Islamgesetz: Aleviten stellen sich hinter Entwurf

Die Islamische Alevitische Glaubensgemeinschaft hat am Mittwoch den Regierungsentwurf für ein neues Islamgesetz verteidigt und gleichzeitig die Kritik der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) daran zurückgewiesen.

Man stehe zu 100 Prozent hinter der Novelle, sagte der Bundessekretär der Islamischen Alevitischen Glaubensgemeinschaft, Cengiz Duran, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der IGGiÖ werfen die Aleviten vor, aus Sorge um den Verlust ihrer Monopolstellung dagegen zu agieren.

Der Gesetzesentwurf sei ein „Meilenstein in der Geschichte des Islams in Österreich“, meinte Duran. Der einzige Änderungswunsch betrifft die Imame-Ausbildung, die Aleviten sprechen nämlich lieber von der Ausbildung von Geistlichen. Dass diese in Österreich zu absolvieren sei, unterstütze man aber, betonte der stellvertretende Bundesvorsitzende und Pressesprecher der Aleviten, Riza Sari.

Für Verbot der Auslandsfinanzierung

Auch das Verbot ausländischer Finanzierung sei zu begrüßen, denn diese trage immer die Gefahr der politischen Einflussnahme in sich. „Wir wollen uns als Muslime in Österreich weiterentwickeln, in die Gesellschaft integrieren. Dafür braucht es Unabhängigkeit“, sagte Duran. Ähnlich Sari: „‚Daham statt Islam‘ tut mir so weh. Ich bin daham und Islam.“

Warum sie das Gesetz so freudig begrüßen, ist laut Sari leicht erklärt: „Wir Aleviten haben einen Vorteil, wir haben von nichts so viel gekriegt“, sagte er in Anspielung darauf, dass die Aleviten erst 2013 nach langen juristischen Auseinandersetzungen anerkannt wurden und davor keine derartigen Rechte hatten. Die IGGiÖ leide hingegen unter dem bereits 2010 vom Verfassungsgerichtshof bestätigten Verlust ihrer Monopolstellung, außerdem fürchte sie um ausländische Gelder. „Das tut natürlich weh“.

Betende Frauen

Reuters/Fatih Saribas

Alevitischer Gottesdienst

Kritik an IGGiÖ-Kritik

Duran bezeichnete die IGGiÖ bei der Pressekonferenz auch nur als Vertretung der Sunniten in Österreich. Als solche sollte auch sie ihre Lehre und Glaubensquellen vorlegen und damit „zeigen, welchen Islam sie vertritt“. Die von der IGGiÖ verlangte Ausnahme wäre eine Ungleichbehandlung, die man nicht hinnehmen könne. Schließlich hätten auch die Aleviten ihre Glaubensgrundlagen für die Anerkennung offen legen müssen.

Sari ließ die Proteste, dass die IGGiÖ in die Gesetzwerdung nicht eingebunden gewesen sei, nicht gelten. Der Letztentwurf sei auch von einem IGGiÖ-Vertreter im Kultusamt abgesegnet worden, davor seien insgesamt sieben Entwürfe hin und her gegangen. Die schnelle Präsentation durch die Bundesregierung sei dann zwar überraschend gekommen, inhaltlich seien aber Sunniten, Schiiten und Aleviten „up to date“ gewesen, betonte Sari.

Die IGGiÖ, aber auch nicht-muslimische Experten, hatten in den vergangenen Wochen massive Kritik an dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung geübt. Neben der Auslandsfinanzierung, die keiner anderen religiösen Gemeinschaft in Österreich verboten ist, sehen die Kritiker auch noch einige andere Punkte, die den Islam im Vergleich zu anderen Gemeinschaften benachteiligen würden.

religion.ORF.at/APA

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