Christliche NGO startet Petition für Blogger Badawi

Die NGO Christian Solidarity International (CSI) hat in einer Petition an den saudischen Botschafter die Freilassung des Bloggers Raif Badawi gefordert. Das in die Kritik geratene König-Abdullah-Zentrum solle bestehen bleiben.

CSI will die weitere Aussetzung der Strafe und die Freilassung Badawis aus dem Gefängnis erreichen. Der 31-jährige Blogger war im Mai vergangenen Jahres von einem saudi-arabischen Gericht zu zehn Jahren Haft, 1.000 Stockschlägen und einer Geldstrafe wegen „Beleidigung des Islams“ verurteilt worden. Badawi hatte in seinem Blog alle Religionen als gleichwertig bezeichnet.

In einer Petition an den saudi-arabischen Botschafter in Österreich, Mohammed Al Salloum, begründete die christliche NGO ihre Forderung mit der Sorge um Toleranz und um die Einhaltung der Menschenrechte. Die Forderungen der CSI-Petition gehen allerdings über den konkreten Fall Badawis hinaus: Saudi-Arabien wird auch zu „Toleranz gegenüber allen friedlichen Religionen und säkularen Weltanschauungen“ aufgerufen, zur „Abschaffung grausamer Strafen für Abfall vom Glauben und deren Vollzug“ sowie auch zu einer Ausrichtung der staatlichen Gesetze im Königreich an den UNO-Menschenrechten.

Für Fortbestand von KAICIID

Die Vollstreckung der Strafe, die CSI als „Mord auf Raten“ bezeichnete, wurde nach den ersten 50 Hieben im Jänner vorerst ausgesetzt, offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Medienberichten zufolge hat das Höchstgericht in Saudi-Arabien den Fall in der vergangenen Woche zurück an ein Strafgericht verwiesen, das das Urteil überprüfen soll. Rund um Urteilsspruch und Vollstreckung war internationale Kritik und in Wien eine heftige Diskussion um das vom saudi-arabischen König Abdullah initiierte Dialogzentrum KAICIID laut geworden. Während die österreichische Regierung derzeit dessen Neuaufstellung anstrebt, fordern Kritiker wie etwa die Grünen die Schließung.

Elmar Kuhn, Generalsekretär von Christian Solidarity International (CSI)

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Elmar Kuhn, Generalsekretär von Christian Solidarity International (CSI)

Am Fortbestand des Wiener Dialogzentrums KAICIID hält CSI aber fest: Trotz „allzu vieler Defizite“ und der „von Anfang an unmöglich erfüllbaren Aufgabe“, einen echten interreligiösen Dialog für Menschenrechte und Religionsfreiheit zu führen, könne das Dialogzentrum durchaus „Änderungen im Denken anstoßen“, schrieb CSI-Generalsekretär Elmar Kuhn in einem Kommentar der Vereinszeitschrift „Christen in Not aktiv“.

Es komme durchaus etwas in Bewegung, wenn - wie kürzlich geschehen - Patriarch Louis Raphael Sako aus Bagdad die Gelegenheit bekomme, vor Muslimenvertretern offen die Gräuel islamischer Terrorbanden anzuprangern. Die einzige Alternative zum Dialog wäre nur „massive Konfrontation“, so Kuhn weiter.

Menschenrechte stärken

Christen müssten daher den Dialog „sogar dort anbieten, wo es kaum Chancen auf Realisierung zu geben scheint“. Dabei sei der Versuch zum Dialog so lange gerechtfertigt, „solange wir mit der anderen Seite, auch der saudi-arabischen, kritisch reden können, solange uns und unseren Vorwürfen jemand zuhört“. Sei dies auch noch kein echter, von Respekt und Toleranz getragener Dialog, wäre ein Zerstören dieses „Anfangs“ dennoch unverantwortlich. „Zerstört ist schnell, aufzubauen braucht Jahre“, meinte Kuhn, der auch Dekan der Klasse Weltreligionen der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste ist.

Kuhn hält die Einbindung eines christlichen Menschenrechtlers für sinnvoll: „Das Zentrum könnte jetzt mithelfen, indem es einen anerkannten interreligiösen Fachmann und christlichen Menschenrechtler zum stellvertretenden Generalsekretär macht“, so sein Vorschlag. Angesichts der heutigen Kriege und Terrorakte sei es wichtig, so Kuhn, Missstände anzuprangern, den kritischen innerislamischen Dialog zu unterstützen, sowie auch Abgrenzungen gegen die Koraninterpretation der Terroristen einzufordern.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Links: