Limburg: Generalvikar tritt Amt an

Der neue kommissarische Leiter des krisengeschüttelten deutschen Bistums Limburg, Generalvikar Wolfgang Rösch, beginnt heute offiziell seine Arbeit in der Domstadt.

Geplant sind am ersten Arbeitstag des neuen Generalvikars nach Angaben der Diözese zunächst Gespräche mit Mitarbeitern. Rösch soll in der Abwesenheit des umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst die Amtsgeschäfte der Diözese führen.

Wolfgang Rösch

APA/dpa/Fredrik von Erichsen

Wolfgang Rösch

In seinem ersten TV-Interview, das vom Hessischen Rundfunk aufgezeichnet und am Sonntag auf tagesschau.de veröffentlicht wurde, ließ Rösch wissen, dass er vor allem für eine funktionierende Verwaltung in der Diözese Limburg sorgen wolle. Das stehe „ganz nüchtern“ in dem Dekret aus dem Vatikan, das seine Aufgaben während der Abwesenheit des Bischofs regle, sagte Rösch in dem Interview.

„Neue Ämter sind wie neue Kinder“

Papst Franziskus hatte am Mittwoch Tebartz-van Elst eine Auszeit verordnet. Zugleich setzte er Rösch, der eigentlich zum 1. Januar 2014 antreten sollte, mit sofortiger Wirkung ins Amt des Generalvikars ein. Der Limburger Bischof steht unter anderem wegen der Baukosten seines Bischofssitzes auf dem Limburger Domberg von 31,5 Millionen Euro in der Kritik. Außerdem droht ihm ein Strafbefehl wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen.

Der 54-jährige Rösch sagte, er sei in erster Linie der Bischofskongregation und dem Heiligen Stuhl zur Rechenschaft verpflichtet, nicht Tebartz-van Elst. Dieser lasse derzeit sein Amt ruhen. Gleichzeitig sei er nicht dazu befugt, „Weichen stellende Entscheidungen“ zu fällen. Das bleibe dem Bischof vorbehalten. Rösch sprach von einer „Übergangszeit“, in der es unter anderem darum gehe, nicht über- sondern miteinander zu reden. „Fertige Lösungen“ gebe es nicht.

Von der Vatikan-Entscheidung habe er während einer Fahrrad-Pilgertour mit seinem Bruder und seinem Neffen auf dem Jakobsweg erfahren, sagte Rösch. Seine Empfindungen umschrieb der bisherige Wiesbadener Stadtdekan mit den Worten einer Frau, die er längere Zeit seelsorglich begleitete. Die dreifache Mutter, die ungeplant ein viertes Mal schwanger geworden sei, habe per SMS den Satz geschickt: „Neue Ämter sind wie neue Kinder, manchmal ungeplant, aber am Schluss liebt man sie.“

Bischofssitz als Flüchtlingsheim?

Im Bistum Limburg wird einem Bericht des „Spiegel“ zufolge indes über eine neue Nutzung der in Verruf geratenen Gebäude diskutiert. Im Bischöflichen Ordinariat und im Klerus werde etwa über ein Flüchtlingsheim, eine Anlaufstelle für Obdachlose und eine Suppenküche diskutiert, berichtete das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ am Sonntag. „Der Geldgestank muss weg“, sagte demnach ein Mitglied des Domkapitels.

Zwei Menschen stehen vor dem geschlossenen Metalltor eines großen Hofs.

Reuters/Kai Pfaffenbach

Der neue Bischofssitz in Limburg könnte künftig einem anderen Zweck dienen

Eine mögliche Unterbringung von Flüchtlingen würde sich laut „Spiegel“ am Vorbild des früheren Limburger Bischofs Franz Kamphaus orientieren, der in den achtziger und neunziger Jahren das damalige Bischofshaus einer fünfköpfigen Familie aus Eritrea überließ und ins Priesterseminar zog. Eine Öffnung für Obdachlose würde der Caritas entgegenkommen. „Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, könnten in der Residenz bewirtet werden“, zitierte das Magazin einen Caritas-Mitarbeiter.

Ein weiteres Szenario sieht dem Bericht zufolge vor, den mindestens 31 Millionen teuren Bischofssitz als Touristenattraktion zu nutzen. Dass der umstrittene Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst oder ein neuer Bischof die Residenz beziehe, gelte im Ordinariat als schwer vorstellbar. „Der Bau ist so etwas wie eine Erbsünde geworden, die uns der Bischof hinterlassen hat“, sagte dem Magazin ein Caritas-Mitarbeiter.

KAP/APA/dpa

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