Vatikan: Neuer Staatssekretär Parolin tritt Amt an

Im Vatikan hat der neue vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin heute sein Amt angetreten. Der aus Italien stammende Kirchendiplomat tritt die Nachfolge des umstrittenen Tarcisio Bertone an.

Der vatikanische Staatssekretär - für gewöhnlich ist die Position durch einen Kardinal besetzt und heißt dann Kardinalstaatssekretär - ist nach Papst Franziskus die Nummer zwei im Kirchenstaat und nach weltlichen Maßstäben eine Art Regierungschef.

Parolin selbst war bei der Zeremonie zu seinem Amtsbeginn nicht anwesend. Der 58-Jährige musste sich einem chirurgischen Eingriff in seiner Heimatprovinz Vicenza unterziehen, berichtet der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi. Er versicherte, dass Parolin wohlauf sei, es habe sich um eine "kleine Operation“ gehandelt.

Der Papst beteiligte sich am Dienstag in der Bibliothek des Staatssekretariats an einer Zeremonie, bei der er von Bertone Abschied nahm. Franziskus dankte dem seit 2006 amtierenden Kardinalstaatssekretär für seinen Dienst und überreichte ihm einen Dankesbrief. In seiner Abschiedsrede hob Bertone die wichtigsten Etappen seines siebenjährigen Dienstes an der Seite des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hervor.

Der designierte vatikanische Staatssekretär Pietro Parolin

Reuters/Jorge Silva

Pietro Parolin

Zölibatsdebatte möglich

Dass Franziskus Anfang September den für eine derart hohe Position mit 58 noch relativ jungen Parolin auswählte, wurde von vielen Beobachtern als Überraschung gewertet. Parolin selbst sorgte Mitte September mit Aussagen zum Pflichtzölibat für Aufsehen.

„Der Priesterzölibat ist kein Dogma der Kirche“, sagte Parolin damals in einem Interview mit der venezolanischen Tageszeitung „El Universal“. Man könne darüber diskutieren, weil es sich um eine kirchliche Tradition handle, sagte Parolin. „Das bedeutet aber nicht, dass der Zölibat einfach der Vergangenheit angehört“, so Parolin - mehr dazu in Vatikanischer Staatssekretär: Debatte über Zölibat möglich.

Umstrittener Vorgänger

Sein Vorgänger Bertone galt als umstritten. Der sogenannte Vatileaks-Skandal um die Weitergabe zahlreicher Geheimdokumente an italienische Medien hatte Grabenkämpfe von Anhängern und Gegnern Bertones offenbart. Seit seinem Amtsantritt Mitte März verfolgt Franziskus zunehmend eine Reformpolitik im Vatikan.

Der 58-jährige Parolin war bisher als Nuntius in Venezuela tätig. Er stammt aus dem norditalienischen Vicenza und ist seit 1980 Priester. Er war unter anderem Untersekretär in der Sektion des Vatikans für die Beziehungen mit den Staaten und damit eine Art Vize-Außenminister des Kirchenstaates. 2009 wurde er zum Bischof geweiht.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP

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