KAICIID: Präsident und Kardinal gegen rasche Schließung

Bundespräsident Heinz Fischer und Kardinal Christoph Schönborn wandten sich am Mittwoch in getrennten Aussendungen gegen eine rasche Schließung des Abdullah-Zentrums für Internationalen Dialog (KAICIID) in Wien.

Fischer verwies auf die Sinnhaftigkeit des Dialoges zwischen Religionen und Weltanschauungen und betonte, dass „Brücken rascher abgebrochen sind als wieder aufgebaut“.

Die politische und rechtliche Situation in Saudi-Arabien sei zum Zeitpunkt, wo das Abkommen zur Errichtung des Zentrums geschlossen und vom Nationalrat genehmigt worden sei, nicht anders gewesen als heute, hieß es in der Aussendung der Präsidentschaftskanzlei. Kritik am Rechtssystem in Saudi-Arabien wie zum Beispiel Todesstrafe oder Auspeitschung, sei im Rahmen eines Dialogprozesses möglich und gerechtfertigt - und sie werde durch einen Abbruch der Mitwirkung im Dialogzentrum nicht wirksamer.

Das Palais, in dem das König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog (KAICIID) untergebracht ist

APA/Herbert Neubauer

Das Königreich Saudi-Arabien hat das Ringstraßenpalais Sturany am Schottenring 21 gekauft und zum Sitz des Abdullah-Zentrums für Internationalen Dialog (KAICIID) gemacht

Einseitiger Austritt würde am Fortbestand nichts ändern

Ein einseitiger sofortiger Austritt Österreichs würde, betonte die Präsidentschaftskanzlei, nach dem Wortlaut der geschlossenen Vereinbarung am Weiterbestand des Zentrums in Wien nichts ändern. Das KAICIID gehe auf eine Initiative zwischen Spanien und Saudi-Arabien zurück, die vom Vatikan unterstützt worden sei und in die sich Österreich mit dem Angebot, das Zentrum in Wien zu errichten, eingeschaltet habe. Es handle sich daher nicht um einen österreichischen Alleingang und im Führungsgremium des Zentrums seien die wichtigsten Religionsgemeinschaften vertreten.

Schönborn wandte sich in einer von der Kathpress veröffentlichten Stellungnahme dagegen, übereilt die Zusammenarbeit mit dem - fast ausschließlich von Saudi-Arabien finanzierten - Abdullah-Zentrum abzubrechen: „Gerade jetzt braucht es Brücken zwischen den Kulturen und Orte des Dialogs, vor allem dort, wo Entwicklungen besonders notwendig und die Beziehungen problematisch sind“, meinte er.

Die österreichischen Behörden müssten Institutionen wie dem KAICIID gegenüber selbstverständlich wachsam sein und genau hinschauen. „Einfach zusperren wäre aber gerade jetzt kontraproduktiv“, meinte der Kardinal unter Hinweis auf Fischers Stellungnahme. Schönborn verwies auch darauf, dass UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon die Errichtung des Zentrums unterstützt und an der feierlichen Eröffnung im November 2012 teilgenommen habe.

religion.ORF.at/APA

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