„Abscheu und Entsetzen“: Muslime verurteilen Anschlag

Muslimevertreter in Österreich haben nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ am Mittwoch, bei dem zwölf Menschen getötet wurden, scharf verurteilt.

„Mit Abscheu und Entsetzen verurteilt die Islamische Glaubensgemeinschaft den verheerenden Terroranschlag auf die Redaktion eines bekannten Pariser Satiremagazins“, so die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) Carla Amina Baghajati am Mittwoch in einer Aussendung. Das Mitgefühl der IGGiÖ gelte den Angehörigen der zwölf Toten und den schwer Verwundeten.

IGGiÖ: „Kampf gegen Hass und Terror“

Presse- und Meinungsfreiheit seien Säulen eines jeden demokratischen Rechtsstaates, heißt es weiter. So wie der Pluralismus verschiedener Religionen und Weltanschauungen in einer Gesellschaft Platz haben müsse, so sollten sich auch verschiedene Sichtweisen öffentlich ausdrücken können. Eine „missliebige Meinung“ rechtfertige unter keinen Umständen die Anwendung von Gewalt, so die Glaubensgemeinschaft.

Muslime würden sich eindeutig gegen diese Abscheulichkeiten positionieren, die „keinerlei Rechtfertigung“ in der Religion finden könnten, so die IGGiÖ. „Diese Stimmen müssen Gehör finden – gerade im gemeinsamen Kampf gegen Hass und Terror.“

ILMÖ: Terror gegen Demokratie

Die Initiative liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) verurteilte am Mittwoch den blutigen Anschlag ebenfalls auf das Schärfste. „Wir erklären und bekräftigen, dass solch feiger Terror nicht nur gegen friedliche und unschuldige Journalisten, sondern vor allem auch überhaupt gegen Meinungsfreiheit und Demokratie gerichtet ist“, so die Aussendung von ILMÖ-Präsident Amer Albayati.

Ein Mann stellt in Paris eine Kerze zum Gedenken des Anschlags auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" auf

Reuters/Stephen Lam

Gedenken in Paris nach dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“

Gleichzeitig verlangt die Initiative, „solche radikale und kriminelle Auswüchse allerorts zu bekämpfen und zu beseitigen, die Augen auch überall in Österreich auf radikale Islamisten und ihre Organisationen zu richten und keinerlei staatliche und politische Unterstützungen für Einrichtungen mehr zu gewähren, die sich nicht erkennbar und glaubwürdig vom Extremismus distanzieren“, schreibt die ILMÖ.

Muslimische Jugend: „Entsetzen“

Mit „Entsetzen“ nimmt auch die Muslimische Jugend Österreich auf ihrer Website am Donnerstag die Nachricht über das Attentat in Paris zur Kenntnis. „Wir verurteilen solche Angriffe aufs Schärfste und möchten den Angehörigen unser Beileid aussprechen“, so die MJÖ.

Der Rat der Muslime in Frankreich verurteilte den Terroranschlag am Mittwoch als „barbarisch“. Die Tat sei ein „Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“, schrieb die Organisation in einer Erklärung „im Namen der Muslime in Frankreich“.

„Journalisten Märtyrer der Freiheit“

Auch Frankreichs wohl bekanntester Imam Hassen Chalghoumi verurteilte die Angriffe auf „Charlie Hebdo“ scharf. „Die Barbarei der Angreifer hat nichts mit dem Islam zu tun“, betonte der aus Tunesien stammende Geistliche beim Besuch des Tatorts dem französischen TV-Sender BFMTV. Auf Hass könne man nicht mit Gegenhass antworten. „Die Journalisten sind die Märtyrer der Freiheit.“

Auch der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland verurteilte den Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ scharf. Mit ihrem „grausamen Akt“ hätten die Attentäter den islamischen Propheten Mohammed und die Religion des Islams „verhöhnt und beleidigt“, erklärte der Islamratsvorsitzende Ali Kizilkaya am Donnerstag in Köln. „Dieses Attentat ist ein Akt gegen die Menschlichkeit und zugleich ein Angriff gegen die Werte des Islams.“

„Der schreckliche Anschlag von Paris hat uns alle erschüttert“, unterstrich Kizilkaya. „Dieses abscheuliche Verbrechen ist durch nichts zu rechtfertigen. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen der Opfer, den Beteiligten und dem französischen Volk.“

Mindestens zwölf Menschen getötet

Nach Angaben der Polizei waren am Mittwoch gegen 11.30 Uhr mindestens zwei vermummte Männer mit einer Kalaschnikow und einem Raketenwerfer bewaffnet in die Räume der Zeitung in Paris eingedrungen. Die Terroristen sollen bei ihrem Überfall mehrfach „Allah ist groß“ skandiert haben. Auf Videos im Internet vom Tatort im Osten der französischen Hauptstadt sollen zwei schwarz vermummte Täter zu erkennen sein.

Nach Augenzeugenberichten sollen sie bei dem Überfall „Wir haben den Propheten gerächt“ gerufen haben. Bei dem Anschlag auf das kritische Satiremagazin wurden mindestens zwölf Menschen getötet und mehrere schwer verletzt. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft habe es nach dem Anschlag einen Schusswechsel mit den Sicherheitskräften gegeben. Bei ihrer Flucht hätten die Angreifer einen Polizisten angeschossen und später einen Fußgänger überfahren.

Umstrittene Karikaturen

Die Zeitung hatte in der Vergangenheit mehrfach mit provokanten Mohammed-Karikaturen für Schlagzeilen gesorgt. So hatte „Charlie Hebdo“ im September 2012 mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen wütende Reaktionen von Muslimen hervorgerufen, die Abbildungen des Religionsgründers ablehnen.

Die Wochenzeitung war bereits vor einigen Jahren Ziel eines Brandanschlages geworden. Sie hatte damals eine Abbildung des islamischen Propheten Mohammed auf ihrer Titelseite veröffentlicht. Ihre neueste Ausgabe vom Mittwoch widmete die Zeitung dem neuen Roman des französischen Skandal-Autors Michel Houellebecq, der darin die Machtübernahme durch einen muslimischen Präsidenten in Frankreich im Jahr 2022 beschreibt.

religion.ORF.at/dpa/APA/KAP/AFP

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