabhängigkeit“.

Stanislav Zvolensky, der Vorsitzende der slowakischen Bischofskonferenz und damit Gastgeber der Versammlung, betonte zur Eröffnung die Höherwertigkeit „moralischer Prinzipien“ gegenüber weltlichen Gesetzen. „Nicht immer ist auch moralisch richtig, was gesetzlich erlaubt ist.“ Übergeordnete moralische Prinzipien hätten aber nicht nur im religiösen, sondern auch im zivilen Leben zu gelten, forderte er. Die katholische Kirche der Slowakei gilt als eine der Hochburgen des Konservativismus in Europa und übt im Land einen starken politischen Einfluss aus.

Evangelium „attraktiv“ verkünden

Der Präfekt der Vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, rief die Bischöfe dazu auf, das Evangelium „auf attraktive Weise“ zu verkündigen. So wie Jesus es tat, müsse die Freiheit respektiert werden. „Wir müssen einen Weg finden, den Männern und Frauen in unseren Ländern die Botschaft des Gottesreiches zu erläutern, weil dieser Weg ihnen größere und authentischere Freiheit gibt.“

Jeder Bischof habe mit Sicherheit schon irgendwann die Erfahrung der Jünger gemacht, „die in einer Stadt nicht willkommen waren“ und denen Ablehnung entgegenschlug, so Ouellet. Aber anstatt deshalb „mit Ressentiments zu hadern, verbittert zu werden oder Ablehnung im Herzen zu hegen“, sollten die Bischöfe jeden Tag, „gestärkt mit neuer Kraft aus der Heiligen Schrift und aus den Sakramenten“, wieder auf den Weg gehen, so der kanadische Kurienkardinal. Dies sei auch die eigentliche Botschaft des aktuellen „Jahres des Glaubens“, das Papst Franziskus am 24. November feierlich abschließen werde.

Volle Unterstützung für Papst-Vorhaben

CCEE-Präsident Kardinal Peter Erdö (Budapest) wies darauf hin, dass ebenfalls am 3. Oktober die Beratungen des Papstes mit den acht „C-8“-Kardinälen zur Kurienreform und zur kollegialen Führung der Weltkirche zu Ende gingen: „Wir drücken unsere volle Unterstützung für die diesbezüglichen Entscheidungen des Nachfolgers Petri aus“, betonte er.

Erdö betonte auch die Verantwortung der Bischöfe, die „Kultur des Wegwerfens“ zu bekämpfen, wie dies der Papst fordere. Es gehe um Beistand für alle, die gesellschaftliche Ausgrenzung erfahren, ob durch Armut, Arbeitslosigkeit, Alter oder auch psychisches Leiden. Die Kirche müsse diesen Menschen „am Rand“ allerdings mehr anbieten als bloße materielle Hilfe oder Vermittlung diverser Aktivitäten. Dieses Mehr, das die Kirche geben könne, sei ihr eigentlicher Schatz, nämlich Christus, sagte Erdö.

Demonstrationen wegen abgesetztem Bischof

Der Kardinal hatte vorher bei einer Pressekonferenz auch zur Frage slowakischer Journalisten Stellung genommen, ob bei den Gesprächen in Pressburg auch die slowakischen innerkirchlichen Probleme infolge der ohne Begründung erfolgten Absetzung von Erzbischof Robert Bezak zur Sprache kommen würden - mehr dazu in Slowakischer Erzbischof muss gehen: Kritik an Personalpolitik des Vatikans. Die slowakische Bischofskonferenz kündigte ihrerseits eine Presserklärung zu der Absetzungs-Causa an.

Am Donnerstagabend versammelte sich am Platz vor dem Martinsdom unmittelbar vor der Messe der Bischöfe eine Gruppe mit Transparenten und demonstrierte schweigend. Der Protest richtet sich sowohl gegen die vatikanische Bischofskongregation als auch gegen die slowakische Kirchenführung.

Erdö sagte dazu, auf Ebene der europäischen Bischöfe sei nur das relevant, was im offiziellen Annuario Pontificio des Vatikan stehe. Der ungarische Primas nahm damit Bezug auf die Tatsache, dass Papst Franziskus die von Papst Benedikt XVI. verfügte Absetzung Bezaks akzeptiert hatte und vor dem Sommer den bisherigen Administrator zum Nachfolger ernannt hatte.

KAP/dpa

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