Synode: Ja zu Taufe von Kindern in Homo-Ehen

Das Arbeitspapier zur Familiensynode im Vatikan im Oktober empfiehlt die Taufe für Kinder, die in einer gleichgeschlechtlichen Familie aufwachsen. Bei dem Thema gibt es starke Differenzen unter Bischöfen, vor allem in Nord- und Südamerika.

Die Mehrheit der dazu eingegangenen Antworten auf die weltweite Befragung zu Ehe und Familie befürwortet laut dem am Donnerstag in Rom veröffentlichten Text, „dass ein Kind, für den Fall, dass Partner einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft seine Taufe erbitten, mit der gleichen Zuneigung, Sorge und Liebe angenommen werden muss wie die anderen Kinder“. Viele Bischofskonferenzen wünschen sich allerdings konkrete pastorale Leitlinien für den Umgang mit solchen Situationen.

Baby bei der Taufe

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Die Taufe

Neben der Eucharistie ist die Taufe das wichtigste Sakrament im Christentum. Dabei wird das Kind in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Die Eltern bzw. Taufpaten versprechen, dass das Kind christlich erzogen wird. Die Taufe verliert auch bei einer Exkommunikation nicht ihre Wirksamkeit.

Die Kirche bleibe in solchen Fällen verpflichtet, die familiären Umstände für die Weitergabe des Glaubens zu prüfen, heißt es in dem Dokument. „Für den Fall, dass es berechtigte Zweifel im Hinblick auf die tatsächliche Fähigkeit zur christlichen Kindererziehung von Seiten der gleichgeschlechtlichen Partner gibt, muss ihnen die entsprechende Unterstützung garantiert werden - so wie es auch im Hinblick auf jedes andere Paar verlangt wird, das die Taufe seines Kindes erbittet.“ Besondere Aufmerksamkeit müsse in diesen Fällen auf die Wahl des Taufpaten oder der Taufpatin gelegt werden.

Mehrheit sieht Risiko

Die Mehrzahl der Antworten spricht sich zugleich klar gegen staatliche Gesetze aus, die gleichgeschlechtlichen Paaren die Adoption von Kindern ermöglichen. Das wird laut Arbeitspapier als Risiko für das Wohl des Kindes gesehen, das ein Recht darauf habe, mit Vater und Mutter aufzuwachsen.

Hintergrund für das derart ausführliche Eingehen des Synoden-Arbeitspapieres sind teilweise starke Differenzen unter Bischöfen bei diesem Thema, besonders in Nord- und Südamerika. Die US-Bischofskonferenz (USCCB) hatte etwa kürzlich erklärt, man werde keine allgemeine Richtlinie bezüglich dieser „schwerwiegenden pastoralen Angelegenheit“ erstellen, wolle den Zugang zum Taufsakrament jedoch nicht verweigern und überlasse den Priestern vor Ort die Letztentscheidung. In der Praxis werden Kindern Homosexueller meist in einer privaten Zeremonie mit dem biologischen Elternteil getauft, ohne dass die Adoptivmutter oder der Adoptivvater in der Taufurkunde aufscheint.

Umstrittene Entscheidung

Eine umstrittene Entscheidung traf der zur konservativen Fraktion in der USCCB gezählte Bischof von Madison, Robert Morlino. Er forderte alle Pfarrer auf, vor Taufen von Kindern, die in „Homo-Ehen“ aufwachsen, eine Absprache mit dem Generalvikar vorzunehmen. Denn bei gleichgeschlechtlichen Partnern liege die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie viele Vorgaben der Kirche nicht nur missachteten, sondern auch bekämpften und deshalb bei ihnen die von Eltern oder Adoptiveltern geforderte Erziehung im Glauben erschwert sei, wurde diese Sonderbehandlung begründet.

Dem halten Kritiker wie Francis DeBernardo, Leiter der US-Initiative für homosexuelle Katholiken New Ways Ministry, entgegen, dass sehr wahrscheinlich kein Elternpaar der USA sämtliche Kirchengesetze fehlerfrei befolge. „Warum unterzieht man nur lesbische und schwule Eltern einer genaueren Prüfung?“, so DeBernardo gegenüber der „Washington Post“ (Donnerstag-Ausgabe).

Franziskus gegen Verwehrung von Taufe

Die grundsätzliche Linie auch im konservativen Spektrum, wonach keinem Kind die Taufe verwehrt werden soll, wurde durch Papst Franziskus bestärkt: Er bestrafte in seiner Zeit als Erzbischof Priester, die Kindern unverheirateter Mütter die Taufe verweigerten, und betonte auch, dass ein Kind niemals die Verantwortung für die Standessituation seiner Eltern trage.

Auf den Papst berief sich auch der mexikanische Bischof Raul Vera Lopez, der im Mai kurz nach einem Besuch bei Franziskus persönlich ein 16-monatiges Kind taufte, das bei einem lesbischen Paar lebt. Viel Aufsehen in Argentiniens Kirche erregte zudem im April die Taufe eines bei einem lesbischen Paar lebenden Kindes in der Kathedrale von Cordoba. Taufspender war der örtliche Erzbischof Carlos Nunez höchstpersönlich.

Die Antworten auf den Fragebogen, den der Vatikan im vergangenen November an die Bischofskonferenzen der Weltkirche verschickt hat, sind Grundlage für das Arbeitspapier zur Außerordentlichen Bischofssynode, die vom 5. bis 19 Oktober im Vatikan tagt. Ihr Thema lautet: „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“.

religion.ORF.at/KAP

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