Österreich: Positives Echo auf Ökoenzyklika

Österreichweit auf positives Echo ist die Ökoenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus gestoßen, neben Stimmen aus dem Bereich der katholischen Kirche und NGOs meldeten sich auch Politiker und Medien zu Wort.

Als einen „wichtigen Appell an unsere Gesellschaft“ würdigte etwa Landwirtschaft- und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Donnerstag die Enzyklika. „Der Papst spricht mit deutlichen Worten die wesentlichen Zukunftsfragen an. Er nimmt in dieser richtungsweisenden Enzyklika jede und jeden in die Pflicht.“ Klimaschutz sei „eine Gemeinschaftsaufgabe, der wir uns alle stellen müssen“, so der Minister.

„Hochwillkommener Ansporn zum Umdenken“

Positiv hatten sich davor auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig sowie die Umweltorganisationen Greenpeace, „Global 2000“ und der WWF geäußert - mehr dazu in NGOs, Politik und Kirche: Viel Lob für „Laudato si“. Die „Wiener Zeitung“, Tagesmedium und zugleich amtliches Veröffentlichungsorgan der Republik Österreich, bewertete die Ökoenzyklika als einen „hochwillkommenen Ansporn zum Umdenken“ am Ende des „Hydrokarbon-Zeitalters“. Im Leitartikel über „Franziskus, den Öko-Papst“ hieß es, dieses Umdenken müsse in Richtung Solartechnologie, Windenergie und Elektromobilität gehen.

Lackner: Perspektive für Überleben der Menschen

Salzburgs Erzbischof Franz Lackner schrieb am Freitag in einem Sonder-Newsletter der Erzdiözese, mit „Laudato si“ habe der Papst eine „umfassende öko-soziale Perspektive für das Überleben der Menschheit“ vorgestellt. Der Papst lade zur „ökologischen Umkehr“ ein, denn: „Die Fähigkeit des Menschen, Natur zu gestalten und auch zu zerstören, hat in den letzten Jahrzehnten ungeahnte Ausmaße angenommen. Und die Verantwortung, die Schöpfung für kommende Generationen zu bewahren, trifft besonders uns in den Wohlstandsländern dieser Erde.“

Der Umdenkprozess betreffe nicht nur den Einzelnen sondern auch Staaten und die Weltgemeinschaft, aber auch die katholische Kirche. Die Wurzeln der kulturellen Krise seien tief und es sei nicht leicht, Verhalten und Gewohnheiten zu ändern. Trotzdem ist Lackner davon überzeugt, „dass eine ganzheitliche Ökologie auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemachte werden kann, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung und des Egoismus durchbrechen“.

Krautwaschl: Dialog aus Verantwortung

Die aktuellen ökologischen und sozialen Herausforderungen sind untrennbar miteinander verbunden, ebenso die Menschen in ihrem „gemeinsamen Haus“. Das erfordert nach den Worten des Grazer Bischofs Wilhelm Krautwaschl Dialog eben aus Verantwortung für dieses Haus, das auch für nachkommende Generationen lebenswert bleiben solle. Krautwaschl äußerte sich am Donnerstag bei einem Pressegespräch zur Präsentation der Enzyklika „Laudato si“ in der Diözese Graz-Seckau.

Bischof Krautwaschl beeindruckt - wie er sagte - neben dem Inhalt auch der Ton des päpstlichen Rundschreibens: Der Papst rede nicht alarmistisch von „fünf vor zwölf“, er weise die Menschen vielmehr auf ihr ureigenstes Interesse hin, die Erde bewohnbar zu erhalten und ermuntere zum Dialog.

Scheuer: Mensch als Besitzer der Natur

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer sagte einer Aussendung der Diözese Innsbruck vom Freitag in einem Pressegespräch: „Der Papst verbindet Spiritualität und Lebensstil unter anderem mit Finanzen, Wirtschaft und Konsumgewohnheiten, weil alles miteinander verwoben ist und das eine auf das andere Auswirkungen hat. Das kann man als naiv kritisieren, aber das ist der einzige Zugang, der realistisch ist.“

Es seien Fragen der Ethik, der Wissenschaften, der Technik angesprochen und Fragen der Wirtschaft, so Scheuer. „In der Neuzeit hat sich teilweise ein Bewusstsein ergeben, wo der Mensch als Herr und Besitzer der Natur angesehen wurde und eine Subjekt-Objekt-Spaltung herausgekommen ist.“ Das würde den Eigenwert der Dinge nicht entsprechen, das würde nicht die innere Dynamik der nicht menschlichen Natur berücksichtigen und andere Menschen nicht in ihrem Eigenwert sehen.

DKA: Umwelt- und Armutsfragen verknüpft

Der Dreikönigsaktion spricht der Papst mit „Laudato si“ „aus der Seele“, wie die Entwicklungshilfe-Organisation der Katholischen Jungschar am Freitag betonte. Bestärkt durch den Aufruf von Franziskus zu globaler Solidarität, um den Klimawandel und die Ungleichheit zu bekämpfen, forderte die DKA Regierung und Wirtschaft zum Umdenken auf. „Es reicht nicht, unser bisheriges Wachstumsmodell nur grüner zu färben“, heißt es in der Aussendung. „Was es braucht, ist eine radikale Kursänderung.“

Die Dreikönigsaktion selbst sehe es als ihre Aufgabe, „die Kernbotschaft der Enzyklika, dass Umwelt- und Armutsfragen nicht voneinander zu trennen sind, in den Herzen der Menschen hier bei uns in Österreich zu verankern“. Jeder Einzelne sei aufgerufen, seinen Lebensstil zu verändern. Verantwortungsvolle Konsumenten könnten „heilsamen Druck“ in Richtung Nachhaltigkeit ausüben.

Ähnlich die Hilfsorganisation „Licht für die Welt“: Sie sieht die Papst-Enzyklika als wichtiges Signal auch für die Entwicklungszusammenarbeit. In seinem Dokument rufe Franziskus nicht nur zum Stopp des Klimawandels auf, sondern fordere auch, die Frage nach „Gerechtigkeit“ in die Umweltdiskussion aufzunehmen. Diesen weiten Blick auf Unrechtszusammenhäng würdigte in einer Stellungnahme auch Dietmar Schreiner, Geschäftsführer von „Welthaus“, der entwicklungspolitischen Einrichtung der Diözese Graz-Seckau. Positiv äußerten sich zur Umweltenzyklika auch die Plattform „Wir sind Kirche“ und das „Netzwerk zeitgemäß glauben“.

religion.ORF.at/KAP

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