Äußerung zu Kinderreichtum: Meisner verärgert Muslime

Mit Äußerungen zum Kinderreichtum von Muslimen in Deutschland ist Kölns Kardinal Joachim Meisner (80) auf empörten Widerspruch seitens des Zentralrats der Muslime gestoßen.

In einer Ansprache vor Mitgliedern einer konservativen katholischen Bewegung hatte Meisner laut Kölner Domradio gesagt: „Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien.“ Das bestätigte am Mittwoch ein Sprecher Meisners.

„Bedient Ressentiments“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, wertete das gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch-Ausgabe) als Versuch des scheidenden Kardinals, „sich mit sarrazinähnlichen Äußerungen über Muslime einen rustikalen Abgang zu sichern“. Meisner bediene Ressentiments und islamfeindliche Stimmungen, „die wir so von der katholischen Kirche und besonders vom neuen Papst nicht kennen“, sagte Mazyek.

Meisner bedauerte inzwischen, mit der Äußerung über Muslime Irritationen ausgelöst zu haben. „Es war keineswegs meine Absicht, Menschen anderen Glaubens damit zu nahe zu treten“, versicherte er am Mittwoch in einer Stellungnahme. „Meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich. (...) Ich habe schon verschiedentlich gesagt, dass muslimische Familien unserer überalternden Gesellschaft in manchem ein Beispiel geben.“

Empörte Reaktionen

Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union Ditib sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Man stelle sich vor, ein muslimischer Würdenträger in vergleichbarer Position würde diesen Satz formulieren - ein Empörungsschrei ginge durch die Gesellschaft.“ Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), sprach von der „persönlichen Meinung eines katholischen Würdenträgers“, die sie nicht kommentiere, „auch wenn ich sie nicht verstehe“.

Kardinal Joachim Meisner

APA/EPA/dpa/Oliver Berg

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner

Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) zeigte sich „sehr enttäuscht, dass ein führender Repräsentant der katholischen Kirche Menschen unterschiedlichen Glaubens gegeneinander ausspielt“. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) teilte der dpa mit: „Eine abgestufte Wertigkeit von Familien und damit von Kindern je nach Herkunft oder Religionszugehörigkeit verstößt nicht nur gegen unsere Verfassung, sie ist auch alles andere als christlich. Kardinal Meisner wäre gut beraten, eine Klarstellung seiner verunglückten Aussagen vorzunehmen.“

Meisner machte seine Aussagen laut Domradio, dem Sender des Erzbistums Köln, am 24. Jänner bei einer Veranstaltung des „Neokatechumenalen Wegs“, einer geistlichen katholischen Bewegung. Der Kardinal habe mit seinen Worten die Bereitschaft der Bewegung zur Gründung großer Familien als Glaubenszeugnis würdigen wollen, so die Interpretation des Bistumssenders.

religion.ORF.at/AFP/dpa

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